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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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ausgefahrenen Krallen angriff. Oksa bemerkte, dass er die Lederrüstung und den Helm der Treubrüchigen abgelegt hatte. Er hatte also wirklich sein Lager gewählt.
    »Oksa, was tust du denn hier?«, erklang plötzlich Zoés aufgeregte Stimme. »Du solltest doch in der Säule sein!«
    »Ich habe Orthon gesucht«, gab Oksa zu.
    Zoé sah sie aus dem Augenwinkel an, während sie weiter Colocynthis-Granuks auf Hellhörige abfeuerte. Die fliegenden Raupen erstarrten zu Glas und fielen zu Boden, wo die Beflissenen mit ihren Hufen auf ihnen herumtrampelten, bis nichts mehr von ihnen übrig war.
    »Du bist verrückt!«, rief Zoé. »Das ist viel zu gefährlich!«
    »Aber dieser schreckliche Kampf hört doch erst auf, wenn wir ihn aus dem Verkehr gezogen haben!«, rief Oksa und feuerte Putrefactios auf einen Treubrüchigen ab, der auf sie zugeschossen kam.
    Und wieder vertikalierte sie davon, um den Mann zu suchen, der dies alles zu verantworten hatte.
    Viele Stunden tobte die grausame Schlacht. Die Anhänger der Huldvollen waren zahlenmäßig überlegen, doch die Treubrüchigen waren stärker und skrupelloser. Nach herben Verlusten auf beiden Seiten gewann Oksas Heer schließlich die Oberhand.
    Die meisten Treubrüchigen waren tot oder gefangen, nur einige wenige leisteten in der Nähe der Gläsernen Säule noch Widerstand. Oksa zweifelte nicht daran, dass sie Orthon dort finden würde.
    In der Nähe der Gärten der Huldvollen bemerkte sie eine Menschenansammlung und näherte sich vorsichtig. Dann erkannte sie Abakum, Cameron, Naftali, Brune, Jeanne und Pierre.
    Tugdual.
    Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
    Doch als sie ihre Freunde schluchzen hörte, war es, als griffe eine eiskalte Hand nach ihrem Herzen. Wem galten die Tränen? Wer fehlte? Zoé? Remineszens?
    Ihr Vater?

Schlussstrich
    O
ksa hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Ein brennender Schmerz, um vieles schlimmer als jede körperliche Pein, überwältigte sie. Da flog ein Schatten über sie hinweg: Pavel und sein Tintendrache schwebten über der kleinen Gruppe von Menschen, an seiner Seite flog der Phönix mit den leuchtenden Flügeln. Sie atmete auf. Ihr Vater lebte! Pavel landete ganz in ihrer Nähe und kam sofort zu ihr.
    »Da bist du ja«, sagte er und nahm sie in die Arme.
    Sie verbarg das Gesicht an seiner Schulter. »Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich ganz allein irgendwo unter der Säule auf euch warten würde?«, flüsterte sie.
    Pavel seufzte tief. Da unterbrach ein Schrei ihr Wiedersehen.
    »Nein, Cameron! Warte!«
    Es war Naftalis Stimme, sie klang traurig, brüchig auch und kummervoll. Und da sah Oksa, wem der Schrei gegolten hatte.
    Helena Knut lag leblos auf der Erde.
    Abakum kniete neben ihr, vor ihm standen ein Dutzend Fläschchen, die er aus seiner Umhängetasche herausgeholt hatte. Er ließ nichts unversucht, um sie wiederzubeleben. Tugduals Mutter schien friedlich zu schlafen. Plötzlich sank Abakum in sich zusammen. Brune warf sich Naftali in die Arme, und Oksa sah wie betäubt zu Tugdual. Hilflos stand er da, mit versteinerter Miene und gesenktem Kopf. Er schien unter Schock zu stehen.
    Seine Mutter war gerade vor seinen Augen gestorben.
    Jetzt hatte er keine Eltern mehr.
    Woran dachte er? Was fühlte er? Er sah völlig erschöpft aus, und sein Körper war mit Brandwunden und Blutflecken übersät. Naftali und Brune wollten ihn in die Arme nehmen. Erst ließ er es geschehen, dann stieß er sie von sich und ging zu Cameron. Der zückte sein Granuk-Spuck und zielte auf den, der all dies Leid verursacht hatte: Orthon.
    »Er war das!«, schrie Cameron außer sich. »Er hat Helena umgebracht!«
    Der Meister der Treubrüchigen saß verletzt am Boden. Ein hässlicher violetter Striemen zeichnete sich an seiner Kehle ab, als hätte jemand versucht, ihn zu erwürgen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er wollte etwas sagen, doch aus seinem Mund kam nur Blut. Stattdessen warf er Cameron einen hasserfüllten Blick zu.
    »Er hat Helena umgebracht«, wiederholte dieser. »Ich habe es gesehen, er kennt kein Erbarmen!«
    Orthon schüttelte den Kopf, wodurch das Blut nur noch heftiger floss. Dann tastete er nach seiner Weste.
    »Suchst du etwa das hier?«, fragte Cameron und zeigte ihm ein Granuk-Spuck.
    Oksa erkannte es sofort. Es war Orthons Granuk-Spuck aus dunklem Horn mit fein gearbeiteten silbernen Verzierungen. Die Augen des Treubrüchigen weiteten sich. Unbeholfen drückte er die Fäuste gegen den Boden und versuchte, sich aufzurichten. Doch
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