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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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würde Gus sagen.
    In genau neun Stunden, wenn die hundertachtzig Körnchen der Sanduhr durchgelaufen sind, werde ich das Tor öffnen können. Am liebsten würde ich die Sanduhr umdrehen, noch einmal von vorn anfangen und alles anders machen.
    Ich habe den Schlüssel.
    Die Schlüssel. Denn es gibt zwei.
    Das Tor wird sich nur zwei Mal öffnen. Und danach bleibt es für immer geschlossen. Also wird man sich entscheiden müssen.
    Da-Draußen oder Edefia.
    Das Flüchtige Geheimnis beinhaltet noch mehr als das, was mir die Alterslosen Feen anvertraut hatten.
    Es geht darin um mehr als nur um die Öffnung des Tors.
    Alles darf ausgesprochen werden, denn das eigentliche Geheimnis, das sind diese Schlüssel. Nur die beiden Schlüssel!
    Sie sind in meinem Kopf. Das ist das beste Versteck. Doch obwohl es nur Worte sind, wiegen sie schwer. Sehr schwer.
    Meine Mutter und Gus können beide wieder gesund werden. Das ist mein allergrößter Wunsch.
    Wenn alles gut geht, können sie mit mir nach Edefia zurück, das hat Abakum mir versichert. Ich werde aufgefordert werden, meine Macht aufzugeben, im Tausch gegen die Integrationsbefähiger, die er gerade erfunden hat. Und natürlich werde ich das liebend gern tun!
    Abakum ist ein Genie!
    Integrationsbefähiger … Darauf muss man erst einmal kommen! Wir müssen nur dreiunddreißig Tage abwarten, bis die Abgewiesenen den Stoff in ihren Körper aufgenommen haben, und dann ist das Tor für sie kein Hindernis mehr!
    Dann können sie nach Edefia kommen, genau wie die Von-Drinnen.
    Wenn alles gut geht …
    Es muss alles gut gehen!
    Was ich da sage, ist nicht die ganze Wahrheit, und deshalb fühle ich mich auch so hilflos, obwohl ich doch eigentlich überglücklich sein sollte.
    Ich kann mich weder freuen, noch kann ich weinen. Ich bin ganz zerrissen, und meine zwei Teile finden nicht zueinander.
    Was habe ich denn erwartet? Was hatte ich mir erhofft?
    Nicht jeder Von-Drinnen kann durch das Tor.
    Nur mein Beschützer Abakum und die, die ein Huldvolles Herz haben.
    Jeanne und Pierre, Naftali und Brune, Tugdual …
    Sie alle müssen hierbleiben.
    Warum muss es immer Trennungen geben?
    Werden wir uns wiedersehen?
    Und endlich glücklich sein?
    In ein paar Stunden werde ich einen der beiden Schlüssel benutzen. Ich kann Gus und meine Mutter nicht länger warten lassen.
    Doch vorher werde ich die Nachricht verbreiten, dass die Öffnung des Tors kurz bevorsteht.
    Das ist die beste Art, Orthon anzulocken. Sein Spion wird es ihm verraten, und er wird sofort Die-Goldene-Mitte angreifen, um nach Da-Draußen zu kommen.
    Wir müssen ihn außer Gefecht setzen, vorher werde ich das Tor nicht öffnen. Wir dürfen nicht riskieren, dass er nach Da-Draußen gelangt. Er ist zu gefährlich.
    Es muss alles gut gehen!

Gespanntes Warten
    E
s fiel Oksa furchtbar schwer, ihren Freunden mitzuteilen, dass nur Abakum und die Huldvollen Herzen nach Da-Draußen konnten. Jeanne und Pierre waren am Boden zerstört. Die Knuts versuchten zwar, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, doch auch sie waren tief betrübt. Bodkin, Cockerell, Feng Li … Sie alle würden in Edefia bleiben und warten müssen.
    »Tugdual! Warte!«
    Oksa rannte dem Jungen, der gerade den Runden Saal verlassen hatte, über den Flur hinterher. Er ging durch eine Mauer, und Oksa folgte ihm, ohne überhaupt zu bemerken, wie mühelos sie dies inzwischen beherrschte. Sie fand ihn auf der Terrasse in der fünfundfünfzigsten Etage wieder. Im sanften Licht des Morgengrauens schaute er gedankenverloren in die Ferne. Sie lehnte sich neben ihn an die Brüstung, und ihre Schultern berührten sich. Tugdual wich einen Schritt zur Seite.
    »He!«, sagte Oksa leise. »Was habe ich dir denn getan?«
    Tugdual wandte wortlos den Kopf ab.
    »Glaubst du vielleicht, ich hab mir das ausgedacht?«, fragte sie mit heiserer Stimme. »Ich kann doch nichts dafür!«
    Sie hielt sich am steinernen Sims fest und streckte die Arme aus. Am liebsten hätte sie laut geschrien und wäre einfach auf und davon geflogen.
    »Bitte mach es nicht noch schlimmer, indem du mir die Schuld an allem gibst.«
    Plötzlich drehte sich Tugdual zu ihr um. Oksa erschrak über seinen Gesichtsausdruck. Es war, als würde eine ätzende schwarze Flüssigkeit in seinen Augen brodeln. Noch nie hatte Oksa einen solch leidvollen Blick gesehen.
    »Ich komme bald wieder, versprochen!«, stotterte sie. »Du wirst nicht lange auf mich warten müssen.«
    Tugdual schien etwas sagen zu wollen, doch er
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