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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition)
Autoren: Franck Thilliez
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Alles war nur eine Frage des Willens.
    Als sie das Knirschen von Schritten im Sand hinter sich hörte, strahlte Lucie. Sie drehte sich um. Da stand Sharko in seiner Leinenhose, seinem weißen Hemd, die Augen hinter der Sonnenbrille mit dem geklebten Bügel verborgen. Lucie erhob sich, umarmte ihn und strich mit dem Handrücken über seine Wange. Dann küssten sie sich.
    » Du hast mir gefehlt.«
    Sharko nahm seine Brille ab, lächelte ihr einfach nur zu, stellte seine Tasche im Sand ab und machte eine Kopfbewegung in Richtung der Zwillinge. In der Hand hielt er ein kleines Päckchen.
    » Wie hübsch sie sind. Hast du es ihnen erzählt?«
    » Warum willst du das nicht selbst tun? Du wirst doch wohl nicht schüchtern sein?«
    » Es sind eure Ferien, sie gehören euch dreien. Ich will eure abendlichen Gesellschaftsspiele nicht stören.«
    » Natürlich habe ich es ihnen erzählt. Sie sind bereit, dich in unserer kleinen Ferienwohnung aufzunehmen, aber nur unter einer Bedingung.«
    » Unter welcher?«
    Lucie deutete auf das Paket, das der Hauptkommissar in der Hand hielt.
    » Dass du aufhörst, bei jedem Besuch glasierte Maronen mitzubringen. Die hassen sie nämlich!«
    Sharko hob die Tüte mit den Süßigkeiten hoch und betrachtete sie.
    » Sie haben recht. Das Zeug ist widerlich.«
    Er ging zu einem Papierkorb und warf sie hinein. Dann schloss er den Deckel. Schluss mit den glasierten Maronen. Schluss mit der Cocktailsauce…
    Die beiden Mädchen bemerkten ihn, kamen zu ihm gelaufen und schmiegten sich an ihn. Er küsste sie auf die Wangen und strich ihnen übers Haar. Sie wollten mit ihm Ball spielen, er sagte, er käme in ein paar Minuten, und riet ihnen, inzwischen schon einmal zu üben.
    Dann setzte er sich zu Lucie und krempelte seine Hosenbeine hoch.
    » Und dein Chef?«, fragte sie.
    Sharkos Blick glitt zu den Mädchen. Noch nie hatte Lucie so viel Intensität und Zärtlichkeit in den Augen eines Mannes gesehen.
    » Vorbei… er hat dem Big Boss gestern sein Entlassungsgesuch überreicht. Er hat acht Jährchen vor der Rente aufgegeben. Nach all den Opfern und den harten Fällen. Der Beruf hat ihn besiegt.«
    » Und du… was deinen Posten in Nanterre angeht… und uns beide? Hast du über all das nachgedacht?«
    Er nahm eine Handvoll Sand und beobachtete aufmerksam, wie er durch seine Finger rieselte.
    » Weißt du eigentlich, dass ich vor ein paar Jahren alles hingeworfen habe, um im Norden ein Spielzeuggeschäft aufzumachen? Aber dann habe ich doch Kriminologie studiert und…«
    » Machst du Witze? Du hattest ein Spielzeuggeschäft?«
    Er suchte in seiner Tasche und zog eine Ova-Hornby-Lokomotive mit dem schwarzen Holz- und Kohletender heraus. Sie glänzte in der Sonne.
    » Das Geschäft hieß ›Le petit monde magique– Die kleine magische Welt‹. Es existiert nicht mehr, jetzt ist an der Stelle ein Videoladen.«
    Lucie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sharko fuhr fort:
    » Der Name klingt hübsch‚ Le petit monde magique…«
    Er nickte, seine Aufmerksamkeit schien auf den Horizont gerichtet.
    » Ich wollte eine Pause machen, mir Zeit nehmen, meine Tochter heranwachsen sehen. Ich wollte mich darauf besinnen, dass ich früher einmal wie sie gewesen war und dass unsere schönste Erinnerung die an das Gesicht unserer Eltern ist.«
    Er stellte die Lok vorsichtig auf seine Tasche.
    » Weißt du, während unserer Beziehung ist etwas Wichtiges passiert. Jemand, der einen bedeutenden Platz in meinem Leben innehatte, ist gegangen. Ich glaube, dieser Jemand war nur da, um mir zu erklären, was ich nie hören wollte.«
    Lucie wurde nervös.
    » Du machst mir Angst.«
    » Keine Sorge, diesen Jemand möchte ich nie wiedersehen. Und dazu gibt es nur ein Mittel: nach vorn schauen. In einigen Tagen werde ich also auch zum Big Boss gehen… und ihm sagen…«
    Juliette, die angelaufen kam, um zu fragen, ob sie sich ein Eis kaufen dürften, unterbrach seine Erklärung. Schnell warf Lucie einen Blick zu dem Verkaufsstand, der sich etwa zehn Meter entfernt auf dem Deich befand. Sie wollte aufstehen, um sie zu begleiten, doch Sharko hielt sie am Handgelenk zurück.
    » Warte, lass mich ausreden. Ich muss jetzt alles sagen.«
    Lucie reichte ihrer Tochter einen Geldschein.
    » Geh mit Clara und kommt sofort zurück, ja?«
    Juliette nickte. Die beiden Kinder verschwanden zwischen den Urlaubern, während Lucie ihnen nachschaute.
    » Ich wollte dir sagen, dass ich dem Big Boss meine Kündigung überreichen
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