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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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brachte kein Wort heraus.
    »Sag doch irgendwas, bitte …«, flehte Oksa. »Bitte.«
    Keine Antwort.
    Sie ließ nicht locker. »Hat es was mit Gus zu tun?«
    Seine Gesichtszüge verhärteten sich.
    »Ich liebe dich, Tugdual«, flüsterte sie.
    Im nächsten Moment wunderte sie sich selbst über ihre Worte. Noch nie hatte sie das zu irgendjemandem gesagt. Ob Tugdual überhaupt klar war, was das bedeutete?
    Der junge Mann reagierte nicht, doch die Schwärze in seinen Augen schien noch intensiver zu werden. Er strich ihr mit den Fingern über die Wange und hob dann ohne ein Wort ab in den wolkenverhangenen Himmel.
    Die Neuigkeit verbreitete sich in Windeseile: Das Tor würde sich bald öffnen! Nur Pavel und Abakum wussten, dass es nicht stimmte, denn Oksa war die Einzige, die die Öffnung veranlassen konnte. Aber ganz zweifellos würde Orthon von seinem Spion darüber unterrichtet werden.
    Die Pforte zur Goldenen-Mitte wurde noch strenger bewacht als zuvor: Niemand kam mehr hinaus oder herein. Dafür sorgte eine wehrhafte Brigade von Edefianern zusammen mit den Corpusleox. Sicher würde Orthon jetzt bald angreifen, und dann war das unerträgliche Warten endlich vorbei.
    Oksa stand zusammen mit Abakum und Pavel auf ihrem Balkon und beobachtete die stille Stadt. In den letzten drei Tagen hatten Naftali und Sven, die Diener für Granukologie und Schutzvorkehrungen, wie besessen an einer Verteidigungsstrategie gearbeitet. Sie setzten darauf, durch schnelles Handeln und ausgefallene Waffen ihre Feinde zu überrumpeln. Die wichtigsten Ziele der Treubrüchigen waren bekannt, also hatten sie dementsprechend ihre Angriffspositionen festlegen können. Die Granuk-Spucks waren bis oben hin gefüllt, und alle waren in Alarmbereitschaft.
    Das Erste, was man hörte, war ein sanftes Rauschen, wie von einer Fahne, die im Wind flattert.
    Dann verstärkte sich das Geräusch, es klang wie unzählige Hände, die auf Trommeln schlugen. Immer näher, immer machtvoller dröhnte es.
    Und endlich waren sie da.
    Der Himmel verdunkelte sich, und am Horizont erschien ein Heer von Vertikalierern und surrenden Hellhörigen. Über ihnen schwirrten Tausende von Chiroptern.
    Am Boden erklang das dumpfe Stampfen einer Vielzahl von Füßen, Hufen und Pranken, ein Heer schrecklicher Geschöpfe nahte: widerwärtige Grässlons; blaue Rhinozerosse mit einem unglaublich langen Horn; riesige Silbertiger mit gewaltigen Säbelzähnen, hochgiftige Zebraschlangen …
    »Es ist ihnen gelungen, sie zu zähmen!«, flüsterte Abakum entsetzt.
    »Und uns wird es gelingen, sie unschädlich zu machen!«, rief Oksa, ohne das bedrohliche Heer, das sich auf Die-Goldene-Mitte zubewegte, aus den Augen zu lassen. »Das haben wir bei den Leodechsen schließlich auch geschafft, oder?«
    »Die waren aber längst nicht so zahlreich«, entgegnete Pavel.
    Mit finsterem Blick sah Oksa zu ihm hinüber.
    »Papa! Wir lassen uns doch nicht von diesen paar Viechern einschüchtern, oder?«
    Pavel hob nur die Hände und beobachtete dann wieder die anrückenden Feinde. Bei der Ägide angekommen, verteilten sich die Angreifer, Menschen und Geschöpfe, bis sie den durchsichtigen Schutzschild vollständig umstellt hatten. Die vierbeinigen Ungeheuer zitterten vor Angriffslust, während die Vertikalierer und die Chiropter sich über die gesamte Fläche des Schilds ausbreiteten. Innerhalb weniger Minuten war die Ägide vollkommen schwarz.
    Oben auf ihrem Balkon hielt Oksa die Luft an.
    »Du solltest jetzt endlich ins siebte Untergeschoss gehen«, drängte ihr Vater.
    »Aber Papa!«, stöhnte sie.
    »Oksa, könntest du mir bitte dieses eine Mal gehorchen?«
    »Orthon wird alles daransetzen, dich in die Hände zu bekommen«, warf Abakum ein. »Ohne dich kann er nicht zum Tor. Er wird zwar dein Leben nicht in Gefahr bringen wollen, dennoch steht uns ein schlimmer Kampf bevor. Da musst du in Sicherheit sein!«
    »Aber wir könnten ihn so viel einfacher aus dem Weg räumen, wenn ich als Köder diene!«, wandte Oksa ein.
    »Darüber haben wir schon gesprochen«, sagte Pavel scharf. »Es kommt nicht in…«
    Nicht Oksa hinderte ihn daran, seinen Satz zu beenden, sondern die etwa hundert Treubrüchigen, die im Westen der Goldenen-Mitte zum Angriff übergingen. Sie hatten ihre Granuk-Spucks gezückt, und es sah ganz so aus, als würde die bevorstehende Attacke noch weit schlimmer als befürchtet ausfallen. Pavel warf seiner Tochter einen letzten Blick zu und flog dann mit dem Tintendrachen los. Lautes
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