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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband
Autoren: Gudrun Mebs
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feuerroten Decke, gibt ihm einen Schmatz auf die Backe und sagt: »Da bleibst jetzt drin und schläfst mir schön. Morgen ist auch noch ein Tag und damit Schluss. Nix will ich mehr hören.« Und damit geht sie wieder raus und macht die Tür fest zu.

    Frieder liegt im Bett und ärgert sich. Wenn er doch wirklich gar nicht schlafen kann! Er hat es doch versucht, bestimmt! Aber seihe Augen sind ganz wach und Fernsehen schauen, das wär jetzt schön. Zuschauen, wie die feinen Leute plaudern, und roten Wein trinken die bestimmt auch und schlafen tun sie ganz bestimmt nicht. Nur er soll schlafen, weil das die Oma will! Blöd!
    Wütend haut der Frieder auf die feuerrote Decke, aber davon wird er auch nicht müde, er wird sogar immer wacher! Die Oma, die hat's gut! Die kann Fernsehen schauen, sooft sie will. Bloß, sie will ja gar nicht. Die sitzt vorm Fern-seher und schnarcht, das kann der Frieder durch die geschlossene Türe hören. Die armen feinen Leute plaudern ganz umsonst und niemand schaut ihnen dabei zu.
    Doch, ich, denkt der Frieder trotzig, jetzt nämlich grad! Und schon steigt er aus seinem Bett und krabbelt leise, ganz leise auf allen vieren raus aus seinem Zimmer und weiter geht's auf allen vieren durch den Flur und leise, leise rein in die Küche, wo die Oma sitzt und schnarcht, dass die Wände wackeln.
    Frieder kichert leise und kriecht blitzgeschwind unter Omas Sessel. Zwischen Omas Hausschlappen hindurch kann er ganz prima den Fernseher sehen und die feinen Leute drin auch. Frieder grinst und legt sich auf den Bauch und starrt. Herrlich! Jetzt kann er Fernsehen schauen bis zum Morgen, mindestens. Die Oma merkt's ja nicht, die schläft.
    Die feinen Leute prosten sich zu und winken und schnattern dabei und Frieder winkt ein bisschen mit und schnattert auch ein bisschen mit, aber bloß leise, damit's die Oma nicht hört. Was die Leute da schnattern, kann der Frieder nicht verstehen, das ist auch ganz egal. Hauptsache, er kann zuschauen, so lange und so viel er will!
    Jetzt schaut er aber bestimmt schon ganz lange, so lange wie noch nie, und die Leute schnattern immer noch. Und ein bisschen fallen dabei dem Frieder die Augen zu, aber bloß ein bisschen. Er reißt sie gleich wieder auf und starrt und über ihm im Sessel schnarcht die Oma und in dem Fernseher ... sind plötzlich die feinen Schnatterleute weg. Dafür erscheint plötzlich eine riesige Hand, die hält ein riesiges Messer, das blitzt gefährlich, und da ist auch plötzlich eine Musik, die tönt so schlimm, so »rummel-rummelrummelrummel«, dass dem Frieder ganz komisch im Bauch wird. Was macht denn jetzt die Hand mit dem gefährlichen Messer und wo sind denn die feinen Leute hin?
    Da sind sie auch schon wieder da und plaudern und haben das Messer gar nicht gesehen.
    Der Frieder aber schon. Er sieht, und dabei werden seine Augen immer größer, er sieht, wie das Messer wandert, immer näher hin zu den Leuten. Frieder hält den Atem an ... das Messer wird die Leute stechen, ganz klar! Das darf es aber doch nicht, das tut doch weh! Die Leute sollen weglaufen, ganz schnell, bevor das böse Messer kommt!
    Frieder will schreien: Nehmt euch in Acht, es kommt der böse Wolf! So wie es im Märchenbuch gerufen wird, wenn Gefahr droht. Aber hier droht ja gar nicht der böse Wolf, hier droht ja das Messer, immer näher und näher und Frieders Kehle ist wie zugeschnürt, keinen Laut bringt er heraus. Dafür ist im Fernseher plötzlich ein fürchterliches Geschrei und ganz viel Rot ist da auch ...
    Frieder liegt ganz starr vor Schreck und das Rot wird immer mehr. Da wimmert der Frieder jammervoll auf: »Oma, Oma, Oma, Oma!« Mehr bringt er gar nicht raus.
    Da ist das fürchterliche Geschrei plötzlich weg ... aber das Rote ist noch da, sehr sogar und sehr nah. Voller Entsetzen presst der Frieder die Augen zu und reißt sie gleich wieder auf. Weil eine Hand nach ihm gegriffen hat. Das auch noch! Jetzt kommen sie ihn holen! Frieder starrt entsetzt und starrt ... in ein rotes Oma-Gesicht. Die kniet vor ihm auf dem Boden und zetert los: »Ja bist du denn vom wilden Watz gebissen? Ins Bett gehörst du, Lauser, und nicht unter meinen Sessel.«
    Der Frieder schnauft tief auf und krabbelt raus.
    »Oma!«, stöhnt er. »Oma, gut, dass du da bist! Die Leute sind nicht weggerannt und das Messer hat sie alle totgestochen!«
    »Das kommt davon«, sagt die Oma und stellt den Frieder auf die Beine, »wenn man klammheimlich Fernsehen schaut, dann hat man einen Schrecken!«
    Und
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