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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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gemacht, obwohl ich solche Gefühle in meinem ganzen Leben nur für dich empfunden habe.«
    »Hör sofort mit den Selbstvorwürfen auf!« Ich trat näher an ihn heran und wischte seine Tränen sanft mit einem Finger fort. »Das spielt doch keine Rolle. Du hast nichts Falsches getan.«
    Er nahm meine Hände, so dass ich sein Gesicht nicht mehr erreichen konnte. »Leider spielt es sehr wohl eine Rolle. Denn wenn meine Gefühle für dich so stark gewesen wären wie sonst immer, hätte ich mich nicht von Zara verführen lassen.«
    »Aber ich habe dich furchtbar verletzt«, argumentierte ich. »Egal, was wirklich zwischen mir und Parker war, du hattest allen Grund, gekränkt zu sein. Natürlich waren deine Gefühle weniger stark.«
    »Sind sie immer noch.«
    Ich sah neue Tränen seine Wangen hinunterlaufen. »Was?«, flüsterte ich.
    »Ich liebe dich nicht mehr so wie vorher.« Seine Hände, die in meinen lagen, zitterten ein wenig. »Deshalb weiß ich, dass meine Gefühle echt waren. Denn wenn sie nur eine Illusion gewesen wären, hätten deine Sirenenkräfte schon längst alles in Ordnung gebracht. Ich bräuchte dir nicht zu verzeihen, weil ich bereits vergessen hätte, was du getan hast.« Er brach ab und atmete gequält aus und ein. »Ich würde dich noch immer genauso lieben wie früher.«
    Während unsere Hände nach unten sanken und sich trennten, spürte ich, wie meine Arme und Beine ganz taub und schlaff wurden.
    »Ja, ich liebe dich immer noch«, sagte er mit fast versagender Stimme, »und daran wird sich wohl nie etwas ändern, ob ich es nun will oder nicht. Aber im Moment mischt sich zu viel Schmerz in die anderen Gefühle.«
    Ich betrachtete sein Gesicht und versuchte mir vorzustellen, dass ich Simon nicht mehr sehen konnte, wann immer ich seine Nähe wollte oder brauchte. »Was willst du damit sagen?«, fragte ich.
    »Ich will sagen … dass ich Zeit brauche, um herauszufinden, was ich wirklich fühle.«
    Obwohl ich kein Recht hatte, diese Frage zu stellen, war mir die Antwort zu wichtig, um sie hinunterzuschlucken: »Wie viel Zeit?«
    »Keine Ahnung. Ich hoffe, dass es nicht allzu lange dauert.« Er schaute mich mit feuchten Augen an. »Aber schließlich hast du ja Paige. Und deine Familie. Mit deinen Eltern ist alles okay, oder?«
    Okay. So konnte man es nennen. Ob es ausreichen würde, musste sich erst noch herausstellen.
    »Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst«, versicherte er leise und trat ein paar Schritte zurück. »Aber ich wäre dankbar, wenn du versuchen könntest, mich eine Weile nicht zu brauchen.«
    Ich sah ihm nach, als er ging. Zuerst schaute er mich noch an, erst nach einigen Metern drehte er sich um und lief davon. Statt den Weg durch unser Haus zu nehmen, den er gekommen war, rannte er quer über den Rasen zum Garten seiner Familie.
    Eine Weile stand ich reglos da. Ich fühlte den kalten Wind kaum, hörte nur wie durch Watte die Schreie der Möwen, die CD-Musik im Haus und das Gelächter der Kinder auf Halloween-Tour. Noch immer wartete ich darauf, dass Simon zurückgerannt kam, mich in die Arme schloss und verkündete, er habe einen Riesenfehler gemacht. Ich wollte ihn sagen hören, dass wir beide Fehler gemacht hatten, die wir zusammen anpacken konnten, da wir dazu bestimmt waren, uns niemals zu trennen.
    Aber natürlich kam er nicht. Und als schließlich die ersten Schneeflocken des Jahres vom Himmel zu rieseln begannen, den See sprenkelten und auf meiner überhitzten Haut brannten, hörte ich auf, darauf zu warten.
    Langsam ging ich über den Rasen zurück zum Haus. Ich wanderte durch das Wohnzimmer und an der Küche vorbei, wo ich Dad zuwinkte, der gerade unsere Teller bruchsicher einwickelte und in Kartons packte. Beim Weg den Flur entlang und die Treppe hinauf sah ich durchs Fenster, dass Paige Kaugummis in die Plastikkürbisse eines kleinen Hexentrios warf. Ich ging ohne einen Blick am Zimmer meiner Eltern und dem Gästezimmer vorbei und erreichte das Ende des Flurs. Dort blieb ich in der offenen Tür stehen.
    Ich sah Mom in dem Zimmer, das meine Schwester und ich früher geteilt hatten. Sie packte Justines Sommerkleidung zusammen. Damals bei unserer Abfahrt nach den Ferien war Mom nicht fähig gewesen, sie auch nur anzuschauen.
    »Hi«, sagte ich.
    Sie wandte sich um und warf mir ein Lächeln zu. »Hallo, mein Schatz. Wie geht es dir?«
    »Ganz okay.« Ich trat ins Zimmer, wobei mein Blick über die Wände voller Poster und Postkarten mit typischen
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