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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband
Autoren: Gudrun Mebs
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»Grüß Gott, ich bin der fremde Besuch, freust du dich?« Und er schüttelt heftig Teddys Pfote. Da fällt der Teddy auf den Rücken mit einem langen »Brummm« und bleibt still liegen. Mucksmäuschenstill.
    Frieder ärgert sich. Was für ein blödes Spiel, wo einer auf den Rücken fällt und bloß
    brummt, wenn er besucht wird! Und überhaupt, der Teddy kennt ihn ja und er kennt den Teddy auch, und einen Teddy besuchen, mit dem man sowieso zusammenwohnt, das ist ganz blöd! Der Frieder schmeißt den Teddy in hohem Bogen von seinem Bett und ... legt sich selber rein. Wenn ihm schon nichts einfällt, dann geht er eben schlafen. So! Mit allen Kleidern. Und die Hausschlappen, die lässt er an den Füßen. Die Oma sieht's ja nicht, die bügelt ja.
    Frieder grinst und kuschelt sich tief unter die Decke und zieht auch noch das Kissen über seinen Kopf. Nun ist es dunkel wie in der Nacht. Aber Nacht ist doch noch lange nicht und Schlafengehenszeit auch nicht und überhaupt ist es furchtbar heiß im Bett. Frieder schwitzt, am Kopf, am Bauch und an den Füßen, und überhaupt ist er kein bisschen müde und überhaupt...
    Frieder fährt plötzlich hoch im Bett, dass das Kissen auf den Boden fliegt. Er hat was gehört, ganz deutlich! Es hat geklingelt, ganz deutlich! Frieder sitzt steil im Bett und horcht. Da klin-gelt es wieder, noch einmal und noch einmal. Das ist die Flurtürklingel, die kennt der Frieder gut, und wie der Blitz saust er raus aus dem Bett und flitzt zur Tür und ... bleibt stehen. Die Flurtür aufmachen, wenn ein Fremder klingelt, darf er nicht, das hat die Oma streng verboten.
    »Oma!«, schreit der Frieder. »Oma, komm schnell und mach auf! Da ist wer draußen!« Aber keine Oma antwortet und keine Oma kommt, auch nicht, als der Frieder noch mal ruft und noch mal. Wo ist die Oma denn? Dem Frieder wird plötzlich ganz anders. Die Oma, die ist weg. Und draußen ist einer, der klingelt immerzu. Und wenn Frieder jetzt aufmacht, dann kommt der rein und es ist vielleicht ein Räuber mit vielen Pistolen, der will alles räubern. Was soll er denn jetzt machen?
    Ich muss mich verstecken, aber schnell, denkt der Frieder und rührt sich nicht von der Stelle. Seine Füße sind wie angewachsen. Wie kann er sich denn verstecken, wo doch da draußen einer steht und nicht weggeht und immerzu klingelt?
    »Geh weg, Räuber«, fleht der Frieder, aber er fleht es nur leise, damit der Räuber ihn nicht hört. Und »Oma, komm doch!« fleht er auch noch. Aber der Räuber bleibt und klingelt und die Oma bleibt weg. Da hört das Klingeln plötzlich auf und Frieder hört eine tiefe Stimme, die brummt: »Ja flixnocheins, wann lässt mich der Lauser denn endlich rein! Ich steh mir ja noch die Füße in den Bauch!«
    Die Oma! Das ist ihre Stimme, die kennt der Frieder gut und Frieder schnauft tief auf und reißt die Tür weit auf und schreit los: »Oma, hast du mich aber erschreckt! Kinder darf man nicht erschrecken!«
    »Und einen Besuch darf man nicht warten lassen, das sind ganz schlechte Manieren!«, sagt die Oma und marschiert würdevoll mit Hut und Mantel in den Flur. »Darf man hier bitte sehr ablegen?«
    Und da begreift der Frieder endlich. »Mensch, Oma!«, sagt er vorwurfsvoll. »Mensch, Oma, ich hab gedacht, du bist ein Räuber!«
    »Räuber klingeln nicht an Türen!«, sagt die Oma und zieht ihren Mantel aus und setzt ihren Hut ab, und die Handtasche behält sie in der Hand. »Und denen machst du auch nicht auf, haben wir uns verstanden? Aber einen lieben Besuch, den bittet man herein.« Und damit marschiert sie zu Frieders Kinderzimmertüre und klopft an. »Pochpochpoch, ist da wer?«
    Frieder kichert und springt zur Tür und macht sie weit auf. »Jawohl!«, sagt er. »Ich bin da, Oma!« Und er macht einen tiefen Diener, beinahe bis zum Boden.
    Der Oma-Besuch wandert zu Frieders Stuhl, lässt sich ächzend darauf nieder und stellt die Handtasche hübsch ordentlich auf seinen Schoß.
    »Nett haben wir es hier«, sagt der Besuch und schaut sich um. »Wirklich nett, ein bisschen schlampig zwar, doch nett!«
    »Jawohl!«, sagt der Frieder und setzt sich auch auf einen Stuhl und faltet ordentlich die Hände. Der Besuch wackelt freundlich mit dem Kopf und nickt dem Frieder zu. Der Oma-Besuch räuspert sich »ähemm, ähemm« und Frieder räuspert sich auch »ähemm, ähemm« und dann fällt ihm nichts mehr ein. Dafür aber dem Oma-Besuch. Er wackelt heftig mit der Handtasche und knipst sie auf und knipst sie zu und ... da weiß
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