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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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einmal bemerkt zu haben. Unsere Leute, die ich befragte, hatten ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. War Agilhelmus durch eine Geheimtür entwischt? Hielt er sich irgendwo versteckt? Hatte er überhastet die Flucht ergriffen? Wir sandten Mönche aus, die an Orten, wo er sich aufhalten konnte (vielleicht betete er in der Kirche?), nach ihm suchten. Keiner von ihnen fand eine Spur. In den Ställen jedoch fehlte keines seiner Lieblingspferde. Und keiner der Bewaffneten, die ihn auf Reisen zu begleiten pflegten, war abwesend.
    Schließlich kam Odo zurück, der noch einmal mit Fulk in die Wohnung des Abts gegangen war.
    „Nun? Nichts?“
    „Der ehrwürdige Vater ist reisefertig“, flüsterte er mir zu.
    „Ah! Er ist da? Du hast ihn gesehen?“
    „Ja, aber er will sich jetzt nicht zeigen.“
    „Fühlt er sich schuldig?“
    „Das wohl nicht.“
    „Und wohin will er reisen?“
    „Nun, mit uns nach der Königspfalz.“
    „Um seine Sache dort zu vertreten?“
    „Falls es noch nötig ist.“
    Ich hatte keine Zeit, über diese Antwort nachzudenken. Sie bezog sich wohl darauf, daß wir die Absicht hatten, die Mönchsbande unverzüglich zu richten. Es wunderte mich allerdings ein wenig, daß Odo vielleicht darauf verzichten wollte, den Abt vor das Hofgericht zu bringen. Ich dachte plötzlich an meine eigene Verfehlung, als ich den Mord an Drogdulf verfolgte. Odo war eine Zeitlang mit Agilhelmus allein gewesen. War auch er ein schuldiger Richter?
    Ich sprach nun zu den versammelten Mönchen und erklärte ihnen, daß außerordentliche Umstände es notwendig machten, die Immunität des Klosters für kurze Zeit aufzuheben. Als Kommissare König Karls hätten wir eine Mörderbande verfolgt, um sie schließlich hier zu ergreifen. Im Morgengrauen würden wir abrücken, die unbescholtenen Brüder, wieder voll im Besitz des Privilegs, ihrem frommen Dienst überlassend. Die Mönche standen in langen Reihen und schwiegen. Ich hatte allerdings das Empfinden, daß sie meine Worte beifällig aufnahmen. Zweifellos waren den meisten die Zustände in der Infirmerie verdächtig gewesen. Ich wollte mit einem Gebet enden, doch im selben Augenblick ertönte die Glocke zur hora canonica {27} . Es war Mitternacht, und da zogen wir alle, auch unsere Bauern und Knechte, zur Vigil in die Kirche ein.
    Ein Oktobertag dämmerte herauf, der sonnig, klar und vorwinterlich kalt zu werden versprach. Vor dem Haupttor des Klosters formierte sich unser Zug. Herr Ebrachar, in Decken und Felle gewickelt, wurde auf einen Wagen gehoben. Als Odo sich über ihn beugte, schien er ihn zu erkennen. Ein Lächeln huschte über das blasse Greisengesicht dieses Mannes, der nicht einmal fünfzig Jahre zählte. Die vier bei der Entführung Verschleppten, die wir in einem Grubenhaus angekettet gefunden hatten, konnten zum Glück schon wieder zu Pferde sitzen. Die erste Frage des Bobo galt der Ingunde, und er stellte sie mir, der ich ihn zunächst nicht einmal wiedererkannte. Obwohl sein Kopf von Beulen und Wunden gezeichnet war, erschien er mir jünger, sogar hübscher. Erst Odo machte mich auf die Ursache aufmerksam.
    „Der Zacharias hat ihm die Hauer gezogen. Verkaufen kann er sie zwar nicht mehr, aber er hat noch ein gutes Werk getan. Jetzt wird der Bobo auch der Ingunde gefallen. Die christliche Welt kann aufatmen, Vater. Es wird ein schöner Papst, von Anfang bis Ende in Liebe gezeugt!“
    Wir wandten gleichzeitig unsere Köpfe, denn die Gefangenen wurden gebracht. Es waren sieben, mit Ketten und Stricken aneinander gefesselt. Theophan, Zacharias, Subulcus … Auch jener Prokop war dabei, dessen Namen Rouhfaz gehört hatte. Beim Verhör gestand er, das Wurfbeil geschleudert zu haben, das den Sigiwald tötete. Geständig war auch der Mörder des Gundobad, ein geflohener höriger Waffenschmied. Der Ceslin Genannte war in der Nacht tatsächlich gestorben. Die beiden übrigen, der sechste und siebente, hatten im Krankensaal gelegen, waren erheblich verletzt und mußten auf einen Karren gesetzt werden. Sie hatten sich alle gegenseitig beschuldigt, auch vieler Untaten, die sie schon vor dem Eintritt in das Kloster verübt hatten. Nicht einer von ihnen hatte weniger als fünf Morde auf dem Gewissen. Die Mönchskutten waren ihnen vom Leibe gerissen worden, und sie gingen in Kitteln und schmutzigen Tuniken, barfuß, frierend und ohne Hoffnung.
    „Wir sind nur noch acht!“ Das waren die Worte des Theophan. Wo blieb der achte? Wo war Fabiolus?
    Ich hatte ihn zuletzt
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