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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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1
    Das gehört zu den Erfahrungen, die ich gemacht habe: Selbst wenn man mir eine Waffe an den Kopf hält, kann ich mich noch vor Lachen ausschütten. Ich weiß nicht recht, was diese extreme Begabung, Heiterkeit zu demonstrieren, über mich aussagt. Das müsst ihr selbst entscheiden.
    Ganze siebenundzwanzig Jahre lang - angefangen mit einer Nacht, als ich ein sechsjähriger Junge war - hat das Glück mich dauerhaft begleitet. Der Schutzengel, der über mich wachte, erfüllte seine Aufgabe mit Bravour.
    Als Belohnung für sein ausgezeichnetes Behüten meines Lebens durfte mein Engel - nennen wir ihn Ralph - anschließend wohl in Urlaub gehen. Möglicherweise wurde er auch jemand anderem zugeteilt. Auf jeden Fall war er in meinem vierunddreißigsten Lebensjahr eine Weile nicht zur Stelle, denn da fand uns die Dunkelheit.
    In den Tagen, in denen Ralph noch gewissenhaft seine Tätigkeit ausübte, lernte ich Penny Boom kennen und verliebte mich in sie. Ich war vierundzwanzig, sie ein Jahr jünger.
    Vorher hatten Frauen, die so schön waren wie Penny, einfach durch mich hindurchgeguckt. Na gut, gelegentlich hatten sie mich doch angesehen, aber so, als würde ich sie an etwas erinnern, das sie mal in einem Buch über exotische Pilze entdeckt hatten. Im wirklichen Leben hatten sie einen solchen Anblick offenkundig nie erwartet - und ihn sich auch nicht gewünscht.
    Außerdem war Penny eigentlich zu klug, zu geistreich und
zu anmutig, um ihre Zeit mit einem Kerl wie mir zu vergeuden, weshalb ich nur annehmen kann, dass eine übernatürliche Kraft sie gezwungen hat, mich zu heiraten. Ich stelle mir vor, wie Ralph neben dem Bett kniet, in dem Penny schläft, und flüstert: »Das ist der Richtige für dich, das ist der Richtige für dich! Egal, wie absurd dir die Vorstellung gerade vorkommen mag - das ist wahrhaftig der Richtige für dich!«
    Wir waren bereits über drei Jahre verheiratet, als sie Milo auf die Welt brachte, der das Glück hatte, mit den blauen Augen und dem schwarzen Haar seiner Mutter ausgestattet zu sein.
    Eigentlich hätten wir unserem Sohn lieber den Namen Alexander gegeben. Pennys Mutter Clotilda - die laut ihrer Geburtsurkunde Nancy heißt - hatte uns jedoch gedroht, wenn wir ihn nicht Milo nennen würden, dann würde sie sich das Hirn aus dem Schädel pusten.
    Pennys Vater Grimbald - dessen Eltern ihn Larry genannt hatten - weigerte sich standhaft, die Schweinerei nach einem solchen Selbstmord zu beseitigen, und auch Penny und ich hätten nicht den Mumm dazu gehabt. Deshalb wurde Alexander zu Milo.
    Man hat mir gesagt, der Name von Pennys Familie gehe auf eine holländische Kaufmannsdynastie mit langer Tradition zurück. Wenn ich frage, womit diese Vorfahren denn so gehandelt hätten, runzelt Grimbald die Stirn und gibt ausweichende Antworten, während Clotilda einfach so tut, als wäre sie taub.
    Mein Name lautet Cullen Greenwich, wobei letzterer im britischen Stil ohne das W in der Mitte ausgesprochen wird. Seit meiner Kindheit nennen die meisten Leute mich Cubby.
    Als ich Penny kennenlernte, hat ihre Mutter anfangs versucht, mich mit Hildebrand anzureden, aber das habe ich erfolgreich abgewehrt.

    Der schöne altdeutsche Name Hildebrand bedeutet »Feuerbrand« oder »Schlachtschwert«. Normalerweise liebt Clotilda kraftvolle Namen, nur im Falle unseres Sohnes war sie gegenteiliger Ansicht. Deshalb wollte sie sich ja umbringen, wenn wir ihn nicht Milo nannten, was »geliebt und sanft« bedeutet.
    Dr. Jubal Frost, ein mit uns befreundeter Internist, der bei Milos Geburt zugegen war, behauptet steif und fest, unser Kind habe dabei überhaupt nicht geschrien, sondern sei lächelnd geboren worden. Es habe im Entbindungszimmer sogar leise eine Melodie gesummt, wenn auch mit Unterbrechungen.
    Ich bin bei der Geburt zwar auch dabei gewesen, erinnere mich jedoch nicht an Milos musikalische Darbietung, weil ich in Ohnmacht fiel. Penny erinnert sich ebenfalls nicht mehr daran, weil sie zwar bei Bewusstsein war, aber von der Nachblutung abgelenkt wurde, wegen der ich umgekippt war.
    Dennoch bezweifle ich das, was Jubal Frost berichtet, nicht im mindesten. Milo war immer für eine Überraschung gut. Nicht umsonst nennen wir ihn manchmal Marsmensch.
    An seinem dritten Geburtstag zum Beispiel hat er erklärt: »Jetzt werden wir ein Hündchen retten!«
    Penny und ich meinten, er würde etwas nachspielen, was er im Fernsehen gesehen hatte, aber da hatten wir uns getäuscht. Er kletterte auf einen Küchenstuhl, nahm
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