Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
Vom Netzwerk:
getroffen und nun gab es keinen Ausweg mehr. Sie mussten sich ihm stellen. Was sie eben in dem Buch gesehen hatte, überstieg ihre Vorstellungskraft. Es enthielt Fotos, nur Fotos. Keinerlei Text. Diese Fotos zeigten Männer, die Sex mit Tieren hatten, oder mit Teilen von Tieren. Auch der Tote aus dem Wald war dort zu sehen, wie er sein Geschlechtsteil in den abgetrennten Kopf eines Schafes steckte. Er lachte dabei in die Kamera, während das Blut des Tieres an seinen Beinen herunterlief.
    Meinhold hielt sich bis zu dem Zeitpunkt für eine normale Frau. Nicht Prüde, nicht übertrieben sexsüchtig, aber experimentierfreudig. Jetzt wusste sie, dass die Experimentierfreude Grenzen hatte. Das hier war einfach nur pervers. Diese Typen waren krank. Und einer von ihnen war jetzt tot. Es gab also außer ihr noch jemanden, der das für nicht normal hielt. Und er hatte mit ziemlicher Gewissheit angefangen, sie zu jagen. Gnadenlos.
    Meinhold kniete auf der Treppe und kämpfte noch mit ihrem Mageninhalt. Daher bemerkte sie gar nicht den schwarz gekleideten Mann, der von oben die Treppe hinunter kam.
    „Ist ihnen schlecht? Kann ich Ihnen helfen?“
    „Nein, nein“, sagte Meinhold, „Ist schon wieder gut. Mir war nur ein wenig schlecht. Ich habe wohl etwas Falsches gegessen“, log sie. Sie kniete immer noch auf der Treppenstufe. Sie sah das Gesicht des Mannes nicht.
    „Ja, wirklich“, fragte der Mann besorgt.
    „Ja, alles gut.“
    „Gut, dann lasse ich sie alleine.“ Er ging weiter.
    In dem Moment steckte Wendt seinen Kopf aus der Türe.
    „Sie ist nicht alleine“, sagte er dem Mann hinterher.
    Der Mann drehte sich nicht herum und ging schnell und grußlos die Treppe herunter.
    „Wer war das?“ Wendt machte eine Kopfbewegung dem Mann hinterher.
    „Ein Nachbar. Er kam von oben.“
    „Bist du OK? Ich habe Hell informiert. Er schien nicht sonderlich überrascht, als ich ihm von dem Buch berichtet habe.“
    Meinhold nickte.
    „So ist er eben, das weißt du doch. Man kann ihn selten überraschen.“ Wendt hielt ihr die Hand hin. Wenig später traf die Bereitschaftspolizei ein. Sie übernahmen die Sicherung der Wohnung, bis die Spurensicherung eintraf.
    Meinhold fühlte sich angeschlagen. Doch wollte sie das nicht zeigen, als sie später mit allen Kollegen im Bereitschaftsraum saß. Es war einfach widerlich, was sie gesehen hatte. Das war es auch, was Wendt Hell bestätigte. Das Buch wurde noch untersucht, also gab es noch keine Fotos. Das war auch gut so. Meinhold war nicht scharf darauf, die an der Pinnwand hängen zu sehen.
    „Das passt zusammen mit dem, was Frau Beisiegel bisher herausgefunden hat. Sie hat unter den Fingernägeln des Toten Blut von einem Tier gefunden. Was es für ein Tier kann sie noch nicht sagen. Sie geht auch davon aus, dass der Tote vorher gejagt wurde. Seine Verletzungen lassen darauf schließen.“
    „Wir suchen also einen Racheengel“, sagte Klauk, „Einer, der Tiere rächt.“
    „Das muss nicht so sein. Es kann auch einen völlig normalen Hintergrund haben. Nur weil wir hier in ein Nest von Perversen gefasst haben, ist das nicht zwingend notwendig.“ Hell war sich nicht sicher, dass es hier nur um einen Fall von Rache ging.
    „Vielleicht hat ihn jemand getötet, den er erpresst hat. Auch so etwas müssen wir denken“, sagte Wendt, „Diese Menschen leben sicher ständig auf dünnem Eis, da ist man schnell erpressbar.“
    „Wir müssen warten, bis die Bilder ausgewertet worden sind. Es kann ja sein, dass sich noch mehr Leute im Strafregister finden.“
    Klauk scharrte mit den Füßen. „Also müssen wir warten, bis die etwas finden. Im Wald, bei Lohse in der Wohnung, in dem Buch.“
    „Ja, so ist es.“ Hell sah seinen jungen Kollegen an.
    Alles, was auf die ersten, gelähmten Augenblicke der Erschütterung folgte, war das Warten. Klauk gefiel das nicht. Wie alle einfach strukturierten Menschen empfand er das Außergewöhnliche und völlig Unbequeme als ein Attentat gegen seine eigene Person. Klauk jedoch war intelligent genug, nicht darüber zu klagen, sondern Mittel und Wege zu finden, dem allen einen Sinn zu geben und deshalb war er Kriminalist. Nicht so ein brillanter Kopf, wie Hell oder Wendt es waren. Er funktionierte eher aus dem Bauch heraus. Seine beiden männlichen Kollegen waren Kopfmenschen, er war ein Bauchmensch. Daher war er im Team.
    „Ich kümmere mich um sein Umfeld, Kollegen, Freunde, und so weiter. Das können wir im Moment tun. Ich muss etwas tun.“ Hell
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher