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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
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Totenstarre ist noch nicht eingetreten, er ist noch nicht viel länger tot als drei Stunden. Höchstens vier. Wir haben unter den Nägeln Erde gefunden und vermutlich finden wir noch viel mehr. Genaues kann ich sagen, wenn ich es genauer untersucht habe. Auch auf der Kleidung ist überall Dreck. Die Gelenke sind zerkratzt. Wenn ich mutmaßen soll, würde ich sagen, er wurde gejagt und hat sich auch verteidigt. Aber Genaues sage ich später.“
    Sie war groß, hatte blondes Haar, volle Lippen. Und sie war eine Institution. Viele zählten auf ihre Meinung. Hell nickte. „Je früher desto besser.“
    „Klar, wie immer.“
    „Können Sie etwas über den Pfeil sagen?“
    „Das kann ich sagen. Soll ich es tun?“ Sie blickte Wendt herausfordernd an. Der grinste nur und nickte zustimmend.
    „Er sieht aus wie ein Pfeil, wie ihn Jäger auf einer Armbrust verwenden. Aus Aluminium. Er steckt tief drin, als wurde er nicht aus allzu großer Entfernung abgeschossen. Diese Pfeile können aus bis zu 50 Metern abgefeuert werden.“
    Hell blickte sich um. Die Bäume standen hier sehr dicht. „Wenn ich mir das so ansehe, dann denke ich, er wurde nicht hier getroffen. Ich denke, er wurde woanders getroffen und ist noch bis hierhergekommen.“
    „Möglich“, antwortete sie auf die Analyse Hells, „Mit so einem Ding in der Brust läuft man nicht mehr sehr weit.“
    „Das wird die Spusi uns sagen können, wenn sie fertig sind.“ Wendt schaute die ganze Zeit gelangweilt in der Gegend herum.
    „Können Sie was zum Eintrittswinkel sagen?“ Hell hatte sich neben die Leiche gebeugt.
    „Nein, solange wie ich nicht weiß, wo er getroffen wurde, kann ich es nicht mit Bestimmtheit sagen. Er sieht nur recht gerade aus.“
    „Ein Unfall?“ Hell hakte nach.
    „Ich arbeite dran.“ Wendt und Hell ließen die Gerichtsmedizinerin arbeiten. Sie sprach noch einige Notizen auf das Band.
    Sie kamen überein, für den frühen Morgen eine Dienstbesprechung anzusetzen.
    Das Büro, in dem die Dienstbesprechung sein würde, war nicht wirklich sehr groß. Höchstens vier mal sieben Meter. An einer der langen Seiten waren Fenster. Eines war geöffnet. Wendt hatte es übernommen, das Briefing für die Kollegen vorzunehmen. Hell wollte sich im Hintergrund halten. Auf der Pinnwand an der Kopfseite waren die ersten Tatortfotos angeheftet. Ein großes Bild mit dem zur Seite geneigten Kopf hing ganz oben, darunter die Bilder mit dem kompletten Tatort. Die Tische standen in U-Form. Wendt saß vor Kopf und hatte die Bilder hinter sich. Er sortierte die wenigen Blätter, die sich bisher zusammenstellen ließen. Weil er noch alleine war, rief er kurz die Frau an, mit der er die letzte Nacht bis zum Anruf Hells verbracht hatte. Er brach das Gespräch ab, als Hell den Raum betrat. Der blieb im Türrahmen stehen.
    Er schien rastlos zu sein, denn Hell fühlte, dass sie erst den Rand eines großen Ganzen tangiert hatten. Wendt spürte das.
    „Irgendwie ist das alles sehr merkwürdig, oder?“
    „Merkwürdig? Was ist daran merkwürdig?“ Hell warf seine Mappe auf den Tisch und ließ sich auf den Stuhl fallen.
    „Ich habe nur gedacht, dass wir hier einen Fall haben, der aussieht, als würde noch etwas folgen.“ Wendt stand auf und schloss das Fenster.
    „Wendt hat hellseherische Fähigkeiten“, witzelte er und musste über sein Wortspiel schmunzeln.
    Es klopfte am Türrahmen. Sebastian Klauk steckte seinen Kopf durch die Türe. „Guten Morgen“, sagte er. Der schlaksige, junge Mann war der jüngste im Team von Kommissar Hell. Er war ein durchschnittlicher Polizist, der mehr Zeit auf seinen Sport verwendete, als sich um seine Karriere zu kümmern. Hell mochte diese lockere Einstellung, wünschte sich aber manchmal, er hätte doch ein wenig mehr Ehrgeiz.
    „Da sind wir ja fast alle“, sagte er und setzte sich. „Ich habe Christina eben auf dem Flur getroffen. Sie war auf dem Weg zur Spusi. Wir sollen schon einmal anfangen, hat sie gesagt.“
    Wie auf das Stichwort öffnete sich die Türe erneut, Christina Meinhold stieß sie mit einer energischen Bewegung auf. Trotzdem trat sie fast lautlos ein.
    „Wir haben einen Namen“, rief sie in die Runde, „Der Tote heißt Robert Lohse. Er ist aktenkundig wegen schwerer Körperverletzung. Das haben die Fingerabdrücke ergeben. Wir haben seine Adresse. Und jetzt kommt’s: Die Kollegen haben einen Anruf eines Nachbarn. Dort sei eingebrochen worden.“
    Meinhold schien gar nicht zu atmen. Eigenartigerweise
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