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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband
Autoren: Gudrun Mebs
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Kerze. Hurra, die Kerze brennt! Und so brennt bald der ganze Lichterbaum und Frieder kneift die Augen wieder zu und hält das Streichholzbündel schön fest, da brennt etwas an seiner Hand. »Aua!«, schreit der Frieder, wedelt mit der Hand und wedelt die Streichhölzer fort und stößt gegen die Kerze, die kippt und fällt ... und fällt auf seinen Hausschlappen. Es knistert und züngelt und ...
    »Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen!«, singt die Oma fröhlich in der Küche und Frieder steht im Zimmer und brüllt aus vollem Hals: »Oma, Oma, Oma, mein Schlappen brennt und ich auch!«
    Mit einem Sprung ist die Oma im Zimmer und mit einem Sprung ist sie auch schon wieder draußen und ist schon wieder da und kippt mit einem Schwapp einen Eimer Wasser über den Frieder. Der japst und schnappt nach Luft und ist klatschnass und zittert. Vor Schreck und von dem kalten Wasser. Das läuft ihm über die Backen, tropft aus seinen Haaren und in seinem Hausschlappen ist ein schwarzes Loch.
    »Das war knapp!«, schnauft die Oma und setzt sich auf den Eimer und wischt sich die Stirn. »Gezündelt wird nicht, wie oft soll ich das noch sagen! Steckt doch der Zündler das Haus in Brand, dass alles verbrennt, Mann und Maus! Ich glaub, jetzt wird mir schlecht!«
    Da muss der Frieder schrecklich weinen und er stürzt hin zur Oma auf den Eimer, klatschnass, wie er ist, und schluchzt los: »Oma, ich hab doch bloß Weihnachten machen wollen! Ich bin aber beinah verbrannt!«
    »Oh Gott, oh Gott«, jammert die Oma und drückt den klatschnassen Frieder an ihre schönste Bluse. »Das war ja was gewesen. Fröhliche Weihnachten, kann ich nur sagen!« Aber dann sagt sie nichts mehr. Sie trägt den heulenden Frieder in sein Zimmer und zieht ihn um, in seine zweitschönste Hose, und trocknet ihm das Gesicht und streichelt dabei seine Backen und sagt: »Schau, Bub, es ist ja noch mal gut gegangen. Gut, dass du deine Oma hast, gell?«
    Da nickt der Frieder und schnupft auf und flüstert: »Oma, ich zündel nie wieder, nie wieder!«
    »Dein Wort in Gottes Ohr!«, sagt die Oma und nimmt den Frieder an die Hand und singt los: »Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all!« Und Frieder strahlt und hält Omas Hand ganz fest und singt mit. Und Hand in Hand und mit lautem Gesang marschieren Oma und Frieder ins Weihnachtszimmer.
    »Augen zu!«, befiehlt die Oma, und als Frieder die Augen wieder öffnen darf, da strahlt der Glitzerbaum im schönsten Kerzenschimmer und dem Frieder wird ganz anders tief im Bauch.
    Jetzt ist Weihnachten da! Endlich! Und die Oma steht neben ihm, die Hände über dem Bauch gefaltet, und andächtig singt sie: »Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen ...« Ihre Stimme zittert ein bisschen dabei. Frieder singt mit, aber seine Stimme zittert überhaupt nicht, er schaut auf die Geschenke, weil, nun darf er ja schauen, und gleich darf er auch auswickeln, und ein Geschenk, das sieht so groß aus, das ist bestimmt für ihn.
    Aufgeregt hüpft Frieder auf und ab ... da hat die Oma endlich zu Ende gesungen und »Jetzt wird gefeiert, Bub!« gesagt und dem Frieder einen Schmatz auf die Backe gedrückt. »Frohes Fest, du Zündellauser, und wenn du das schöne Geschenkpapier wieder so rumschmeißt, dann hau ich dir den Popo voll, haben wir uns verstanden?« Aber sie hat dabei gelacht und Frieder hat »Juchu« gebrüllt und hat sich auf die Geschenke gestürzt und das Geschenkpapier rumgeschmissen.
    Das große Geschenk, das war ein feuerrotes Feuerwehrauto! Das größte und schönste und roteste überhaupt! Und ein kleines Geschenk, das waren ... neue Hausschlappen. Hellblau und ganz ohne Loch!

Fernsehen
    »Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, ich kann überhaupt nicht schlafen!«
    »Ja lässt du mich gleich los, Rotzbub!«, zetert die Oma. »Ja weißt du denn, wie spät das ist? Marsch, ab mit dir ins Bett.«
    Die Oma sitzt im Sessel vor dem Fernseher und hat die Augen zu und die Beine hochgelegt. Im Fernseher stehen Leute herum, fein gekleidet, und plaudern miteinander, sehr leise und sehr höflich.
    »Aber Oma«, jammert der Frieder und schielt zum Fernseher hin, »wenn ich doch nicht schlafen kann! Meine Augen gehen immer wieder auf. Ich glaub, die wollen Fernsehen schauen.«
    »Das glaub ich nie und nimmer!«, sagt die Oma. »Weil das jetzt was für Große ist. Haben wir uns verstanden?« Sie steht ächzend auf und bringt den Frieder in sein Kinderzimmer. Da steckt sie ihn ins Bett, deckt ihn noch fest zu mit der
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