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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
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«Ich habe ihm versprochen, den Kontakt zu halten, ihn donnerstags beim Basketball zu treffen, was auch immer, aber er müsse jetzt gehen, sagte ich.
    Er hat mich geschlagen. Mit der Hand. Hier und hier.» Sie zeigte auf die Verletzungen im Gesicht. «Ich stürzte aufs Bett, und er fiel über mich her. Ich wehrte mich nicht mehr, weil ich keinen Sinn darin sah, und dachte, wenn ich mich ergeben würde, würde seine Wut vielleicht verpuffen, bevor Schlimmeres geschieht. Ich hatte natürlich Angst um Ree. Und um dich. Was, wenn du nach Hause kommen und uns sehen würdest, und wenn er dann mit dem Baseballschläger   …
    Und plötzlich   … tauchte Ree auf. Sie hatte etwas gehört und war aufgestanden. Sie stand in der Tür, halb schlafend noch, und sagte: ‹Mommy.›
    Als er ihre Stimme hörte, hielt er inne. Ich dachte, jetzt ist alles vorbei. Er wird sie und mich umbringen. Ich stieß ihn von mir, sagte, er solle sich nicht von der Stelle rühren. Ich richtete mein Nachthemd, ging zu unserer Tochter und führte sie in ihr Zimmer zurück, sagte ihr, Mommy und Daddy hätten sich gebalgt. Es sei alles okay. Wir würden uns morgen wiedersehen.
    Zuerst wollte sie von meiner Hand nicht ablassen. Ich hatte Angst, er würde mit dem Baseballschläger kommen, wenn ich nicht schnell genug wieder zurück wäre. Also sagte ich Ree, dass ich wegmüsse, aber bald wieder bei ihr sei. Ich würde nicht lange fortbleiben.»
    «Sie hat dich gehen lassen.»
    Sandra nickte. «Und als ich ins Schlafzimmer zurückkehrte, war Wayne verschwunden. Ich glaube, Ree hat ihn vertrieben. Vielleicht ist er durch sie wieder zu Sinnen gekommen, keine Ahnung. Ich bin nach unten gegangen und habe die Haustür neu verriegelt, wasaber eigentlich nichts brachte. Er hatte ja den Schlüssel. Dann wollte ich aufräumen und sauber machen. Auf der Steppdecke war Blut, und die Lampe lag kaputt am Boden. Aber   …»
    Er streichelte ihre Hand. «Aber   …»
    Sie sah ihn an. «Mir wurde klar, dass das alles keinen Sinn hatte. Wayne arbeitet für die Landespolizei. Er hat einen Schlüssel zu unserem Haus. Er würde wahrscheinlich zurückkommen, wenn nicht heute, dann morgen. Jemand, der mit einem Baseballschläger auftaucht, will nicht bloß reden. Ich dachte, wahrscheinlich wird er alles daransetzen, dich hinter Gitter zu bringen, sich vielleicht sogar – Gott bewahre – an Ree vergreifen. Sie hält ihn für einen Freund. Sie würde zu ihm ins Auto steigen. Ja, mir wurde bewusst, auf was ich mich da eingelassen hatte.»
    «Und deshalb bist du davongelaufen.»
    Sie hörte den Unterton seiner Stimme und lächelte verlegen. «Ich glaubte, mich vor Wayne nur schützen zu können, indem ich unser Verhältnis auffliegen ließ. Wenn bekannt wäre, dass er mit mir in Verbindung steht, würde er mir oder meiner Familie nichts antun. Richtig? Er stünde sofort unter Verdacht.»
    Jason konnte ihrem Gedankengang nicht so recht folgen. «Vermutlich.»
    «Also beschloss ich unterzutauchen. Dir bliebe nichts anderes übrig, als die Polizei einzuschalten. Sie würde ermitteln und über Wayne stolpern. Wenn ich dann wieder auftauchte, wäre ich in Sicherheit. Er würde es nicht wagen, mir nachzustellen. Mit diesem Entschluss bin ichhoch auf den Dachboden und habe deine Kassette leer geräumt.»
    «Davon habe ich dir doch nie etwas gesagt.»
    «Ich wusste es von Ree. Sie hat dich dabei beobachtet, wie du den Weihnachtsschmuck verstaut hast, und anschließend immer wieder von deinem versteckten Schatz gesprochen. Sie wollte unbedingt mit mir auf ‹Schatzsuche› gehen. Ich bin neugierig geworden, weil ich ja doch seit Monaten diesen schäbigen Verdacht hatte und verunsichert war, nicht zuletzt darüber, dass du kein Problem damit hattest, dich in Jones umzubenennen, und dass du mit mir nie über das viele Geld gesprochen hast, wovon ich aber wusste, weil mir deine Kontoauszüge zu Gesicht gekommen sind. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und schließlich die Kassette gefunden. Das Bargeld kam mir gelegen, die falschen Ausweise haben mir Angst gemacht.»
    «Es ist wichtig für mich, fliehen zu können und Vorsorge zu treffen», sagte er.
    «Aber nur für dich. Nicht für deine Familie.»
    «Das lässt sich ändern.»
    Sie lächelte, worauf er wieder ihre Hände ergriff und seine Finger mit ihren verschränkte.
    «Ich habe mir alte Sachen angezogen, dieses schwarze Zeug», erklärte sie, «mir das Geld eingesteckt und die Ausweise mitgenommen, um zu verhindern, dass
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