Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
hier einbrachen … unter Mißbrauch von caritas und hospitium {26} . Nicht einmal das Kreuz des Herrn ist ihnen heilig. Sie benutzen es zu Täuschung und Trug!“
    „Wir benutzten es, damit Täuschung und Trug ein Ende finden und endlich die Gerechtigkeit siegt!“ entgegnete ich empört.
    Der ehrwürdige Vater hob nur ein wenig die Augenbraue und stieß ein gurrendes Lachen aus.
    „Gerechtigkeit? Nun, die sollt ihr bekommen! Ihr befindet euch auf immunem Gebiet. Wir werden euch vor unser Gericht stellen.“
    „Wir unterstehen nur einem Gericht: dem des Königs!“ rief Odo.
    „Das müßtet ihr erst beweisen.“
    „Wir sind im Besitz von Ernennungsurkunden zu missi dominici.“
    „Die ihr natürlich nicht bei euch habt.“
    „Sie können schnell herbeigeschafft werden.“
    „Vermutlich werden es Fälschungen sein.“
    „Sie tragen das Titelmonogramm und den Vollziehungsstrich unseres Herrn Königs!“ erklärte ich.
    Herr Agilhelmus gurrte wieder, nahm einen Schluck aus einem grünschimmernden Glaspokal und fragte:
    „Ihr seid nicht zufällig auch dieselben, die kürzlich einem mir befreundeten Geistlichen das Buch mit den sieben Siegeln verkaufen wollten, von Gott dem Herrn persönlich gesiegelt?“
    Unter den Mönchen und Vasallen erhob sich Gelächter.
    Odos Nase kräuselte sich, doch als er jetzt seinen Schnurrbart zupfen wollte, faßte er an die nackte Oberlippe. Das machte seinen Zorn nur noch heißer. Allerdings zeigte sich jetzt, daß das Fehlen von Schnurrbart, Mantel, Gürtel und Schwert sehr nachteilig war. Auch die kühnste Rede verliert erheblich an Wirkung, wenn sie aus dem Munde eines Mannes im Büßerhemd und mit seidenen Pantoffeln an den Füßen kommt.
    „Machen wir es kurz!“ sagte Odo. „Im Namen des Königs verlangen wir, daß Ihr Ebrachar und die anderen, die Eure Leute fortgeschleppt haben, freilaßt. Daß Ihr uns ferner alle ausliefert, die Morde begangen und …“
    „Lieber Freund“, unterbrach ihn der Abt, „als Pilger Faramod hast du mir besser gefallen. Wir hätten gemeinsam recht angenehm büßen können. Aber nun gehst du zu weit, das kann ich nicht dulden. Kleine Schurken wie du sind nur zu ertragen, solange sie unterhaltsam sind. Wenn sie dreist werden …“
    „Ihr redet mit mir in einer Weise …“
    „In der Weise, die du verdienst! Glaubst du denn, ich durchschaue dich nicht? Von deiner Sorte kannte ich viele. Du hast ein lockeres Leben geführt, den großen Herrn gespielt, dich verschuldet … Vetter Ebrachar war deine letzte Hoffnung! Allerdings hatte er schon ein Testament gemacht, in dem du nicht vorkamst. Nun war dir jedes Mittel recht: die Anmaßung eines hohen Amtes … die Behauptung, bald Schwiegersohn des Königs zu werden … der Diebstahl des Testaments … die Ermordung von Ebrachars jüngstem Sohn …“
    „Das denkt sich der Teufel aus!“ schrie Odo.
    „… schließlich der Versuch eines Überfalls auf unser Kloster und die schlechte Komödie dieser Pilgerfahrt. Das alles in der Gesellschaft eines heruntergekommenen Mönchs und einiger Schlagetots, vermutlich unterwegs aufgelesen, und mit der tätigen Hilfe eines Bastards, mit dem du die Erbschaft teilen willst. Du siehst, mir ist nichts verborgen geblieben! Für die Erbschaft ist es nun freilich zu spät, doch niemals zu spät ist es für die Reue. Bitte Gott um Gnade, mein Sohn!“ fuhr er salbungsvoll fort, indem er die Hände faltete und die Augen zur Decke hob. „Der Herr wird euch Missetätern verzeihen, auch wenn wir Menschen euch strafen müssen!“
    „Und ich sage Euch nochmals“, rief Odo, „Ihr seid nicht befugt …“
    „Ihr werdet viel Zeit für die Reue haben, sechs Monate etwa. Ich habe hier gerade Gericht gehalten und werde es erst wieder im Frühjahr tun. Inzwischen muß ich mich um die anderen Klöster kümmern, denen ich vorstehe, und um meine Güter in Septimanien. Ich vertraue euch so lange der Obhut der Brüder an.“
    „Ihr wollt uns hier bis zum Frühjahr festhalten?“ fragte Odo entgeistert.
    „Aber glaubt Ihr denn, daß man uns nicht vermissen wird?“ rief ich. „Der König wird nach uns suchen lassen! Wenn unser Wachtrupp die Pfalz erreicht hat …“
    „… wird der König schon einen Brief haben“, sagte Herr Agilhelmus lächelnd. „Des Inhalts, daß zwei Männer, welche sich Odo und Lupus nennen, eine Zeitlang bei uns ihr Unwesen trieben, indem sie, als Königsboten auftretend, die erwähnten Verbrechen begingen. Daß es jedoch gelungen sei,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher