Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
Pistole.
    «Enorm, was du in den letzten paar Stunden so alles angestellt hast», sagte Maxwell und zielte mit der Pistole über Jasons linke Schulter. «Alle Achtung. Aber du solltest dich schämen, den jungen Brewster derartig gequält zu haben. Andererseits werden viele sagen, ein Kinderschänder hat es nicht anders verdient.»
    «Ich weiß nicht, wovon du sprichst.»
    «Aber die Polizei denkt anders darüber. Jede Wette, dass sie in diesem Augenblick die Wohnung des Jungen auf den Kopf stellen. Und unter seiner Matratze alte Liebesbriefe finden, die du Sandy vor vielen, vielen Jahren geschrieben hast. Ich schätze, in zwanzig, spätestens dreißig Minuten werden sie hier sein und dich festnehmen. Mit andern Worten, wir sollten uns beeilen.»
    «Womit?»
    «Mit deinem Suizid, Sohn. Himmel auch, du hast deine Frau getötet und ihren Liebhaber abgeknallt. Reue und schlechtes Gewissen haben dich aufgefressen. So einer wie du kann doch kein guter Vater mehr sein. Und deshalb bist du nach Hause zurückgekehrt und hast dich selbst gerichtet. Die Detectives werden deine Leiche finden, deinen Abschiedsbrief lesen und das erste und letzte Mal Verständnis für dich haben. Ich nehme Ree in meine Obhut und biete ihr die Chance, in Georgia ein neues Leben zu beginnen. Keine Sorge. Sie wird es gut bei mir haben.»
    Jason hörte das scharfe Zischen heftig eingesogener Luft aus dem Wandschrank und setzte einen Schritt in den Flur, um Maxwells Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    «Alle Achtung. Ein hübscher Plan, den du dir da zurechtgelegt hast, Max. Allerdings sehe ich auf Anhieb ein paar kleine Schönheitsfehler.»
    «Als da wären?»
    «Du kannst nicht aus drei Metern auf mich schießen. Das hast du doch bestimmt aus etlichen Strafverfahren gelernt. Wenn es keine Schmauchspuren und Kontaktwunden gibt, ist Selbstmord auszuschließen. Damit’s bei mir den Anschein hat, müsstest du dich also ein wenig näher herbequemen.»
    Maxwell musterte ihn mit selbstgefälligem Schmunzeln. «Daran habe ich selbst gedacht», sagte er. «Also dann, tritt näher ins Licht.»
    «Und wenn nicht?»
    «In dem Fall werde ich Ree erschießen.»
    Jason zuckte und versuchte sich einzureden, dass der Alte nur bluffte. «Dann wäre dein ganzer Plan umsonst. Du würdest dir ins eigene Fleisch schneiden.»
    «Dann werde ich sie jetzt wohl mal aufwecken müssen.»
    «Nein. Komm schon, Maxwell. Du willst doch mich. Hier bin ich, bewaffnet bloß mit meinem Grips und meiner charmanten Art. Komm, hol mich.»
    Jason zog sich ins dunkle Schlafzimmer zurück. Er war dankbar für die zugezogenen Vorhänge. Das kleine Zimmer bot kaum Deckung, aber es war sein Zimmer, eines, das er in vielen schlaflosen Stunden durchschritten hatte. Und es barg ein Geheimnis: Sandra, sicher versteckt im Wandschrank.
    Es war eine Weile still. Dann wurde das Flurlicht ausgeschaltet.Ein paar Herzschläge später zeigte sich Maxwells Silhouette im Türausschnitt. Er rückte vorsichtig näher.
    Unten pochte es an die Tür.
«Polizei. Aufmachen!»
    Max stieß einen leisen Fluch aus und warf einen verunsicherten Blick über die Schulter zurück. Jason fackelte keine Sekunde, rannte los und riss den Alten zu Boden. Er hoffte darauf, dessen Waffe über den Boden schlittern zu hören. Aber dem war nicht so.
    Jason lag auf den Beinen des Alten, versuchte, ihn in Schach zu halten und die Pistole in seinen Besitz zu bringen. Maxwell war überraschend beweglich. Er wälzte sich auf den Bauch, und es fehlte nicht viel, dass er ihn abschüttelte.
    Die Waffe. Verdammt, wo ist die Waffe?
    «Polizei. Aufmachen! Jason Jones, wir haben einen Haftbefehl gegen Sie.»
    Er ächzte und versuchte, nicht allzu viel Lärm zu machen. Der Alte war ihm vielleicht körperlich unterlegen, aber gegen eine Kugel hatte er keine Chance. Er spürte den Mündungslauf am Schenkel, ließ die Hüfte zur Seite schnellen und fuhr mit der Hand über Maxwells rechten Arm, konnte aber nicht verhindern, dass dieser die Hand hob   …
    Plötzlich flog die Schrankwandtür auf. «Aufhören, Daddy, sofort aufhören. Um Himmels willen, was tust du? Lass ihn los.»
    Maxwell sah seine Tochter. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben, als sich der Schuss löste.
    Jason spürte einen schneidenden Schmerz in der Seite,der nicht übermäßig stark zu sein schien. Ein Kratzer, dachte er, nicht mehr. Aber dann war ihm, als explodierte sein Brustkasten.
Heilige Mutter Gottes   …
    Und irgendwo im tiefen Inneren sah er wieder seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher