Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Omega

Omega

Titel: Omega
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
hoffnungsvoll zu bedenken.
    Die Hand auf seiner Schulter ließ los.
    »Sie haben Recht«, stimmte ein anderer zu. »Ich meine, die Wolke ist riesig.«
    »Die Bomben müssen doch Schaden anrichten. Alles andere ist unmöglich.«
    »Vielleicht bringen sie lediglich den Steuerungsmechanismus aus dem Tritt. Zum Teufel, das würde vollkommen reichen.«
    Das Schimmern wurde heller. Collingdale glaubte, eine Explosion zu sehen. Ja, kein Zweifel. Und da auch. Da drüben war eine zweite Explosion. Sie sahen zu, wie etliche Flecken größer wurden und weiß aufglühten. Sahen die Wolke über sich vorüberziehen. Sahen, wie sie langsam auf den Rand der Welt unter ihnen zusank.
    Die Explosionsherde wurden dunkler.
    Auf einer anderen Umlaufbahn waren sie immer noch zu sehen, schwelende Narben auf der sonst beinahe pazifischen Oberfläche der Omegawolke.
    »Ich glaube nicht, dass das funktioniert«, sagte der Pilot.
     
    Auf der dritten Umlaufbahn trafen sie auf die Quagmor, das Schiff, das sie in dieses System gebracht hatte. Die Stimmung an Bord war düster, und alle gaben Kommentare darüber ab, dass sie es wenigstens versucht hätten. Getan hätten, was sie konnten.
    Alexandra meldete, dass die Omega immer noch auf Kurs nach Moonlight war. »Wir sind kaum eingedrungen. Trotzdem besteht noch die Chance, dass wir einen Schaden hinterlassen haben, den wir nur nicht erkennen können. Ich meine, wie können wir wissen, ob wir irgendwelche internen Anlagen zerstört haben? Also, nicht aufgeben, Doc.«
    Und das tat er auch nicht. Aber der Anblick war beunruhigend. Die Wolkenstreifen schossen hervor und krümmten sich, als wollten sie den Planeten umkreisen. Omega war eine heimtückische Kraft, ein Etwas aus einem religiösen Mythos, eine Macht jenseits des Verstehens.
    Die Al-Jahani manövrierte am Rande der Wolke und versuchte, so viel wie möglich von dem Geschehen aufzuzeichnen. Collingdale zog sich in sein Quartier zurück, schlief, stand wieder auf und schlief noch etwas mehr. Die Wolke kam näher, und als die Stadt wieder an der richtigen Position war, trat sie in Kontakt. Winde heulten auf. Blitze zerrissen den Himmel. Tornados formierten sich.
    Es war kurz nach Sonnenuntergang.
    Collingdale konnte sich kaum überwinden, hinzusehen. Elektrische Entladungen hatten sich in der Wolke aufgebaut, waren immer stärker geworden, je näher sie gekommen war.
    Der Sturm nahm an Kraft zu, aber die Türme standen, und der Planet drehte sich, drehte die Stadt direkt ins Zentrum der Aktivität und wieder hinaus. Und für eine Weile hoffte er, sie hätte es überstanden. Doch dann schoss ohne jede Vorwarnung ein gewaltiger Blitz durch die Wolke und mitten in die Stadt hinein. Die Schachfiguren ähnelnden Bauwerke schienen zu schmelzen, zu verkohlen und im Eis zu versinken. Steine prasselten durch die Luft, und etwas krachte in den Sockel einer der Ecktürme. Der Turm erbebte und legte sich jäh auf die Seite. Andere Gebäude stürzten ein oder wurden einfach fortgeweht. Einmal, zweimal verloren sie das Bild, als die Satelliten ausfielen. Blitze jagten durch die Nacht, versengten die diamantenen Spitztürme und die kristallinen Polygone. Winde mit Orkangeschwindigkeit fegten schwarzen Staub über die verschneite Landschaft. Einige Felsbrocken fielen vom Himmel, stürzten in Glas und Kristall. Es dauerte nur ein paar Minuten, und als es vorüber war, begrub ein Schneesturm am Boden die Überreste.
    Collingdale konnte man kaum als hitzig oder auch nur konfrontationsfreudig bezeichnen. Solange er sich erinnern konnte, war er an keinem lauten Streit beteiligt gewesen. Aber in diesen Augenblicken hätte er töten können. Zorn erfüllte seine Seele, reine Wut, von der eigenen Hilflosigkeit bis zum Exzess getrieben.
    Die Wolke wickelte sich um die Welt, um Moonlight, und sie fand die anderen Städte. In einem Schauspiel aus Flächenblitzen und Linienblitzen, Perlschnurblitzen und Kugelblitzen brach sie über sie herein. Collingdale konnte das Geschehen nicht abschütteln. Er wanderte durch das Schiff und kippte ein Glas Rum nach dem anderen hinunter, eine extreme Verhaltensweise für einen Mann, der nur selten Alkohol zu sich nahm. Ständig musste er in Bewegung bleiben, von der Brücke zur Missionskontrolle, zum Gemeinschaftsraum, zu seiner Kabine und zu Rileys Quartier. (»Hey, Dave, sehen Sie mal, was das verdammte Ding im Norden anrichtet.«) Zuzusehen steigerte nur seinen Zorn, und aus Gründen, die er nie verstehen würde, erfüllte es ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher