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Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß

Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß

Titel: Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel  
      Kapitän Holbres Erzählung  
     
      „Es scheint sich um ein brennendes Motorboot zu handeln," meinte Kapitän Hoffmann zu Rolf. „Wir werden uns beeilen müssen, wenn wir ihm zu Hilfe kommen wollen. Ich werde die Kompressoren anwerfen lassen."  
      Er gab durch das Sprachrohr den entsprechenden Befehl, und gleich darauf schoß unsere Jacht mit fast verdoppelter Geschwindigkeit durch das Wasser.  
      Wir befanden uns in der Gonaive-Bai, in der Nähe von Haiti, und wollten den Hafen ,Port au Prince" anlaufen.  
      Weit vor uns war plötzlich Rauch aufgestiegen, ohne daß wir ein größeres Schiff gesichtet hatten. Durch die Ferngläser erkannten wir ein kleines Boot, das noch gar nicht lange brennen konnte. Der Kapitän unserer Jacht hatte es soeben als Motorboot bezeichnet.  
      Wir waren so nahe der Küste von Haiti, daß wir jeden Augenblick erwarteten, sie würde aus dem Meere auftauchen. Jetzt galt es aber zunächst, der Besatzung des Motorbootes Hilfe zu bringen. Einer von uns behielt immer das Glas vor Augen, um möglichst bald erkennen zu können, ob sich auf dem brennenden Schiff noch Menschen befanden.  
      „Da schwimmt ja ein Mensch im Wasser, Rolf," rief ich nach einer Weile. „Hoffentlich war er der einzige Mann auf dem Motorboot!"  
      „Ja, dort! Du hast recht, ich sehe ihn jetzt auch. Er hat unsere Jacht erkannt und schwimmt uns entgegen. Wir werden ihn bald an Bord haben, übrigens schwimmt er ausgezeichnet"  
      Die Entfernung zwischen dem Schwimmer und unserer Jacht verminderte sich zusehends. Schon nach knapp zehn Minuten hatten wir ihn erreicht. Sofort stoppte Kapitän Hoffmann die Fahrt der Jacht und ließ eine Strickleiter an der Reling für den Schwimmer hinab. Pongo blieb bei ihrem oberen Ende an der Reling stehen. Bald konnte der Schwimmer die Strickleiter erfassen und turnte wie ein geübter Sportler an Deck.  
      Triefend stand der Mann vor uns und — lachte:  
      „Vielen Dank, meine Herren! Sie sind gerade zur rechten Zeit gekommen. Ich hätte mich zwar noch eine ganze Weile über Wasser halten können, aber die Kleidung zieht doch kräftig nach unten."  
      „Hatten Sie noch Leute an Bord," fragte Rolf, „denen wir Hilfe bringen müssen?"  
      „Nein, ich war allein im Boot. Mir ist es jetzt noch unerklärlich, wie der Benzintank explodieren konnte. Ich heiße übrigens George Holbre, Kapitän des Seglers L'Oiseau."  
      Rolf nannte seinen Namen, gab ihm die Hand und stellte uns vor. Kapitän Hoffmann meinte lächelnd zu dem Geretteten:  
      „Ich habe sofort gewußt, daß Sie Seemann sind. Eine Landratte kann nicht so rasch an Bord klettern."  
      „Richtig!" lachte auch Holbre und fuhr fort: „Darf ich Sie bitten, meine Herren, einmal nach meinem Boot zu sehen?! Vielleicht ist noch etwas zu retten."  
      Hoffmann rief eine Anweisung durchs Sprachrohr, unsere Jacht setzte sich wieder in Bewegung.  
      „Ich habe noch einen wichtigen Brief an Bord. Er steckt leider in meiner Jacke, und meine Jacke ist an Bord."  
      „Von Ihrem Boot wird kaum etwas zu retten sein," sagte in dem Augenblick Rolf. „Eben sackt es weg."  
      Kapitän Holbre zuckte die Schultern, als er das noch immer brennende Boot in den Fluten versinken sah, und meinte:  
      „Zu dumm, meine Herren! Ich hätte den Brief zu mir stecken müssen, auch wenn er total nass geworden wäre. Ich weiß nämlich nicht, was darin stand. Ich muß mich mit dem Manne noch einmal in Verbindung setzen und ihm erzählen, was mir passiert ist."  
      „Wo wollten Sie denn hin, Herr Kapitän?" fragte Rolf. „Wir hatten die Absicht, Port au Prince anzulaufen."  
      „Da muß ich weit zurück, meine Herren! Ich bin aus Gonaives, wo mein Schiff vor Anker liegt. Ist es Ihnen möglich, den Umweg zu machen und mich dorthin zu bringen? Ich würde Sie gut entschädigen."  
      „Von einer Entschädigung wollen wir gar nicht reden, Herr Kapitän," erwiderte ich. „Wir haben keine Eile. Uns ist es schließlich gleichgültig, welchen Hafen wir zuerst anlaufen."  
      „Nehmen Sie Kurs auf Gonaives, Kapitän Hoffmann!" ordnete Rolf an.  
      „Das ist sehr liebenswürdig, meine Herren! Wenn Sie nun leihweise noch ein paar trockene Kleidungsstücke für mich hätten, würden Sie das Maß Ihrer Samaritertätigkeit voll machen!"  
      „Ich wollte Ihnen gerade trockene Sachen anbieten," meinte Rolf. „Wollen Sie bitte mit hinunter in die Kabine kommen,
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