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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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ihr ohne mich in den Schutz des Klosters gelangt?“
    „Genug!“ zischte Theophan. „Er verschüttet noch alles! Muß ich Schierling noch einmal anrühren. Geh hinein … oder willst du selbst trinken?“
    Ich vernahm jetzt ein Stöhnen und ein paar unverständliche Worte Ebrachars.
    Dann plötzlich den Ausruf:
    „Fabio!“
    „Er hat dich erkannt!“ flüsterte Zacharias. „Laß ihn nicht warten!“
    „Ich gehe nicht.“
    „Bist du es, Fabio?“ rief Herr Ebrachar. „Ich kann dich nicht erkennen. Sprich doch! Nein, du bist es nicht … oder doch? Hast dich verändert. Komm … komm näher …“
    „Deilos kai kakos anthropos {25} !“ plärrte Bruder Theophan.
    Und plötzlich flüsterte er hastig: „Willst du wissen, was wird deine Strafe sein? Was du eben Gelichter genannt hast … die Brüder dort oben … sie sind alle voller Zorn gegen dich. Sie verzeihen dir nicht den Tod von Ursio. Und jetzt ist auch noch Severinus gestorben … und Ceslin wird ihm heute nacht folgen. Wir sind nur noch acht. Und warum alles dies? Wegen niedriger Ausschweifung. Mit Tochter von dem da … in Kapelle. Du hattest Auftrag, Jungfrau ins Kloster zu bringen … aber du mußtest sie ‚vorbereiten‘, so lange bis kamen Entführer und töteten unsere besten Leute. Daß die Erinnyen dich verfolgen! Wir liefern dich ihnen aus, haben Plätzchen für dich in Folterkeller. Das Schwert von Vilicus hat guten Anfang gemacht … wir machen weiter und noch besser! Zuerst Zacharias bricht dir die Zähne aus … dann folgen Augen, Nase, Ohren, Lippen …“
    „Nein!“ hörte ich den Fabiolus keuchen. „Herr Agilhelmus wird das nicht zulassen!“
    „Herr Agilhelmus? Du hoffst auf ehrwürdigen Vater? Weißt du was? Er hat mir Zeichen gegeben, es wäre besser so. Er sich ekelt vor dir, nun weißt du. Auch Zacharias und ich … wir beide sind Scheusale, aber nützlich. Für seine Geschäfte er hat nur uns, er kann nicht verzichten auf unsere Dienste. Und auf die unserer Freunde, versteht sich. Die andern zweihundert … fromme Schafe, die singen und beten. Einige sind als Hilfstruppen gut, der Rest … zu nichts brauchbar. Vielleicht du willst auch nur noch singen und beten und nicht mehr brauchbar sein? Daraus wird nichts. Dann ist es besser, du stirbst!“
    „Fabio!“ flehte Ebrachar. „Fabio!“
    Jetzt war es wieder still. Nach einer Weile hörte ich Schritte, dann das Rascheln von Stroh.
    „Ja, ich bin es, edler Herr!“ sagte Fabiolus leise. „Erschreckt nicht vor mir! Feinde des Glaubens haben mich so verunstaltet. Ich bringe Euch etwas zu trinken, damit Ihr wieder zu Kräften kommt!“
    „O du mein Wohltäter! Bote Gottes! Bist du es wirklich? Ich danke dir …“
    „Trinkt!“
    Was sollte ich tun? Zu überlegen gab es nichts mehr. Eine Heldentat – oder ewige Reue! Ich dachte mit Schrecken an die unzähligen Bußpsalmen, die ich mein Leben lang würde abhaspeln müssen, und schon sprang ich aus meinem Versteck hervor. Ich stieß den Theophan zu Boden, stieg über ihn hinweg in die Zelle und schlug dem Fabiolus den Becher, den er schon an die Lippen des Ebrachar setzte, mit einem Fausthieb aus der Hand.
    Dann packten mich die Bärenarme des Zacharias.
    Eine Tür flog auf, und ich stürzte hinein in den Raum und auf den Fußboden nieder. Als ich den Kopf hob, war ich geblendet vom Licht der zahlreichen Kerzen. Vielarmige Leuchter und halb mannshohe Kandelaber waren überall aufgestellt, die einen aus Silber, die anderen aus Alabaster und Bronze. In der Mitte erhob sich ein Lampadarium in der Form eines Baumstammes mit Zweigen, von denen Lämpchen an goldenen Ketten herabhingen.
    Ich befand mich in einem Saal, der dem ehrwürdigen Vater, dem edlen Herrn Abt Agilhelmus, als Zelle diente.
    Er selber stand, mir den Rücken zukehrend, neben einer geöffneten, reich mit Bildschmuck versehenen Truhe von der Größe eines Sarkophags. Bekleidet war er mit einer purpurnen Tunika, die seinen mächtigen, fetten Leib majestätisch umwallte. Der runde Kahlkopf mit dreifachem Nackenwulst drehte sich langsam, und es lag noch ein starres, gleißendes Lächeln auf dem Gesicht des ehrwürdigen Vaters, als er auf mich herabblickte.
    Er kam nicht dazu, eine Frage zu stellen. Im selben Augenblick eilten fünf, sechs Leute seines Gefolges an ihm vorüber auf den zweiten Mann zu, der sich mit ihm im Raum befand. Dieser war von einem Tisch aufgesprungen und hatte sein Schwert gezogen. Er ließ es aber sofort wieder sinken und
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