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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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ihrer habhaft zu werden, als sie den Frieden des Klosters störten. Sollte nun wider Erwarten ein Antrag gestellt werden, wird man euch an das Hofgericht ausliefern. Ich glaube aber, das wird nicht geschehen. Man wird bei Hofe die Männer nicht kennen, die den Namen des Königs und sein Vertrauen in so verwerflicher Weise mißbrauchten.“
    Der letzte Satz bewies, daß er uns keineswegs für Betrüger hielt. Umso schlimmer für uns! In diesem Augenblick hatten wir keine Hoffnung mehr. Das Schicksal, das uns erwartete, würde dem Ebrachars, Momberts und der anderen gleichen, deren einziger verbliebener Lebenszweck ihr rasches Verschwinden war. Du störst einen Mächtigen – fort mit dir! Und wenn es so ist und du einen Mächtigen störst, dann hat es keinen Sinn, auf einen noch Mächtigeren zu bauen. Auch der wird dich fallen lassen, wenn du ihm weniger wichtig bist als der, den du störst. Das war es, was Agilhelmus mir auf meinen letzten verzweifelten Einwand antwortete, mit der Gelassenheit eines Fuchses, der ein Hühnchen verspeisen will, welches in seiner Todesnot gackert, er werde dafür Ärger mit dem Wolf bekommen. Wir konnten jetzt gackern, soviel wir wollten – verspeist werden mußten wir! Wenn nicht ein Wunder geschah …
    Hast Du einmal, mein lieber Volbertus, in Eurer Klosterbibliothek eines jener alten Theaterstücke gelesen, die damit enden, daß ein Gott zu den Menschen herabschwebt, um den tragisch geschürzten Knoten zu zerhauen und im letzten Augenblick die Katastrophe zu verhindern? In unserem Falle stieg er die Treppe herauf, und wahrhaftig – er stand in dem Augenblick vor der Tür, als die Leute des Agilhelmus uns hinausführen wollten … in ein Gefängnis, in ein Kellerloch, vielleicht in eine der stinkenden Zellen unter dem Krankensaal. Du fragst, wer dieser Deus ex machina war, dieser vom Himmel gesandte streitbare Engel? Ein kleiner, gedrungener Kerl war es, dunkel und finsterblickend, mit dickem Krauskopf. Das Schwert, das er in der Hand hielt, war fast so lang wie er selbst.
    Es war Cleph.
    Hinter ihm drängten Heiko, Fulk und die Recken herein. Und dreißig, vierzig lanzen- und messerstarrende Bauern und Knechte machten polternd, sich aber eifrig bekreuzigend und die Kappen von ihren struppigen Köpfen reißend, mit offenen Mäulern und blinzelnd im Licht der hundert Kerzen, dem edlen Herrn Abt ihre Aufwartung.

12
    E s gab keinen Kampf, nur ein kurzes Getümmel. Die Gefolgsmänner des Agilhelmus waren glücklicherweise erfahrene Kriegsleute, welche wußten, wann sie ihr Fähnlein zu senken hatten. Sie erkannten die Übermacht ihrer Gegner und schickten sich in das Unvermeidliche, ohne sich noch das Fell durchlöchern zu lassen, womit sie zwar Zeugnis von Heldenmut, doch nicht von Verstandeskraft abgelegt hätten. Sie sträubten sich nur ein wenig, als wir uns ihrer Waffen bemächtigten. Dabei geschah es, daß der, dessen Lanze ich begehrte, das prachtvolle Lampadarium umstieß, worauf er sogleich die Lanze losließ und fürchterlich schrie, weil seine Hose lichterloh aufflammte. Da sich mehrere Krüge voll Wein und Wasser im Raum befanden, konnten wir das Ärgste verhindern. Dieser Zwischenfall ließ es aber allen geraten sein, weitere Rempeleien zwischen den brennenden Kerzen zu vermeiden, denn dabei hätten sich Freund und Feind leicht in Asche verwandeln können. Für Unruhe sorgten nur noch die Krankenbrüder, die sich zwischen uns hindurchwanden und zu entkommen suchten. Zacharias gelangte bis in den Klosterhof, wo ihn aber fünf Männer überwältigen konnten. Auch Theophan, der einen vergifteten Dolch bei sich trug und heftig fuchtelnd jeden zu töten drohte, der sich ihm näherte, mußte sich schließlich ergeben. Unser Recke mit dem langen Speer überwand ihn. An der Spitze dieses Speers, welche seine Kapuze durchstach, wurde der jämmerlich plärrende Schüler des Hippokrates in die Höhe geschwenkt und fortgetragen. Auch die anderen konnten ergriffen werden.
    Es war fast Mitternacht, als wir die Mönche auf dem Hof des Klosters versammelten. Ihre Nachtruhe war ohnehin gestört, und es wurde Zeit, sie über die Vorgänge aufzuklären. Ich war es, dem diese Aufgabe zufiel. Als ich jedoch beginnen wollte, kam Unruhe auf, und es wurde nach dem Herrn Abt gefragt. Der ehrwürdige Vater war aber nicht aufzufinden, sondern, so schien es, plötzlich verschwunden. Ich konnte mich jetzt auch nicht mehr erinnern, ihn von dem Augenblick an, als Cleph in der Tür stand, noch
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