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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
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du in meiner Abwesenheit verschwindest. Mit einem der Ersatzschlüssel habe ich hinter mir abgesperrt und mich dann bis zu deiner Rückkehr hinter den Sträuchern versteckt.»
    «Hinter den Sträuchern versteckt?»
    «Ich konnte Ree doch nicht unbeaufsichtigt lassen», sagte sie. «Falls Wayne wieder aufkreuzte   … Es war schrecklich   –» Ihre Stimme wurde brüchig. «Es war schrecklich für mich, wegzugehen. Du kannst dir das nicht vorstellen. Euch beide zurückzulassen   … Ich habe mir immer wieder gesagt, es ist nur für ein paar Tage. Ich verschwinde in irgendeinem billigen Hotel und zahle bar. Sobald die Polizei auf Wayne gestoßen wäre, wollte ich wieder auftauchen und sagen, dass mir die Nerven durchgegangen sind. Irgendein Vorwand wäre mir eingefallen, und nach ein paar peinlichen Tagen hätte sich der Staub gelegt.
    Mit meinem Vater hatte ich nicht gerechnet. Auch nicht damit, dass man Ethan in die Mangel nehmen würde. Ich weiß nicht, alles wurde viel größer als erwartet. Der Medienrummel, die Polizeiermittlungen. Alles geriet außer Kontrolle.»
    «Das kann man so sagen.»
    «Ich musste durch vier Hinterhöfe, um in mein eigenes Haus zu schleichen. Verrückt, was da draußen vor sich geht.»
    «Und was gedenkst du, dagegen zu unternehmen?»
    Sie zuckte mit den Achseln. «Ich mach die Tür auf und erkläre: ‹Ich bin wieder da.› Von mir aus können sie so viele Fotos schießen, wie sie wollen.»
    «Die Reporter werden dir auf die Pelle rücken.»
    «Ich muss so oder so für meine Fehler bezahlen.»
    Jason krauste die Stirn. Er nahm ihr nicht alles ab. Hatte sie tatsächlich geglaubt, ihr Verschwinden würde ihreAffäre auffliegen und ihren Liebhaber auf Abstand gehen lassen? Warum war sie nicht gleich an die Öffentlichkeit gegangen? Warum hatte sie ihm nicht damit gedroht, seine Behörde zu informieren? Dass sie stattdessen Reißaus genommen hatte, erschien ihm völlig übertrieben. Allerdings war sie tätlich angegriffen worden und hatte um Ree fürchten müssen. Vielleicht war sie, körperlich und psychisch geschwächt, einfach nur in Panik geraten.
    Er bedauerte, am Mittwoch erst so spät in der Nacht nach Hause zurückgekommen zu sein, und wünschte, er hätte ihr beistehen können.
    «Also gut», sagte er. «Wir werden jetzt gemeinsam nach draußen gehen, Hand in Hand. Ich bin bereits in Verruf. Du könntest die hysterische Gattin spielen. Morgen werden sie uns kreuzigen, und am Wochenende werden wir wahrscheinlich schon zu irgendeiner Talkshow eingeladen sein.»
    «Könnten wir es noch ein Weilchen verschieben?», fragte Sandy. «Ich möchte zu Ree. Ich will ihr sagen, dass alles wieder in Ordnung ist.»
    «Das musst du tun.»
    Sie standen auf und hatten sich gerade in Bewegung gesetzt, als es draußen auf der Straße laut wurde. Jason eilte ans Fenster und spähte durch den Spalt der Vorhänge.
    Die Scheinwerfer verloschen einer nach dem anderen. Kameraleute und Reporter packten ihre Sachen zusammen und verschwanden in den Übertragungswagen. Der erste fuhr los, dann der nächste, und bald waren alle verschwunden.
    Sandra war an seine Seite getreten und sagte: «Es scheint, dass es an anderer Stelle Wichtigeres zu berichten gibt.»
    «Etwas Wichtigeres als deine Rückkehr von den Toten?»
    «Davon wissen sie noch nichts.»
    «Stimmt», erwiderte er. Nach zwei Nächten der Dauerbestrahlung durch Scheinwerfer war die Dunkelheit unheimlich. Plötzlich hörte Jason ein schrilles Kratzen, wie wenn Zweige über eine Glasscheibe fuhren. Dabei stand keiner der Bäume im Garten so nah am Haus.
    «Bleib hier», sagte er.
    Zu spät. Sie hörten es beide: zerspringendes Glas. Jemand brach in ihr Haus ein.

36.   Kapitel
    «Zwei Schüsse», berichtete D.   D.   Miller, als der, sichtlich verschlafen, am Tatort eintraf. D.   D. war schon fast zwanzig Minuten in Brewsters Wohnung und drängte zur Eile. «Der erste in den Bauch, der zweite von hinten zwischen die Schulterblätter. Offenbar hat sich das Opfer kriechend in Sicherheit zu bringen versucht.»
    «Eklig», meinte Miller.
    «Ziemlich unprofessionell. Sieht ganz nach einer persönlichen Geschichte aus.»
    Miller richtete sich auf und zupfte an seinem Schnauzer, den er mit Wick Vaporup eingeschmiert hatte. Bauchschüsse waren nicht nur eklig, sie stanken auch. Der Teppich hatte sich mit Fäkalien, Blut und Gallenflüssigkeit vollgesogen.
    «Aber der Bombenanschlag auf Wayne Reynolds war Profiarbeit», gab Miller zu bedenken.
    D.   D.
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