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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband
Autoren: Gudrun Mebs
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in die Küche.
    Der steht im kratzigen, neuen Pullover und den warmen, dicken Kniestrümpfen da und ist enttäuscht und kanns immer noch nicht begreifen. Hat sich denn der Greifbagger in Luft aufgelöst?«
    »Jetzt komm halt, Bub Geburtstagskind«, ruft die Oma aus der Küche, »die Schnitzel werden ja kalt.«
    Frieder seufzt tief auf, schnupft und schnieft und schluckt den Tränenkloß runter und schleicht in die Küche.

    Da steht die Oma am Küchentisch, und vor ihr steht groß und prächtig rot ... der Greifbagger. Und mit dem baggert sie geschickt aus der Pfanne ein Schnitzel auf Frieders Teller.
    Dem Frieder bleibt der Mund offen stehen. Da ist er ja! Da ist er ja endlich!
    »So«, sagt die Oma und baggert ein Schnitzel auf ihren Teller, »ich will doch sehen, ob das neumodische Zeug auch funktioniert!«
    Da schreit der Frieder los. Und wie!
    »Hurra, Oma!«, brüllt er, »hurra, hurra, da ist ja der Bagger!« Und er stürzt auf die Oma zu. Und auf den Greifbagger.
    »Ich bin zwar eine alte Frau, aber blind bin ich nicht!«, sagt die Oma und holt die Kartoffeln, »Schlüssellochgucker, schlimmer!«
    Der Frieder grinst und wird rot, beinahe so rot wie der Greifbagger. Er packt ihn und baggert Kartoffeln aus der Schüssel auf die Teller. Und fast überhaupt keine fallen daneben.
    Es ist dann noch ein sehr schöner Geburtstag geworden.
    »Der schönste!«, behauptet der Frieder.
    »Das sagst du jedes Jahr!«, behauptet die Oma, »Schlüssellochgucker.« Aber der Frieder wird nicht mehr rot. Jetzt hat er sich schon an das Wort gewöhnt.

»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, du sollst mit mir spielen!«
    »Ja lässt du mich gleich los, Bub!«, zetert die Oma. »Spielen geht nicht, ich muss erst die Wäsche aufhängen. Eine alte Frau ist doch kein D-Zug, jetzt zerr nicht an mir herum!«
    Und damit packt sie den Wäschekorb und die Wäscheklammern und will zur Tür hinaus.
    »Oma«, schreit der Frieder noch lauter und hält sie am Rock fest, »du sollst aber mit mir spielen. Weil ich es will. Jetzt gleich!«
    »Ja wirst du wohl!«, ruft die Oma und droht mit einer Wäscheklammer.
    »Was nicht geht, geht nicht, und damit Schluss.«
    Aber als sie Frieders enttäuschtes Gesicht sieht, da tuts ihr dann doch Leid, und sie sagt: »Schau, Bub, jetzt hänge ich erst die Wäsche auf, und dann spiele ich mit dir, ja? Mensch-ärgere-dich-nicht, ja?«

    Und damit schnauft sie, Wäschekorb unterm Arm, zur Tür hinaus.
    »Bäh!«, schreit der Frieder hinterher. Aber das hört die Oma zum Glück nicht mehr. Da ist sie schon unten im Hof. Und Frieder steht im Flur und ärgert sich.
    Wäscheaufhängen! Das dauert ja ewig! Das weiß er schon. Mist! Wo er doch so Lust aufspielen hat. Jetzt sofort. Aber die Oma ist weg.
    Frieder überlegt. Und dann hat er eine Idee. Eine prächtige. Wenn die Oma weg ist, dann ... dann spielt er halt: Er ist auch weg! So!
    Wenn die Oma vom Wäscheaufhängen wiederkommt, dann ist er einfach nicht zu Hause. Dann kann die Oma lange vor der Tür stehen und klopfen. Er macht nicht auf, er ist ja weg. Soll sie ruhig warten. So wie er. Das hat sie dann davon.
    Den Haustürschlüssel hat die Oma nicht mitgenommen, das hat der Frieder genau gesehen. Den nimmt sie nämlich nie mit, wenn sie in den Hof geht zum Wäscheaufhängen. Weil ja der Frieder sonst immer zu Hause ist und wartet. Sonst immer. Heute nicht!
    Frieder grinst, setzt sich im Flur auf den Boden, legt den Finger auf den Mund und wartet.
    Ziemlich lange. Die Oma kommt und kommt nicht.
    Frieder wird schon ganz kribbelig, da hört er endlich jemanden die Treppe raufschnaufen. Die Oma.
    Und da ruft sie auch schon: »Bub, mach auf, ich bin wieder da!«
    >Das klingt ja wie der Wolf bei den sieben Geißlein<, denkt der Frieder, >ganz genauso. Und die haben aufgemacht, und es ist schlecht ausgegangen. Ich mach nicht auf.< Er kichert leise in sich hinein und rührt sich nicht vom Fleck.
    Da klopft die Oma gegen die Tür. »Ja, sitzt du jetzt auf deinen Ohren? Aufmachen sollst du!«
    >Nichts da<, denkt der Frieder, >jetzt grad nicht.< Er rührt sich nicht und macht auch keinen Mucks.
    Nun pumpert die Oma feste gegen die Tür: »Ja bist du denn verrückt! Mach sofort auf 1 . Ich steh mir ja die Beine in den Bauch.«
    Da muss der Frieder beinahe laut lachen, aber er hält sich rechtzeitig den Mund zu und bleibt sitzen.
    Schließlich hat er ja beschlossen, nicht zu Hause zu sein. Soll doch die Oma warten. Und sich die Beine in den Bauch
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