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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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musste, um mich vor den Sirenen von Winter Harbor zu retten. Wie sie erzählte, hatte sie sich bei ihrem Umzug nach Boston einen falschen Namen zugelegt, damit möglichst weder mein Vater noch sonst jemand erraten konnte, wer sie wirklich war. Sie war vorschnell gealtert, da sie die Bedürfnisse ihres Körpers ignorierte, doch die Lebenskraft der beiden Müllmänner hatte ihre biologische Uhr sofort um Jahre zurückgedreht.
    Genau wie Mom, die sich zwei Tage in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte, nachdem sie die Wahrheit über meine Sirenenmutter, über Dad und mich erfahren hatte, wusste auch ich nicht mehr, was ich glauben sollte. Deshalb hatte ich mich zwar bei Charlotte bedankt, weil sie Simon und mich mit Paiges Hilfe vor dem Clan gerettet hatte, der im Mahlstrom ertrunken war, aber ich hatte ihr gleichzeitig gesagt, dass ich sie eine Weile nicht sehen wollte. Ich brauchte Zeit, um über alles nachzudenken – und wollte dabei auch niemanden in meinem Kopf haben.
    »Warum hast du das nur gemacht, Paige?«, fragte ich leise.
    »Du kennst die Antwort.«
    »Ich muss es noch einmal hören«, sagte ich und sah ihr in die Augen. »Bitte.«
    Sie lehnte sich zurück und umklammerte den Plastikkürbis. »Nach den Sommerferien, nachdem ich einfach alles verloren hatte – da brauchte ich etwas, das nur mir gehörte. Natürlich war es toll von deinen Eltern, dass sie mich aufgenommen haben, aber trotzdem waren es deine Eltern. Ich habe in deinem Haus gewohnt, bin zu deiner Schule gegangen. Bei dem ganzen College-Zirkus ist mir irgendwann klargeworden, dass ich mir sogar meine Zukunftswünsche von anderen abgeguckt habe. Denn wenn es den Sommer nicht gegeben hätte, wäre ich nach der Highschool bestimmt nicht an eine Uni gegangen. Ich hätte weiter im Restaurant gearbeitet, später irgendeinen Hafenarbeiter oder Fischer geheiratet, nachdem Jonathan mich mit dem Segen seiner Eltern für eine bildschöne Elite-Studentin verlassen hätte, und eine Menge Babys bekommen.«
    Tröstend griff ich nach ihrer Hand, und sie ließ es zu.
    »Deshalb … Ich weiß auch nicht. Betty wollte mich überreden, weil Raina und Zara sie dazu gedrängt haben, aber sogar ohne ihre Einmischung wäre ich wohl in Versuchung gekommen.« Sie dachte kurz nach. »Wenigstens gehören meine Sirenenkräfte ganz mir, verstehst du? Ich kann sie benutzen, wie ich will – um zu helfen, statt zu töten.«
    »Aber …«
    »Vanessa.« Sie warf mir ein kleines Lächeln zu und drückte meine Hand. »Ich weiß, was du sagen willst. Das Leben als Sirene ist schwer und kompliziert. Trotzdem kannst du nichts mehr ändern. Es ist zu spät.«
    Ich bemühte mich, ihr Lächeln zu erwidern, während ich mir vorstellte, wie sie sich ins Meer gestürzt hatte und am Salzwasser fast erstickt war, bevor ihr Körper sich umstellen konnte. Leider hatte unser Gespräch, in dem ich meine wahre Natur enthüllt hatte, sie erst recht überzeugt. Sie hatte sich eingeredet, dass wir zu zweit eine bessere Chance hatten, den Clan von Winter Harbor zu besiegen. Kurz nachdem ich angeblich zur Schule und in Wirklichkeit zu Charlotte gegangen war, hatte sie Mom überredet, ihr das Auto für eine kurze Tour zu leihen, und war damit nach Maine gefahren. Sie hatte Betty in der gleichen Pose vorgefunden wie ich – bewegungslos vor dem offenen Fenster stehend – und die Trance durchbrechen können, indem sie ihren Namen rief und sie in die Arme zog.
    Offenbar war die Macht der Liebe bei den Sirenen selbst genauso wirkungsvoll wie bei ihren potentiellen Opfern. Tatsächlich hatten Raina und Zara diese Tatsache ausgenutzt und Betty nur deshalb wieder unter Kontrolle bekommen, weil sie immer noch Liebe für ihre Tochter und ihre Enkelin empfand.
    Auch wenn Simon mir ständig versichert hatte, dass nichts und niemand monatelang im Eis überleben konnte, war es den Sirenen gelungen. Sie waren bewusstlos gewesen, bis das Eis zu schmelzen begann. Als ihre Körper wieder Salzwasser aufnehmen konnten, waren sie langsam zu sich gekommen. Nur die Sirenen, die eingefroren von den Tauchern gefunden worden waren, hatten nicht überlebt. Man hatte sie an Land geholt, bevor das Meerwasser seine heilende Wirkung entfalten konnte, und so waren sie nicht wieder aufgewacht. Die beiden Taucher hatten dafür mit dem Leben bezahlt.
    Der übrige Clan hatte sich als Erstes auf Oliver konzentriert. Gemeinsam hatten die Sirenen ihre geschwächten Hypnosekräfte benutzt, um ihn zu überzeugen, dass er aus Liebe zu Betty
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