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Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell belästigt werden - Richter, J: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell beläs

Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell belästigt werden - Richter, J: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell beläs

Titel: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell belästigt werden - Richter, J: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell beläs
Autoren: Justus Richter
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Nehmen wir mal an, Sie, werte Leser, sind Eltern eines Säuglings oder eines noch nicht stubenreinen Kleinkinds. Was, abgesehen von Schnulli und Kuschelbärchen, ist für das Wohl Ihres kleinen Augensterns von allergrößter Relevanz? Richtig – die Windel. Zum Leidwesen der ökologischen Leitkultur sei an dieser Stelle festgehalten, dass die ehemals übliche Stoffwindel allmählich einer aussterbenden Art angehört und vom gewaltigen Strom der Wegwerfwindeln mit den praktischen Klebebündchen (Der Herr möge deren Erfinder am Jüngsten Tage reich beschenken!) hinweggefegt wird. Ist diese Tendenz aufzuhalten? Nein? Gibt es diese Tendenz überall? Ja. Beinahe. Fast. Nur in Massachusetts, einem kleinen, aber störrischen und durch die Kraft der Ignoranz schier unbezwingbaren Bundesstaat der USA , stemmt man sich mit aller Kraft gegen die normative Kraft des Faktischen:
    Platz 2
    § Es ist nicht gestattet, an einem Sonntag innerhalb der Grenzen des Bundesstaates Massachusetts Windeln gleich welcher Marke und Beschaffenheit in einem dafür vorgesehenen Ladengeschäft oder einer Einrichtung, die für den Erwerb von Gegenständen des persönlichen Bedarfs gleich welcher Art und Beschaffenheit ausgelegt ist, zu verkaufen, zu verschenken oder diese auf Anfrage eines Erwerbswilligen gegen Bezahlung gleich welcher Art und Höhe frei Haus zu liefern.
    »Denn wisset, Brüder und Schwestern – der Satan hat die Windeln in die Welt geschickt, um euch in Versuchung zu führen. Wahrlich, ich sage euch: Am Tage des Herren soll keiner tragen eine Windel, soll keiner eine Windel kaufen, soll niemand gar das Wort ›Windel‹ im Munde führen – so will es das Gesetz des Herrn.« Was für eine Droge haben die Stadträte von Boston wohl genommen, als sie im Jahr 1984 diese Verordnung erließen? Immerhin scheinen die Damen und Herren relativ schnell wieder aus ihrem Rausch erwacht zu sein, denn schon eineinhalb Jahre später wurde dieser Passus still und heimlich wieder gestrichen. In den Fokus der Öffentlichkeit geriet er noch einmal 1994, als ihn der Boston Globe zum wahnwitzigsten Erlass aller Zeiten erklärte. Übrigens: Auf Platz 2 dieser Liste des Boston Globe fand sich das Verbot des Küssens vor einem Kirchenportal.
    By the way: In den USA gibt es seit einigen Jahren vor allem seitens Prominenter, Semi-Prominenter, Möchtegern-Prominenter und D-Prominenter das Bedürfnis, die unendlichen Weiten der Prärie, deren Romantik sich nach achtstündiger Autofahrt über schnurgerade Highways nur noch begrenzt erschließt, in schnelleren Verkehrsmitteln hinter sich zu bringen. Weil sich aber die Schauspieler, Politiker, Supersportler etc. nicht zusammen mit dem gemeinen Pöbel in die Liegesitze der ersten Klasse bei American Airlines zwängen wollen, kaufen sie sich immer häufiger einen eigenen Privatjet. Typen wie John Travolta machen dazu noch flugs den Flugschein, andere mieten sich den Piloten gleich mit dazu.
    Daran wäre ja im Prinzip nix auszusetzen. Es kurbelt die Wirtschaft an und sorgt bei Abstürzen über Wüsten für spektakuläre Schlagzeilen – aber nicht einmal Bill Gates kann es sich leisten, an jedem gewünschten Zielort eine Start- und Landebahn zu errichten. Das führt dazu, dass teilweise vogelwild gelandet wird – die fälligen Strafen für das (hüstel, hüstel) »versehentliche« Absetzen des eigenen Luxus-Liners auf dem Parkplatz der örtlichen City Mall zahlt unser Flying Cowboy schließlich aus der Westentasche.
    »Nicht mit uns!«, dachte man sich darob in der Stadt Galveston, Texas. Reich sein ist toll und ein Flugzeug zu besitzen wahrscheinlich noch toller, trotzdem:
    Platz 1
    § Es ist verboten, auf einem Strand zu starten, zu landen oder auf einem Strand ein Flugzeug in Betrieb zu nehmen. Dies gilt auch für Flächen, die man im Allgemeinen als Strandpromenade bezeichnet. (…)
    Dieser Erlass sollte Schule machen und keinesfalls auf den Strand beschränkt bleiben. Auch eine Landung mit dem Privatflugzeug auf einem Grundschulpausenhof könnte durchaus zu Komplikationen führen, ganz zu schweigen von den Liegewiesen des örtlichen Freibads oder dem Mittelweg des städtischen Friedhofs. Also, liebe Stadtväter von Galveston: Nicht klein beigeben, auch wenn der Rest der Welt sich ein wenig über euch wundert.

Kapitel 12:
    »Sei brav, sonst kommt der schwarze Mann«
    Hitliste der absurdesten Gesetze zum Thema »Betragen in der Öffentlichkeit«

E s gibt bekanntlich seit jeher die unterschiedlichsten
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