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Oh, Mandy

Oh, Mandy

Titel: Oh, Mandy
Autoren: Peggy Moreland
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sicher, wie er sich verhalten sollte, und stellte die Lampe ab, bevor er sich neben Mandy hockte. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie.
    Jaime starrte ihn an. „Du bist mein Vater, oder?”
    Mandy blickte zu Jesse, der sie fragend anschaute. „Es ist okay”, murmelte sie. „Er muss die Wahrheit erfahren.”
    Seufzend wandte Jesse sich an seinen Sohn. „Ja, Jaime. Ich bin dein Vater.”
    Jaime legte die Hände hinter sich auf den Schlafsack und stemmte sich mit den Hacken ab, um möglichst viel Distanz zwischen sich und Jesse zu schaffen. „Ich hasse dich!” rief er.
    Mandy schnappte erschrocken nach Luft. „Jaime! Das meinst du doch gar nicht.”
    „Doch!” brüllte er und fuhr Jesse an: „Du hast nur so getan, als würdest du mich mögen.
    Wenn du mich und meine Mum wirklich gern hättest, dann wärst du hier gewesen, als wir dich brauchten. Jetzt wollen wir dich nicht mehr hier haben. Geh wieder dorthin, wo du hergekommen bist, und lass uns in Ruhe.”
    Die Verzweiflung, die Jesse gepackt hatte, als Jaime gerufen hatte „Ich hasse dich!”, vertiefte sich. Langsam stand er auf und wandte sich traurig ab.
    Mandy griff nach seiner Hand und hielt ihn auf. „Nein! Warte!” Jesse festhaltend, schaute sie ihren Sohn an. „Er mag dich, Jaime. Es ist nicht Jesses Schuld, dass er nicht da war, als du geboren wurdest.”
    Jaime blickte sie noch finsterer an. „Ist es doch! Wenn er sich etwas aus uns gemacht hätte, wäre er da gewesen. Er hätte nicht zugelassen, dass Grandpa dich so gemein behandelte.”
    Mandy riss erstaunt die Augen auf. „Du warst noch ein Baby, als Grandpa starb. Du kannst doch gar nicht wissen, wie er mich behandelt hat.”
    Jaime verzog trotzig den Mund. „Doch, das weiß ich. Ich habe dich und Tante Sam und Tante Merideth reden gehört, wenn ihr dachtet, ich wäre nicht da. Ich weiß, er wollte mich nicht und hat dich dafür gehasst, dass du mich auf die Double-Cross-Heart-Ranch gebracht hast.”
    Instinktiv streckte Mandy die Hand nach ihm aus, doch Jaime zuckte zurück. Sie faltete die Hände im Schoß und sagte mit tränenerstickter Stimme: „Oh, Jaime. Es tut mir so Leid. Ich wollte nie, dass du das alles erfährst.” Mandy ließ den Kopf sinken und holte tief Luft, bevor sie Jaime wieder ansah. „Aber es war nicht dein Fehler, dass Grandpa uns nicht um sich haben wollte. Und meiner auch nicht. Es war Grandpas eigene Schuld. Erinnerst du dich, dass Jesse mit dir über Vorurteile gesprochen hat?”
    Obwohl Mandy sah, dass es ihm nicht behagte, dass sie Jesse wieder ins Spiel brachte, fuhr sie fort: „Nun, Grandpa war ein Mensch voller Vorurteile. Er mochte Jesse nicht. Erstens, weil er ein Barrister ist und zweitens, weil er Halbmexikaner ist.” Sie schaute Jaime ernst an.
    „Findest du, dass es fair von Grandpa war, ihm seinen Namen und seine Herkunft vorzuhalten?”
    Jaime senkte betreten den Kopf. „Nein”, murmelte er.
    Mandy seufzte. „Ich fand das auch nicht fair. Also habe ich mich gegen meinen Vater aufgelehnt, als er mir verbot, Jesse zu sehen. Ich bin nachts herausgeschlichen und habe mich heimlich mit ihm getroffen.”
    Sie blickte zu Jesse hoch und griff wieder nach seiner Hand, um ihn zu sich zu ziehen. „Ich habe das gemacht, weil ich Jesse geliebt habe. Ich wollte ihn heiraten. Aber mein Vater hat uns eines Nachts erwischt und gedroht, Jesse umzubringen, wenn er ihn hier jemals wieder sehen würde. Und ich hatte Angst. Solche Angst, wie noch nie in meinem Leben, denn ich war sicher, dass mein Vater seine Drohung wahr machen würde. Also habe ich mich geweigert, mit Jesse zu gehen, und bin stattdessen bei meinem Vater geblieben.”
    Mandy schaute erneut zu Jesse. „Aber das habe ich nur getan, um Zeit zu gewinnen. Dann hätten Jesse und ich einen Weg finden können, um zusammen zu sein.”
    Sie drückte Jesses Hand und wandte sich wieder an Jaime. „Aber Jesse verstand nicht, was ich bezwecken wollte. Er dachte, ich würde meinen Vater ihm vorziehen. Er ging in jener Nacht fort, ohne zu wissen, dass ich dich bereits in mir trug. Er zog weg, ohne jemandem zu sagen, wohin. Ich habe ihn erst wieder gesehen, als er dich neulich nach Hause brachte, nachdem er dich beim Angeln auf der Circle-Bar-Ranch erwischt hatte. Er wusste bis zu dem Tag überhaupt nicht, dass du existierst.”
    Während ihrer Erklärung hatte Jaime aufrecht dagesessen und zugehört, aber als Mandy nun eine Pause machte, schaute er noch immer wütend und unversöhnlich zu
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