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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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alles tun müsse, um Paige nach Hause zu holen. Es funktionierte, obwohl Betty ihre Enkelin schließlich selbst nach Boston geschickt hatte. Olivers Liebe war so groß, dass seine Furcht vor den Sirenen davon überdeckt wurde, und deshalb konnten sie ihn nach und nach immer mehr in ihren Bann ziehen. Am Ende war er so willenlos geworden, dass er alles tat, was ihm befohlen wurde: Holzwannen zimmern, den Sirenen bei ihrer Heilung helfen, Opfer für sie aufspüren und Betty manipulieren, damit sie Paige manipulierte. Das letztendliche Ziel der Sirenen war gewesen, Paige in ihre Reihen aufzunehmen und mich ebenfalls zu einem Teil des Clans zu machen – oder zu töten.
    Glücklicherweise war in dem Moment, als Betty aus der Trance gerissen wurde, auch Oliver vom Bann befreit. Die beiden hatten Paige nur ungern bei der Verwandlung geholfen, sich aber in ihrem geschwächten Zustand überreden lassen, im Meer hinter dem Haus die Zeremonie zu vollziehen. Paige hatte sich schnell wieder erholt, und dann hatte sie mit Betty zusammen nach dem Clan gelauscht. Was sie hörten, hatte sie dazu gebracht, die zuständigen Stellen zu informieren, dass im See mehrere Personen kurz vorm Ertrinken waren. Sie hatten den See nur wenige Minuten nach Charlotte erreicht. Später war Caleb vom Hafen nach Hause gekommen und hatte seine Hilfe angeboten, als er den kochenden See und die Lichter in der Tiefe sah. Aber da war schon fast alles vorbei gewesen, und so fand ich die drei mitsamt Polizei auf unserem Grundstück.
    »Sieh die Sache doch mal positiv«, sagte Paige und riss mich aus meinen Gedanken. »Jetzt sind wir wirklich fast Schwestern.«
    Bevor mir eine Antwort einfiel, klingelte es an der Tür. Paige sprang auf und lief ins Haus.
    »Ich kann nur hoffen, die kleinen Ungeheuer stehen auf Pfefferminzatem!«, rief sie über die Schulter.
    Natürlich meinte sie damit die Kinder, die zu Halloween Süßigkeiten einsammelten, trotzdem gingen meine Gedanken bei dem Wort Ungeheuer automatisch in eine andere Richtung. Über ihre Verwandlung und die Folgen hatten wir bisher kaum gesprochen, genauso wenig wie über die vielen Tabuthemen, die wir in den Wochen davor ängstlich vermieden hatten. Ausführlicher als jetzt hatten wir nie darüber diskutiert. Wenn wir endlich ein langes Gespräch zustande brachten, wollte ich sie fragen, wie sie ihre Verwandlung so leichtnehmen konnte. Handelte es sich nur um einen psychischen Schutzmechanismus, wie ich hoffte – oder war sie wirklich glücklich damit, eine von uns zu sein?
    »Pfefferminzkaugummi?«
    Mein Kopf fuhr herum, als ich Simons Stimme hörte. Er stand hinter dem freien Gartenstuhl und spielte mit einer Packung aus Paiges Vorrat herum.
    »Ich hoffe, für die kostümierten Kinderhorden habt ihr was Besseres auf Lager«, fuhr er fort. »Sonst bekommt euer Haus noch den Ruf, dass hier zu Halloween auf die Zähne geachtet wird.«
    Ich stand auf und trat auf ihn zu, wobei mir das Herz bis zum Hals schlug. »Simon …«
    Er hob eine Hand, als wolle er mich auf Abstand halten. Als ich stehen blieb, ließ er sie sinken und hielt sie mir geöffnet entgegen. Ich griff zögernd danach und fürchtete jeden Moment, er könne sie wieder zurückziehen. Doch nichts dergleichen geschah, und mir stiegen Tränen in die Augen. Gemeinsam schlenderten wir schweigend in den Garten und ließen das Haus hinter uns.
    Da Simon genug Seewasser geschluckt hatte, um damit einen kleinen Goldfischteich zu füllen, hatte er vier Tage im Krankenhaus verbringen müssen. Ich hatte ihn bestimmt ein Dutzend Mal besucht, aber immer waren noch andere Leute mit im Zimmer gewesen – Caleb, seine Eltern und sogar Lehrer aus seiner alten Schule –, so dass wir keine Gelegenheit bekommen hatten, uns auszusprechen. Jetzt wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte.
    »Du trägst deine Brille wieder«, brachte ich nach ein paar Minuten hervor.
    Er lächelte und schob abwesend das schwarze Gestell ein Stück höher. »Die Idee hat ja nicht viel genützt.«
    Wir blieben am Ende des Bootsstegs stehen. »Welche Idee?«, fragte ich.
    »Mir Kontaktlinsen anzuschaffen. Riley hat es vorgeschlagen. Er dachte, das würde vielleicht helfen.«
    »Helfen? Gegen deine Kurzsichtigkeit?«
    »So kann man es ausdrücken.« Er ließ meine Hand los und vergrub seine in den Hosentaschen. »Ich habe zugesehen, wie diese ganzen Typen dich anstarrten. In der Schule, im Café. Natürlich dachte ich damals, der einzige Grund wäre, dass du umwerfend schön aussiehst
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