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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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»möchte ich Sie daran erinnern, dass die Öffentlichkeit weiß, dass Sie eine Heldin sind. Sie haben einige Male Ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, und sie haben andere Leben gerettet. Mit diesen Taten haben Sie sich Achtung und Glaubwürdigkeit verdient.« Der Johanssen Award der Akademie, der ihr nach Deepsix verliehen worden war, hing an der Wand. Andere Plaketten erinnerten an ihre Leistungen bei den Zwillingen und an die Rettung ihres Ehemanns. Und natürlich gab es da noch die Sim, in der Hutch von der Schauspielerin mit der rauchigen Stimme, der klassischen Schönheit Ivy Kramer, dargestellt wurde. »Dieses Mal«, fuhr Alva fort, »wird es keine Anerkennung geben und keinen Applaus. Keine Sim und vermutlich auch keine Bücher. Niemand wird wirklich wissen, was Sie geleistet haben, weil Sie eine Welt gerettet haben werden, die ziemlich weit entfernt ist. Und unser Gedächtnis ist schwach. Sie haben eine heroische Vergangenheit, Hutch. Aber dieses Mal geht es nicht nur um ein Leben oder um ein paar Leben. Wenn nicht Leute wie Sie vortreten und zur Tat schreiten, werden wir alle den gleichen Weg gehen wie die Monumenterbauer.«
    Die Stille zwischen ihnen dehnte sich endlos. Der Raum schien zu schwanken. »Es tut mir Leid«, sagte Hutch schließlich. »Aber ich kann das nicht tun. Das würde zu einem Interessenkonflikt führen.«
    Sieh mich nicht so an. Das ist die Wahrheit.
    »Meine Verpflichtungen gegenüber der Akademie – ich kann mich nicht für so eine Sache einsetzen und meinen Job behalten. Das ist unmöglich.«
    »Wir haben ausreichende Mittel, Hutch. Ich bin überzeugt, Sie werden mit Ihrer Vergütung zufrieden sein.«
    »Ich kann das wirklich nicht tun«, widersprach Hutch. »Ich habe hier Verpflichtungen.«
    Alva nickte. Klar. Natürlich hast du die. Wie konnte ich das nur übersehen? Vielleicht habe ich dich falsch eingeschätzt.
    Sie ließ Hutch Zeit, noch einmal über ihre Entscheidung nachzudenken. Dann erhob sie sich, und eine Visitenkarte tauchte in ihrer Hand auf. »Falls Sie Ihre Meinung ändern«, sagte sie und reichte ihr die Karte.
    »Das werde ich nicht«, entgegnete Hutch. »Aber ich danke Ihnen, dass Sie mich gefragt haben.« Und wie unglaubwürdig hatte das jetzt geklungen?
    »Ich freue mich, dass Sie mir zugehört haben. Ich weiß, Sie sind eine viel beschäftigte Frau.« Ihr Blick sezierte Hutch und fand Fehler. Nicht die, die ich in Ihnen gesehen habe, wie es scheint.
    Dann war sie fort, und Hutch blieb mit dem Gefühl zurück, abgewiesen worden zu sein, ausgemustert, so überwältigend, wie es auch ein Liebhaber nicht schlimmer hätte auslösen können.
     
    Die Transmission, die während des Gesprächs eingetroffen war, stammte von Broadside, der neuesten Raumbasis unter Führung der Akademie – mehr als dreitausend Lichtjahre entfernt, dreimal so weit wie Serenity –, die über Jahre die entfernteste dauerhaft bewohnte Station gewesen war. Der dortige Einsatzleiter, Vadim Dolinsk, ein unbeschwerter ehemaliger Pilot, müsste dem Alter nach eigentlich im Ruhestand sein, aber sie hatte seinetwegen die Regeln ein wenig gelockert, weil er genau der richtige Mann für diesen Job war.
    Vadim saß an seinem Schreibtisch, und seine sonst meist gelangweilte Miene war einem Stirnrunzeln gewichen. »Hutch«, sagte er, »wir haben neue Messergebnisse von einer der Wolken hereinbekommen. Sie ändert den Kurs. «
    Plötzlich war sich Hutch des Raums um sich herum unglaublich bewusst. Des Lichtkegels, der sich aus der Schreibtischlampe ergoss, der warmen Luft, die aus den Zuluftöffnungen hereinströmte, des Gelächters draußen auf dem Korridor.
    Welche Ironie, dass das an dem Tag geschehen musste, an dem Alva sie um Hilfe gebeten hatte und abgewiesen worden war. Selbst Alva hatte die wahre Gefahr nicht erkannt, die unmittelbare Gefahr. Vor ein paar Jahren war eine der Wolken durch das Moonlight-System getrieben, hatte die Ruinen der vierten Welt entdeckt und sich auf sie gestürzt wie ein Tiger auf einen Rehbock. Was wäre passiert, wäre die Welt bewohnt gewesen? Millionen wären gestorben, und die Akademie hätte zugesehen, vermutlich entsetzt, unfähig zu helfen. Am Ende hätten sie die Köpfe geschüttelt, einige kluge Bemerkungen gemacht und sich wieder ihrer Arbeit gewidmet.
    Innerhalb der nächsten zehn Jahre würden die Wolken nach dem Kenntnisstand der Akademie sieben verschiedene Planetensysteme erreichen. Alle wurden als unbelebt angesehen, weil eigentlich alle Systeme leblos

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