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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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Bote …“
    „Das Geld überbringen? Du hast zwar ein ehrliches Gesicht, aber wenn dich nun doch die Versuchung packt … Außerdem hat mir der Kaufmann noch etwas aufgetragen.“
    „Sage es mir, und ich richte es aus.“
    „Du behältst es nicht, dazu bist du zu dumm.“
    „Zum Teufel!“
    „Ungläubig bist du also auch. Dabei sind es lauter fromme Gedanken, die ich Herrn Ebrachar übermitteln soll. Ich habe sie auswendig gelernt.“
    „Zehn Denare im voraus!“
    „Du bringst mich zu ihm?“
    „Warte …“
    Ich gab dem Lumpen das Geld, und er verschwand eine Weile. Plötzlich kamen mir Zweifel. War ich zu unvorsichtig gewesen? Fielen sie im nächsten Augenblick über mich her, um mir die fünfzig Solidi abzunehmen? Was würden sie tun, wenn sie nichts fanden? Odo bewegten dieselben Gedanken, er kannte ja die Geschichte, mit deren Hilfe ich zu Ebrachar vordringen wollte. Im trüben Schein der einzigen Kerze sah ich ihn halb aufgerichtet auf seiner Pritsche, in wachsamer Haltung, kampfbereit. Beruhigend war, daß er unter dem weiten Büßerhemd ein kurzes Schwert und mehrere Dolche versteckte. Auch ich trug unter dem Kittel ein Messer.
    Zum Glück hatte ich mich doch nicht getäuscht. Subulcus kam zurück und winkte mir an der Tür, ich möge ihm folgen. Auf Zehenspitzen schlich ich ihm nach, was bei dem Zustand meiner Füße ohnehin noch die angenehmste Art war, mich fortzubewegen. Wir gelangten an eine Treppe.
    „Sie sind alle in der Küche, fressen sich voll“, sagte er. „Nimm dir trotzdem nicht zu viel Zeit. Steck das Geld am Kopf unter seinen Strohsack, damit sie es nicht finden.“
    Er nahm eine Kienfackel von der Wand und stieg als erster die Treppe hinab. Modergeruch schlug uns entgegen, mit den Dünsten menschlichen Unrats vermischt. Auch hier gab es einen Gang, von dem man in einzelne türlose Zellen gelangte. An den ersten dreien ging Subulcus vorüber, sie waren leer. Es war die vierte, vor der er stehenblieb. Er gab mir die Fackel.
    „Der hier ist es. Beeil dich! Ich gehe wieder nach oben. Wenn sie kommen, pfeife ich … so! Am Kopfende unter den Strohsack. Denke daran!“
    Er grinste in törichter, unverhohlener Freude und verschwand. Bei seinem leisen Pfiff hatte sich in der Zelle etwas bewegt. Ein bleicher, fast fleischloser Greisenkopf hob sich etwas vom Stroh, als ich mit der Fackel eintrat, und fiel gleich wieder zurück. In tiefe Höhlen eingesunkene Augen blinzelten erschrocken. Eine Hand, die zu einem Gerippe gehören konnte, hob sich abwehrend.
    „Herr Ebrachar!“ sagte ich, nicht weniger bestürzt, und kniete nieder, damit er mich ansehen konnte. „Erkennt Ihr mich? Ich bin es … Lupus!“
    „Lupus …?“ murmelte er.
    „Der Freund Eures Vetters Odo. Der Mönch! Der Königsbote!“
    „Ich kenne Euch nicht. Es ist alles so lange her …“
    „Nicht mehr als sechs Wochen, Herr Ebrachar! Wir sind gekommen …“
    „Wo bin ich hier? Ich bin schon gestorben, habe ich recht? Und dies ist das Höllenloch, wo ich in aller Ewigkeit büßen muß. Fabio hat es mir so beschrieben …“
    Wahrhaftig, der Schlingel wußte, wovon er sprach, wenn er die Hölle so beschrieb! Eine feuchte Zelle, halb über, halb unter der Erde, Lumpen, Ungeziefer, stinkendes Stroh, ein leerer Wasserkrug.
    „Herr Ebrachar!“ sagte ich so eindringlich wie möglich, ohne die Stimme zu sehr zu heben. „Ihr lebt, und Ihr werdet bald wieder zu Hause sein! Eure Tochter ist schon in Sicherheit. Seid zuversichtlich! Wir sind gekommen, um Euch zu befreien. Auch Euer Vetter Odo ist hier!“
    Er starrte mich an, und seine Augen leuchteten kurz auf, als verstünde er alles. Doch dann sagte er:
    „Ist es Fabio, der Euch geschickt hat? Ja, gehen wir fort! Aber warum kommt er nicht selbst? Er war noch nie hier. Warum holt er mich nicht?“
    „Herr Ebrachar …“
    „Nein, ich kenne dich nicht!“ unterbrach er mich rauh. „Du lügst! Du bist einer von diesen Höllenknechten. Hinweg! Du willst mich nur quälen. Laß mich!“
    Er drehte heftig den Kopf zur Wand. Einen Augenblick war ich unschlüssig, ob ich nochmals versuchen sollte, diesem Verwirrten seine Lage verständlich zu machen. Ich entschied, daß es hier, an diesem Ort wenig Sinn hätte. Wir wußten nun, wo wir ihn finden würden, das genügte vorerst.
    Von der Treppe her hörte ich einen gedämpften Pfiff.
    Ich beugte mich nochmals über den armen Dulder.
    „Seid zuversichtlich, Herr Ebrachar! Betet für das gute Gelingen. In dieser Nacht
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