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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband
Autoren: Gudrun Mebs
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ist denn endlich Weihnachten!«
    »Ja lässt du mich gleich los, Rotzbub«, zetert die Oma. »Du wirst es wohl erwarten können, Bub Ungeduld! Weihnachten kommt ja gleich.
    Wenn ich hier fertig bin.«
    Die Oma steht in ihrer schönsten Bluse in der Küche und legt sorgsam Plätzchen auf einen Teller, ganz langsam und ganz säuberlich. Der Teller ist noch lange nicht voll. Und Frieder hopst in seiner schönsten Hose ungeduldig um den Tisch herum. Nein, er kann's überhaupt nicht erwarten, das Weihnachtsfest mit dem schönen Glitzerbaum und den vielen tollen Geschenken, und singen tun sie, die Oma und der Frieder, und dann wickeln sie die Geschenke aus und naschen Plätzchen und feiern bis tief in die Nacht. Das allerschönste Fest vom ganzen Jahr! Und es ist immer und immer noch nicht da!

    »Oma!«, schreit der Frieder noch lauter. »Oma, wir wollen Weihnachten lieber jetzt gleich!«
    »Nix da!«, sagt die Oma und legt liebevoll noch Schokoladenherzen auf den Teller. »Alles braucht seine Zeit. Und du schrei nicht so, sonst kommt am Ende Weihnachten gar nicht!«
    Aber das meint die Oma nicht so. Sie schiebt nämlich dem Frieder ein Schokoladenherz in den aufgesperrten Mund und schiebt ihn aus der Küche. »Wart in deinem Zimmer, Bub, bis ich dich ruf«, sagt sie noch. »Und sing dir was, dann dauert das Warten nicht so lang, gell?«
    Frieder zieht brav ab in sein Kinderzimmer und schnauft vor sich hin. Singen soll er! Wie kann er denn singen, wenn er den Mund voll hat? Und außerdem, sie singen doch immer zusammen die schönen Weihnachtslieder. Und außerdem, vom Singen geht die Zeit nicht vorbei, bestimmt nicht. Oder?
    Frieder setzt sich auf seinen Stuhl, faltet die Hände und schluckt den letzten Bissen Schokoladenherz runter und kräht laut in Richtung Küche: »Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all!« Vielleicht singt jetzt die Oma: »Oh Friederlein komme, oh komme sogleich!« Dann kann er nämlich sofort raus und rein ins Weihnachtszimmer!
    Frieder horcht. Die Oma singt aber nicht, die ist noch immer in der Küche. Das dauert ja ewig. Frieder seufzt und fängt wieder an zu singen. Und noch einmal und noch einmal, immer lauter und lauter.
    »Sing leiser!«, schreit die Oma aus der Küche. »Das Haus stürzt ja ein!«
    »Dann ruf mich doch endlich, Oma!«, brüllt der Frieder zurück. »Damit ich nicht dauernd singen muss.«
    Aber die Oma ruft ihn immer noch nicht. Frieder kann überhaupt nicht mehr still sitzen. Und warten kann er auch nicht mehr und das Singen, das hat nichts genutzt.
    Da hat der Frieder plötzlich eine Idee! Er muss doch bloß selber was machen, damit Weihnachten endlich kommt. Und er weiß auch schon, was. Er muss einfach die Kerzen am Glitzerbaum anzünden, denn wenn der brennt, dann ist Weihnachten auf jeden Fall da!
    Frieder kichert und freut sich und schleicht leise, ganz leise raus und schlüpft ins Weihnachtszimmer. Da steht der Glitzerbaum, schön geschmückt mit silbrigen Fäden. Sie haben ihn heute früh zusammen geschmückt und Leckereien haben sie auch drangehängt. Und unterm Baum, da liegen die Geschenke! Zum Glück fällt dem Frieder noch rechtzeitig ein: Die darf er ja nicht sehen, auch wenn sie eingewickelt sind!
    Frieder kneift die Augen zu und blinzelt wirklich nur ein kleines bisschen hin zu den Geschenken und tastet sich zum Glitzerbaum. Da muss er jetzt die Kerzen anzünden, das geht doch leicht. Zündeln darf der Frieder nicht, da wird die Oma bitterböse. Ich zündel ja gar nicht, denkt der Frieder und tastet nach den Streichhölzern, ich ziind doch bloß die Kerzen an, dann wird es eine Überraschung für die Oma und dann freut die sich!
    Er muss bloß schnell machen, damit er fertig wird, ehe die Oma kommt. Es sind viele Kerzen am Baum!
    Frieder zündet ein Streichholz an und macht schnell die Augen wieder zu, damit er die Geschenke nicht sieht. Das Streichholz brennt und es brennt ein bisschen an seinem Finger. »Aua!«, schreit der Frieder, lässt das Streichholz fallen, reißt die Augen auf und holt sich gleich ein neues. So, jetzt klappt es aber! Er zündet es an, reckt sich und hält es an eine Kerze und presst schnell die Augen wieder zu. Gleich brennt die Kerze, gleich!
    Die Kerze brennt nicht. Das Streichholz ist wieder ausgegangen. Da müssen mehr Streichhölzer her, denkt der Frieder. Er öffnet die Augen einen Spalt weit, zieht gleich vier Streichhölzer aus der Schachtel, reibt sie an, das knistert und flammt und Frieder grinst und hält sie an die
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