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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
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zuckte mit den Achseln. «Der Täter kann nicht an zwei Orten gleichzeitig gewesen sein. Also hat er für Opfer Nummer eins die Bombe installiert und dann dem Opfer Nummer zwei einen Besuch abgestattet. Und das alles in einer Nacht.»
    «Sie glauben, Jason Jones war’s?»
    «Wer sonst?»
    «Jones hat also in einem Anfall von Eifersucht zuerst seine Frau umgebracht und dann die beiden Männer, die er für seine Nebenbuhler hält.»
    «Es gab schon abwegigere Motive.»
    Miller kniff die Brauen zusammen und zeigte sich skeptisch. «Ethan Hastings?»
    «Auf und davon. Vielleicht hat er von dem Anschlag auf seinen Onkel gehört und Schiss gekriegt, er könnte der Nächste sein.»
    Miller seufzte. «Himmel, ich hasse diesen Fall. Okay, wo ist Jason Jones?»
    «Er sitzt zu Hause, bewacht von zwei Kollegen und einem stattlichen Aufgebot unserer Journaille.»
    «Die interessieren sich aber nicht mehr besonders für ihn», korrigierte Miller. «Schauen Sie mal nach draußen. Vielleicht wollen Sie sich noch schnell die Haare richten, bevor Sie rausgehen, denn morgen werden Sie die Titelseiten schmücken.»
    «So ein Mist.» D.   D. griff sich unwillkürlich in die Haare. Sie hatte nun schon seit fast zwanzig Stunden nicht mehr geduscht und war in einem Zustand, in dem sich keine Frau der Welt gern präsentierte. Sie schüttelte den Kopf.
    «Kommen Sie mal mit», sagte sie.
    Miller folgte ihr durch die aufgebrochene Tür in den dunklen umzäunten Hinterhof zu dem Baum, auf den sie während ihres ersten Besuchs bei Aidan Brewster geklettert war. Auf halber Höhe bot sich ein unverstellterAusblick auf das Anwesen der Jones. Miller stellte fest, dass sich das Geäst außerdem sehr gut als Leiter eignete, auf der man problemlos über den Zaun steigen konnte. Genau darauf hatte ihn D.   D. offenbar aufmerksam machen wollen.
    Auf dem zweiten Ast lag etwas, was sich bei näherem Hinsehen und im Schein der Taschenlampe als dunkelbrauner Lederhandschuh entpuppte.
    «Der könnte doch Jason Jones passen, oder?», sagte D.   D.
    «Das lässt sich feststellen.»
     
    «Versteck dich!», zischte Jason. «Im Wandschrank. Sofort. Du bist verschollen, und niemand wird dich hier erwarten.»
    Sandy rührte sich nicht von der Stelle. Er schob sie in den offenen Wandschrank und lehnte die Tür an.
    Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Langsame, heimliche Schritte. Mit zwei Kissen, die er unter das Laken stopfte, formte Jason die armselige Attrappe eines schlafenden Körpers. Dann stellte er sich neben die Tür mit dem Rücken zur Wand und wartete. Er dachte an seine Tochter, die nur wenige Schritte entfernt in ihrem Bett lag und schlief, und an seine schwangere Frau, die sich im Wandschrank versteckt hielt. Die beiden vor Augen, spürte er, wie sich eine kalte, unnatürliche Ruhe in ihm ausbreitete. Hätte er eine Pistole zur Hand gehabt, wäre es ihm möglich gewesen, ohne zu zögern das ganze Magazin auf den Eindringling abzufeuern.
    Die Schritte hielten inne, vor Rees geschlossener Zimmertür,wie es schien. Jason hielt die Luft an. Wenn der Eindringling diese Tür öffnen und Ree aufwachen würde, wenn er sie in seine Gewalt zu bringen versuchte   …
    Das Geräusch langsam schleichender Schritte setzte sich fort. Jason sah einen bewegten Schatten im Flur, hörte flache, gleichmäßige Atemzüge.
    «Du kannst ruhig rauskommen, Sohn», sagte Maxwell Black mit schleppender Stimme. «Ich habe dich gehört, als ich die Treppe hochgekommen bin, weiß also, dass du da bist. Bringen wir’s hinter uns, und deiner Tochter wird nichts passieren.»
    Jason rührte sich nicht. Er hielt die Taschenlampe fest umklammert. Maxwell war noch zu weit entfernt, als dass er über ihn hätte herfallen können. Er hielt Abstand und war auf der Hut.
    Eine Diele im Holzboden knarrte leise. Max wich zwei, drei Schritte zurück.
    «Ich stehe jetzt vor ihrer Tür, Sohn. Ich brauche nur den Knauf zu drehen und das Licht einzuschalten. Sie wird aufwachen und nach Daddy verlangen. Was soll ich ihr sagen? Wie viel wird sie über dich erfahren wollen?»
    Jason rückte von der Wand ab und trat in den Türausschnitt, weit genug, um sich Maxwell zu erkennen zu geben, aber ohne Angriffsfläche zu bieten. Er hielt die Taschenlampe im Rücken.
    «Ein bisschen spät für einen Anstandsbesuch», sagte Jason ruhig.
    Der Alte gluckste. Er stand mitten im Flur vor Rees Zimmer, trug schwarze Handschuhe und hatte eine Hand auf den Türknauf gelegt. In der anderen lag eine
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