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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
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Sündenbock buchstäblich hingerichtet worden war. Zu spät auch für Wayne Reynolds, der – vielleicht blind vor Liebe – bis zum Schluss felsenfest davon überzeugt gewesen war, dass Jason Jones ein Monster war.
    Und dann war da noch Ethan Hastings, der sich in der fraglichen Nacht fast vier Stunden abgesetzt hatte und nun behauptete, nicht zu wissen, wo sich der Computer der Jones befand.
    D.   D. hatte einen Beschluss zur Durchsuchung der Redaktionsräume erwirken können. Sämtliche Computer waren anhand ihrer Seriennummern identifiziert worden. Nur der Rechner der Jones konnte nicht gefunden werden. Er war verschwunden. Einfach so.
    Dahinter steckte Ethan Hastings. Dessen war sich D.   D. sicher.
    Das kleine Computergenie aber erwies sich als schwer zu knackende Nuss.
    «Sind wir fertig?», fragte sein Vater. «Mir scheint, mein Sohn hat sich hinreichend zur Sache geäußert. Wenn Sie den Computer nicht finden können, ist das Ihr Problem, nicht unseres.»
    «Wenn Ihr Sohn uns Beweismittel vorenthält, haben Sie ein Problem. Das verspreche ich Ihnen», blaffte D.   D. gereizt.
    Der stellvertretende Leiter der Mordkommission hob eine Hand, um zu beschwichtigen. Er schaute sie an. Sie wusste seine Miene zu deuten:
Pinkel endlich, oder geh vom Topf runter
. Verdammt, sie konnte nicht.
    «Wir sind fertig», knurrte sie. «Danke für Ihre Unterstützung. Wir melden uns, sobald sich Neues ergibt.»
    Zieht euch warm an   …, fügte sie im Stillen hinzu.
    Die Hastings-Entourage brach auf. In der Tür warf Ethan einen finsteren Blick über die Schulter zurück.
    «Der Kerl hat was ausgefressen», murmelte D.   D. in Richtung ihres Vorgesetzten.
    «Wahrscheinlich. Aber er ist noch immer in seine Lehrerin verknallt. Und solange er sich verpflichtet fühlt, die arme Mrs   Sandra zu schützen   …»
    «Die womöglich seinen Onkel auf dem Gewissen hat.»
    «Und glaubhaft versichert, dass sie tätlich von ihm angegriffen wurde.»
    D.   D. seufzte. Sie hatten Waynes Computer beschlagnahmt und von der Kriminaltechnik untersuchen lassen, wobei eine umfangreiche E-Mail -Korrespondenz zwischen ihm und der schönen Gemeinschaftskundelehrerin zum Vorschein gekommen war, inhaltlich nichts Besonderes, aber allein der Anzahl nach mehr, als es eine rein platonische Beziehung vermuten ließ. Überdies war nun Sandras Aussage bestätigt, wonach sie ihre letzte Mail an ihn fünf Tage vor ihrem Verschwinden geschrieben hatte, während er sie weiter mit Nachrichten bombardierte.
    «Ich will irgendjemanden festnehmen», murrte D.   D. «Am liebsten Jason Jones.»
    «Warum?»
    «Ich weiß nicht. Ein so eiskalter Typ muss Leichen im Keller haben.»
    «Das haben Sie auch im Fall von Aidan Brewster angenommen», erinnerte sie der Chef. «Und am Ende stellt sich heraus, dass er mit dieser Sache rein gar nichts zu tun hatte.»
    D.   D. atmete hörbar aus. «Zugegeben. Da fragt man sich, wie zum Teufel wir herausfinden sollen, wer die wahren Monster sind.»
     
    Mein Mann wurde aus dem Krankenhaus entlassen.
    Ree hatte in den Tagen zuvor ein großes Spruchband aus Papier für ihn gebastelt, in Regenbogenfarben ausgemalt
und mit Schmetterlingen geschmückt. Drei lachende Strichmännchen sind darauf zu sehen und ein orangefarbener Kater mit sechs riesigen Schnurrhaaren. Dazu in fetten Großbuchstaben: Willkommen ZU HAUSE,
DADDY! 
    Wir spannten es quer durchs Wohnzimmer, über das grüne Sofa, auf dem sich Jason in den nächsten Wochen erholen sollte.
    Ree hatte ihren Schlafsack vor dem Sofa ausgerollt. Ich selbst übernachtete in einem eigenen Nest aus Kissen und Decken. So kampierten wir die ersten vier Tage, denn es war uns wichtig, beim Einschlafen wie Aufwachen ganz nah beieinander zu sein.
    Am fünften Tag erklärte Ree, dass es ihr auf dem Boden zu unbequem sei und sie lieber wieder in ihrem Bett schlafen wolle.
    So nahmen wir unser gewohntes Leben wieder auf. Ree kehrte in die Vorschule zurück, und ich begann wieder zu unterrichten. Jason nahm mehrere Aufträge von verschiedenen Magazinen an und arbeitete zu Hause, während seine Wunden allmählich verheilten.
    Die Presse stilisierte mich zur Bostoner Helena, deren Schönheit zur großen Tragödie führte. Der Vergleich hinkt. Helena zettelte einen Krieg an, ich beendete einen.
    Die Polizei schnüffelte weiter. Der verschwundene Computer gab ihr Rätsel auf, und damit wollte sich die Sergeantin nicht zufriedengeben.
    Ich musste einen Lügendetektortest über mich ergehen lassen
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