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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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in Ebrachars Zelle gesehen. Nachdem ich ihm den Giftbecher aus der Hand geschlagen hatte, waren wir beide übereinandergestürzt, und er hatte gerufen: „Ihr seid es, Lupus?“ Damit war eingestanden, daß er mich kannte, und als Zacharias mich dann umklammert hielt, erfuhr Theophan, wer ich war, und er beschloß, mich sofort zu Agilhelmus zu bringen. So wurde ich hastig fortgeschleppt, der Fabiolus jedoch blieb zurück. Später, als sich der Wind gedreht hatte und wir die Bande einfingen, war er nirgendwo zu entdecken.
    In dem von zwei Fackeln beleuchteten düsteren Refektorium, wo wir die falschen Mönche verhört hatten, waren Odo und ich, als alle hinausgebracht waren, mit Cleph allein geblieben. Wenn jemand den Fabiolus gehaßt hatte, war es der Sohn der Langobardin. Er war es gewesen, der ihm mit einem Schwerthieb das Gesicht zerstört hatte. Er, nicht Bobo, hatte als erster die Kapelle gestürmt und das Paar überrascht. Der Fabiolus war dann trotz seiner schrecklichen Wunde entkommen. Hatte Cleph den tödlichen Hieb heute nachgeholt?
    Odo mochten dieselben Gedanken bewegen, denn als wir zu dritt allein waren, äußerte er, einer der Missetäter habe sich entweder gerettet oder er sei von einem Unbefugten gerichtet worden. Da hob der Cleph die Augen zu Odo auf und sagte:
    „Er hat sich gerettet, Onkel. Sich – und auch Euch.“
    „Mich? Der Fabiolus?“
    „Hätte er sich nicht gerettet, wäret Ihr jetzt vielleicht verloren.“
    „Was heißt das?“
    „Wie hätten wir Euch sonst zu Hilfe kommen können?“
    Odo und ich tauschten einen Blick. Im Wirbel der Ereignisse hatten wir uns nicht einmal erkundigt, wie wir so überraschend der äußersten Not entgehen konnten.
    „Wir hatten uns, wie es vereinbart war“, berichtete Cleph, „bis hundert Schritte an das hintere Tor des Klosters herangeschlichen. Ab und zu kam der Mond heraus, und so mußten wir hinter den ersten Büschen und Bäumen in Deckung bleiben, sonst hätte man uns bemerkt. Wir lauern also auf Euer Zeichen, als auf einmal das Tor aufgeht und ein Mönch herauskommt. Das Tor wird wieder geschlossen, der Mönch läuft los und direkt auf uns zu. Er hat es so eilig, daß er ein paarmal stolpert und hinstürzt. Ich denke, es ist ein Bote von Euch, und als er die Bäume erreicht, empfange ich ihn. Da erschrickt er und will auf der Stelle kehrtmachen, doch daraus wird natürlich nichts. Ich erkenne ihn gleich, obwohl er nicht mehr so schön wie früher ist. Der Diabolus ist es! Wohin, Freundchen? Schweigen. Was hast du vor? Keine Antwort. Ich frage nach Euch. Wieder zögert er. Doch dann besinnt er sich plötzlich, fängt an zu erzählen … alles, was nach Eurer Ankunft im Kloster passiert ist. Auch daß sie meinen Vater vergiften wollten und Ihr, Herr Lupus, den Mord verhindert habt. Jetzt wollte der Diabolus fliehen, und wenn ich es richtig deute, aus Angst vor den eigenen Spießgesellen. Den Torwächtern hatte er irgendetwas erzählt, sie waren ja auch gewöhnt, daß er ab und zu heimlich fortging. Was machen? Natürlich hätte ich ihn am liebsten niedergehauen. Er hätte es hundertmal verdient, der Lump! Aber ich wußte Euch in Lebensgefahr. Hilf, daß wir hineinkommen! sage ich. Dafür, daß ihr mich hinterher aufhängt? fragt er. Ich beginne also, mit ihm zu handeln. Natürlich weiß er, daß uns sein Leichnam nichts nützt. Andererseits hat er Angst zurückzukehren. Am Ende hilft mein Beutel mit hundert Denaren. Den nimmt er, läuft zum Tor zurück, klopft. Lügt den Wächtern vor, daß ihn Wölfe verfolgen. Sie lassen ihn wieder ein und … Ich weiß nicht, wie er's gemacht hat, vielleicht mit dem Geld? Jedenfalls geht nach kurzer Zeit das Tor auf, und wir können hinein. Ich habe mich nicht mehr um ihn gekümmert“, schloß Cleph. „Es gab Wichtigeres zu tun.“
    Mir fielen die Worte des Comes ein: ein streunender Köter. Wohin war er jetzt unterwegs? Auf welchem Markt würde man ihn wiedertreffen? Da er uns noch geholfen hatte, die Meute, die ihm gefährlich wurde, zu fangen, konnte er sich um so freier tummeln. Als Bettler? Als Kuppler? Vielleicht als Gaukler? Oder als Sekretär eines großen Herrn? Auf jeden Fall als ein schlauer Teufel, der in die Gärten der Frommen noch manchen Stein werfen wird!
    Im Hof des Klosters waren wir aufbruchbereit und warteten.
    „Wo bleibt Agilhelmus?“ fragte ich Odo. „Du sagtest, er wolle mit uns …“
    Mein Freund saß auf seinem Impetus. Im Gürtel steckte das Schwert, der Mantel wehte im
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