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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Himmelsrichtungen, die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur und den Niederschlag gab. Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie schloss die Augen und ließ sich wie alle anderen einfach mitführen, voller Ungeduld, wohin die Reise sie bringen würde.
    Es dauerte nicht sehr lange. Und als sie merkte, wohin das Schicksal sie verschlagen hatte, sagte sie sich, dass die Reise diesmal wirklich ungewöhnlich kurz gewesen war.
    Sie wusste sofort, wo sie gelandet waren. Wie hätte sie auch den Brunnen am Trafalgar Square nicht erkennen sollen, nachdem sie einmal in London gewohnt hatte? Auf ihrem Weg in den Saint-James’s-Park war sie mindestens hundertmal daran vorbeigekommen. Allerdings war der Brunnen nicht unbedingt der diskreteste Ort zum Auftauchen, wenn man gerade aus einer anderen Welt kam. Als Pavel nach ihr prustend an der Wasseroberfläche erschien, wunderten sich ein paar zufällige Passanten sehr darüber. Zum Glück war es Nacht, und es waren nicht viele Leute unterwegs. Und ganz offenbar hielten sie die Menschen, die da einer nach dem anderen aus dem Brunnen stiegen, schlicht für respektlose Trunkenbolde.
    Abakum, Pavel, Mortimer, Galina … Sie alle tauchten unversehrt aus dem klaren Wasser des Brunnens auf.
    Dann erschien der kalkweiße Plemplem und watschelte sofort zu Oksa.
    »Oh, meine Huldvolle! Eure Dienerschaft trägt Euch eine Mitteilung, gespickt mit Alarm, zu!«
    Besorgt kniete sich Oksa vor ihn. Er zitterte wie Espenlaub, aber offenbar nicht vor Kälte.
    »Was ist?«
    In wenigen Metern Entfernung kamen Oksas Begleiter weiter einer nach dem anderen aus dem Brunnen. Zoé, Camerons Söhne, Galinas Töchter …
    »Zusätzliche Huldvolle Herzen haben den Durchgang durch das Tor getätigt, meine Huldvolle.«
    Oksa runzelte fragend die Stirn.
    »Ist es Remineszens?«
    Sie wusste, dass die alte Dame zu impulsiven Handlungen neigte. Ob sie sich wohl im letzten Moment Abakum hatte anschließen wollen? Der Plemplem stöhnte.
    »Zwei Huldvolle Herzen haben ihre Anwesenheit an der Seite desjenigen hinzugefügt, der die Bekleidung von Leomidos Sohn angenommen hat.«
    Verstört sah Oksa ihren Vater und Abakum an. Als sie sich wieder aufrichtete, tauchte Cameron aus dem Brunnen auf. Sie hatten es also alle geschafft! Galina, seine Schwester, half ihm aus dem Wasser. Auf den Steinstufen zupfte Cameron seine nassen Kleider zurecht und strich sich die Haare nach hinten. Als sie seine Gesten sah, wurde Oksa ganz unbehaglich zumute. Pavel und Abakum schauten ebenfalls sichtlich besorgt zu ihm hin.
    »Alles in Ordnung, Cameron?«, fragte der Feenmann, der die Hand in seiner Westentasche vergraben hatte.
    »Es könnte nicht besser gehen!«, antwortete der vergnügt.
    Oksa wurde starr vor Schreck. Irgendetwas stimmte nicht. Alarmiert kamen Zoé und Mortimer näher. Hinter Cameron blubberte das Wasser im Brunnen. Ein Pärchen, das gerade vorbeiging, blieb verunsichert stehen und musterte die durchnässten Männer und Frauen. Oksa konnte sich gerade noch vor den Plemplem stellen. Kamen da nicht schon zwei Polizisten in ihre Richtung?
    Während das Wasser im Brunnen heftige Blasen warf, zeichneten sich zwei dunkle Gestalten unter der Oberfläche ab. Der Plemplem hatte recht. Mit rasender Geschwindigkeit ging Oksa in Gedanken die Liste derer durch, die Huldvolle Herzen hatten, also durch das Tor gekommen sein könnten. Sie sollte die Antwort erfahren, bevor sie damit fertig war: Ein Mann sprang aus dem Wasser und stellte sich neben Cameron.
    Gregor. Gregor McGraw!
    Instinktiv zückten alle ihre Granuk-Spucks. Die Polizisten waren nun endgültig auf sie aufmerksam geworden und kamen rasch näher.
    »Cameron? Was hat das zu bedeuten?«, stammelte Galina, als sie sah, dass ihr Bruder die Hand auf Gregors Arm legte.
    »Cameron ist nicht mit uns gekommen, Galina«, murmelte Abakum niedergeschmettert.
    Noch während er diese Worte aussprach, begannen Camerons Gesichtszüge wie eine Maske aus Wachs zu schmelzen und enthüllten denjenigen, der sie alle hinters Licht geführt hatte: Orthon.
    »Genau, Cameron ist nicht mitgekommen!«, rief er triumphierend.
    Camerons drei Söhne schrien entsetzt auf. Wenn Orthon sich in Cameron verwandelt hatte, wer war dann in Tausende kleiner Glasscherben zerbrochen?
    »Ich bin dem verehrten Cameron wirklich überaus dankbar, dass er mir seinen Platz abgetreten hat«, sagte der Treubrüchige sarkastisch.
    »Ich bringe dich um!«, drohte Galina.
    »He, Sie da!«, erklang die Stimme von einem der
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