Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
Vom Netzwerk:
Polizisten. »Was tun Sie da? Hören Sie sofort auf!«
    Das Wasser im Brunnen sprudelte immer noch und lief fast über.
    Endlich kam eine letzte Gestalt heraus, stieg über die Steinbrüstung und warf Oksa einen zutiefst verzweifelten Blick zu. Dann ließ sich der junge Mann von Orthon und Gregor umarmen, ehe er zusammen mit ihnen im Himmel über London verschwand.
    Die Polizisten entfernten sich wieder. Sie jonglierten fröhlich mit ihren Helmen, abgelenkt von dem Hypnagos, das Abakum im letzten Moment auf sie abgefeuert hatte. Oksa und ihre Gefährten setzten sich auf die Stufen um den Brunnen am Trafalgar Square und versuchten, den Schock zu verdauen. Der Jungen Huldvollen fiel das mit Sicherheit am schwersten von allen.
    Tugdual.
    Tugdual hatte ein Huldvolles Herz.
    Und er hatte sich Orthon angeschlossen.
    Für Oksa brach eine Welt zusammen.
    Sie konnte nicht einmal weinen. Dazu hätte sie erst verstehen müssen, was passiert war. Ihr Vater legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Auf den Stufen vor ihr saßen Zoé und Mortimer bedrückt nebeneinander.
    Der Plemplem kam in seinem langsamen, torkelnden Gang zu Oksa und legte ihr die Patschhand auf den Arm.
    »Hast du einmal versucht, mir etwas zu sagen, was ich nicht verstanden habe?«, hauchte sie.
    Der Plemplem schüttelte den großen Kopf und schniefte laut. Oksa wirbelten tausend Gedanken durch den Kopf, sie versuchte krampfhaft, sich zu erinnern, eine Erklärung zu finden. Plötzlich bekamen manche Dinge, die Tugdual gesagt hatte, einen ganz neuen Sinn.
    »Es gibt so einiges von mir, was du nicht weißt, meine Kleine Huldvolle.«
    »Versuch nicht immer, alles zu verstehen.«
    Eine Szene fiel ihr wieder ein. Orthon und Tugdual, die, von der Ägide getrennt, gegeneinanderprallten und dann wieder mit derselben Wucht auseinanderflogen. Was hatte der Plemplem damals gesagt? »Die Konfrontation der Huldvollen Herzen bringt Konsequenzen, gespickt mit Schwere, für das Gleichgewicht der Geister hervor.« Oksa verzog das Gesicht. Sie hatte geglaubt, dass er Orthon und sie meinte. Welch ein schwerwiegender Fehler … Von Orthon hatte er zwar gesprochen, aber der hatte gerade die Konfrontation mit Tugduals Huldvollem Herzen gesucht und nicht mit ihrem!
    »Die Dienerschaft meiner Huldvollen war damals in der Unfähigkeit, Fragen zu beantworten, die nicht übermittelt worden waren«, sagte der kleine Haus- und Hofmeister bedrückt.
    Oksa stützte den Kopf in die Hände. Sie wusste es doch: Ihr Plemplem antwortete nur auf die Fragen, die man ihm stellte. Und sie hatte ihm zu keinem Zeitpunkt die Frage gestellt, die sie hätte stellen müssen.
    »Meine Huldvolle darf nicht ihr Herz unter Vorwürfen begraben«, fuhr das Geschöpf fort. »Es gab kein Indiz, das einen ernsthaften Zweifel am Enkel der Freunde Knut, dem Herzallerliebsten meiner Huldvollen, hätte erwecken können.«
    Kraftlos ließ sich Oksa gegen ihren Vater sinken.
    »Die Dienerschaft meiner Huldvollen gibt die Bestätigung dessen, was in der Vergangenheit ausgesprochen wurde: Im Besitz des Enkels der Freunde Knut, dem Herzallerliebsten meiner Huldvollen, ist ein düsteres Herz, das aber gespickt ist mit Reinheit.«
    »Glaubst du wirklich?«, fragte Oksa verbittert. »Ich habe da so meine Zweifel.«
    »Es ist eine Versicherung, meine Huldvolle. Das Herz ihres Herzallerliebsten hat den Empfang einer Enthüllung getätigt, die die Verschmutzung seines ganzen Wesens vorgenommen hat.«
    Der Plemplem schwieg einen Moment. Mit Tränen in den Augen ermutigte Oksa ihn, weiterzusprechen.
    »Nimmt meine Huldvolle mittlerweile die Übermittlung der Wahrheit entgegen?«
    »Ja, bitte sag mir alles, was du über Tugdual weißt.«
    »Der Herzallerliebste meiner Huldvollen hat eine geheime Abstammung in seinem Besitz. Siebzehn Jahre und einige Monate vor dem heutigen Tag hat Orthon, der vermaledeit ist und immer noch voller Leben, bei Helena Knut die Metamorphose ausgebeutet. Er hat den Raub der äußeren Erscheinung von Tyko Knut begangen und zusammen mit Helena die Zeugung betrieben, ohne dass sie die Kenntnis hatte.«
    »Willst du damit sagen, dass Orthon sich in Helenas Mann verwandelt hatte?«, unterbrach ihn Oksa.
    Sie wagte nicht, den allzu offensichtlichen Schluss zu ziehen.
    »Helena Knut ist immer in der Unwissenheit dieser Betrügerei geblieben«, fuhr der Plemplem fort. »Neun Monate später wurde sie die Mutter des Herzallerliebsten meiner Huldvollen.«
    Dieser Satz traf Oksa und die Ihren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher