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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
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Mordkommission im Vernehmungsraum der Bostoner Polizeizentrale. Ihnen am Tisch gegenüber saßen Ethan Hastings, seine Eltern und Sarah Joss, eine der besten Strafverteidigerinnen Bostons. Zwei Wochen nach dem Mordanschlag auf Wayne Reynolds auf dem Parkplatz des kriminaltechnischen Labors der Landespolizei war den Eltern endlich erlaubt worden, ihren Sohn wiederzusehen. Ihre Wahl seiner Rechtsvertretung ließ erkennen, dass sie kein Risiko eingehen wollten.
    «Raus mit der Sprache, Ethan», hakte D.   D. nach. «Ich weiß von deinem Onkel, dass du den Computer derJones in der Redaktion der
Boston Daily
ausfindig gemacht hast. Du warst drei Stunden vor Ort, hast dich dort umgesehen und willst dich plötzlich, mir nichts, dir nichts, eines anderen besonnen haben?»
    «Irgendjemand hat die Sicherheitsprotokolle geändert», antwortete Ethan geradeheraus. «Wie schon gesagt, ich habe einen Virus eingeschleust, der aber anscheinend von einem der neueren Schutzprogramme erkannt und unschädlich gemacht worden ist. Anders kann ich mir das nicht erklären.»
    «Aber der Computer steht noch dort. Es muss einer von den Arbeitsrechnern sein.»
    Der Junge zuckte mit den Achseln. «Das ist Ihr Problem, nicht meins. Vielleicht sollten Sie bessere Leute einstellen.»
    Arroganter Schnösel.
D.   D. musste an sich halten. Die Überwachungskameras des Verlagshauses hatten Ethan eingefangen, als er kurz vor halb zwölf mit einem Taxi vorfuhr, das er über das iPhone seiner Mutter gerufen hatte. Etwa zur gleichen Zeit, als Sandra Jones wiederaufgetaucht und ihr schwerverletzter Vater ins Krankenhaus gebracht worden war, hatte sich der Junge in der Redaktion aufgehalten, was von mehreren anwesenden Reportern bezeugt worden war.
    Sie hatten angenommen, dass er zu einem der Kollegen gehörte, und sich nicht weiter um ihn gekümmert.
    Mit Sicherheit war er an Jones’ Computer gewesen, der sich jetzt angeblich nicht mehr auffinden ließ.
    «Wir wissen, dass dein Onkel eine Affäre mit Mrs   Sandra hatte», sagte D.   D. «Das ist unter Erwachsenennichts Schlimmes, Ethan. Du musst ihn nicht in Schutz nehmen.»
    Ethan schwieg.
    «Andererseits hat er Jason Jones unterstellt, per Computer in illegale Machenschaften verwickelt zu sein. Dem müssen wir nachgehen. Und dazu brauchen wir den Computer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du uns helfen kannst.»
    Ethan starrte sie nur an.
    «Weißt du noch, Ethan, was du über Jason Jones gesagt hast?», setzte D.   D. nach. «Dass er kein guter Ehemann sei. Dass er Mrs   Sandra unglücklich gemacht hat. Lass uns unsere Arbeit tun. Vielleicht können wir Abhilfe schaffen.»
    Es war hinterhältig, den Jungen so zu ködern, aber D.   D. wusste nicht weiter. Zwei Wochen nach einer der blutigsten Nächte in der Geschichte der Bostoner Polizei gab es drei Leichen, aber immer noch keine Festnahme. Das zerrte an ihren Nerven.
    Sandra Jones hatte ausgesagt, sie habe sich durch ihr Verschwinden einer leidigen Affäre mit Wayne Reynolds zu entziehen versucht. Unglücklicherweise war ihr Vater, durch die Medien auf sie aufmerksam geworden, nach Boston gekommen. Er hatte vor acht Jahren seine Frau getötet und sie, Sandra, sexuell missbraucht, bis sie im Alter von sechzehn schwanger geworden war. Sie hatte abgetrieben und ihr Elternhaus bei Nacht und Nebel verlassen.
    In Maxwell Blacks Hotelzimmer waren Indizien sichergestellt worden, die Sandras Aussage bekräftigten,wonach er sowohl den Sprengstoffanschlag auf Wayne Reynolds als auch den Mord an Aidan Brewster geplant und verübt hatte, um mit diesen Taten seinen Schwiegersohn zu belasten und das Sorgerecht für seine Enkelin zu erwirken, die laut Sandra sein nächstes Missbrauchsopfer werden sollte.
    Als er in das Haus der Jones eingedrungen war mit dem Vorsatz, Jason zum Selbstmord zu zwingen, hatte er dort seine Tochter lebend vorgefunden und Jason attackiert, ehe sie ihm die Waffe entwenden und – so ihre Version der Geschichte – in Notwehr auf ihn abfeuern konnte.
    Maxwell Black war an seiner Schussverletzung gestorben. Jason Jones lag in einem Bostoner Krankenhaus auf der Intensivstation.
    Nach eigenen Worten bedauerte Sandra Jones die durch ihr Verschwinden verursachte Tragödie zutiefst. Ihr Mann, so sagte sie, habe ihr nie ein Haar gekrümmt, und sie sei zurückgekehrt, um ihr Leben an seiner Seite fortzusetzen.
    D.   D. hatte ihre Zweifel. War Sandras Reue echt? Jedenfalls kam sie zu spät für Aidan Brewster, der als willkommener
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