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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition)
Autoren: Franck Thilliez
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Als sie die Tür des Krankenhauses öffneten, schlug ihnen glühende Hitze entgegen. Die Hände in den Taschen seiner Leinenhose vergraben, wandte sich der Kommissar zu dem lang gestreckten weißen Gebäude mit seiner Kuppel um, die unter der unbarmherzigen Sonne glitzerte. In den letzten Jahren war die Klinik nach seinem Büro sein zweites Zuhause geworden.
    » Ich habe etwas Angst, mich wieder an einen Verbrechensschauplatz zu begeben. All das liegt so weit zurück…«
    » Man gewöhnt sich schnell wieder daran.«
    Sharko schwieg eine Weile, schien das Für und Wider abzuwägen und zuckte schließlich die Achseln.
    » Ach, verdammt! Da ich dauernd nur herumsitze, sehe ich bald selbst aus wie ein Sessel. Sag ihnen, dass ich im Laufe des Nachmittags komme.«

Kapitel 4
    Lucie trank gerade Kaffee, als der Arzt aus der Notaufnahme, der Ludovic Sénéchal untersucht hatte, zu ihr kam. Er war ein hochgewachsener dunkelhaariger Typ mit feinen Zügen und schönen Zähnen, für den sie sich unter anderen Umständen interessiert hätte. Auf dem Namensschild seines Kittels stand Dr. L. Tournelle.
    » Nun, Doktor?«
    » Offenbar weder eine Wunde noch ein Bluterguss, nichts deutet auf ein Schädeltrauma hin. Die augenärztliche Untersuchung hat nichts Anormales ergeben. Die okulare Mobilität, der Augenhintergrund, alles scheint in Ordnung. Pupillenkontraktion und fotomotorische Reflexe sind normal. Aber Ludovic Sénéchal sieht absolut nichts.«
    » Und woran liegt es dann?«
    » Wir werden eingehendere Untersuchungen vornehmen, im Zweifelsfall auch mit Scanner, um einen Hirntumor auszuschließen.«
    » Kann ein Tumor blind machen?«
    » Wenn er auf den Sehnerv drückt, ja.«
    Lucie schluckte mühsam. Ludovic war zwar nur noch eine entfernte Erinnerung, aber dennoch hatte sie sieben Monate ihres Lebens mit ihm geteilt.
    » Ist so etwas heilbar?«
    » Das hängt von der Größe und der Lage ab, und auch davon, ob er bösartig ist. Bevor wir keine MRT gemacht haben, will ich lieber nichts sagen. Wenn Sie wollen, können Sie jetzt zu Ihrem Freund gehen, er liegt auf Zimmer 208.«
    Der Arzt verabschiedete sich mit einem festen Händedruck und ging dann eilig davon. Lucie hatte nicht den Elan, die Treppe zu nehmen, und wartete auf den Aufzug. Die auf der Kinderstation, inmitten des Geruchs von Erbrochenem, durchwachten Nächte hatten ihr alle Energie geraubt. Glücklicherweise löste ihre Mutter sie tagsüber ab, sodass sie ein wenig schlafen konnte.
    Nachdem sie leise an die Tür geklopft hatte, trat sie in Ludovics Zimmer. Er lag auf dem Bett, den Blick starr zur Decke gerichtet. Lucies Kehle zog sich zusammen. Er hatte sich nicht verändert… sicher, das Haar war etwas schütterer, doch er hatte noch immer das sanfte, runde Gesicht mit den Zügen eines reifen Mannes, das ihr im Internet gleich gefallen hatte.
    » Ich bin’s, Lucie.«
    Er wandte ihr den Kopf zu. Seine Pupillen waren nicht auf sie, sondern auf die Wand hinter ihr gerichtet. Lucie fröstelte und rieb sich die Schultern. Ludovic versuchte zu lächeln.
    » Du kannst ruhig näher kommen, es ist nicht ansteckend.«
    Lucie trat einige Schritte vor und ergriff seine Hand.
    » Alles wird gut.«
    » Komisch, dass ich deine Nummer erwischt habe, oder? Es hätte auch irgendeine andere sein können.«
    » Auch komisch, dass ich gerade hier war. Im Moment kennt mich hier jeder.«
    Sie erzählte ihm von Juliettes Krankheit. Ludovic kannte die Zwillinge, und die Mädchen mochten ihn gerne. Lucie war nervös, sie dachte an diesen Horror, der sich vielleicht im Kopf ihres Ex entwickelte.
    » Sie finden sicher heraus, was los ist.«
    » Ich nehme an, sie haben dir was von einem Tumor erzählt?«
    » Das ist nur eine Hypothese.«
    » Es ist kein Tumor, Lucie, es war der Film.«
    » Welcher Film?«
    » Der mit dem kleinen weißen Kreis. Ich habe ihn bei einem Sammler gefunden. Er war…«
    Lucie bemerkte, wie sich seine Finger in die Bettdecke krallten.
    » Er war seltsam.«
    » Inwiefern seltsam?«
    » So seltsam, dass er mich das Augenlicht gekostet hat, verdammt!«
    Er hatte fast geschrien und zitterte jetzt regelrecht. Er tastete nach ihrer Hand und ergriff sie.
    » Ich bin sicher, dass der ehemalige Besitzer genau diesen Film auf seinem Dachboden gesucht hat. Dabei ist er von der Leiter gefallen und hat sich den Schädel aufgeschlagen. Es gab einen Grund, warum… ich weiß nicht, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis, die steile Treppe hinaufzusteigen, um sich den Film zu
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