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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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Sommer bewiesen, dass sie Gewitterstürme erzeugen konnten. Dann stellte ich fest, dass die Blitze vom Wasser in den Himmel schossen statt umgekehrt.
    Das Licht stammte aus Sirenenaugen. Es mussten Dutzende sein. Silbern strahlend und glitzernd, kreisten sie mich ein wie ein weit ausgeworfenes Fischernetz.
    Hallo, Vanessa …
    Ein Paar Augen kam näher, und unter der Atemmaske erkannte ich Rainas roten Mund und das kleine Muttermal an ihrem rechten Nasenflügel.
    Ich bin dir wirklich dankbar, dass du dich in unserer Abwesenheit um Paige gekümmert hast …
    Ich wich wassertretend vor ihr zurück, und gleichzeitig kamen die Augen auf der anderen Seite näher.
    Ohne dich wäre sie nur schwer zurechtgekommen – aber jetzt wird sie es wohl müssen …
    »Bitte«, flüsterte ich und blinzelte die Tropfen fort, die in meinen Wimpern hingen, »ich werde euch in Ruhe lassen und niemandem verraten, dass ihr noch am Leben seid. Lasst ihn einfach nur gehen, und dann können wir so tun, als ob …«
    »Als ob nichts passiert wäre?«
    Ich fuhr herum. Zara und Simon befanden sich ebenfalls an der Oberfläche und schwammen außerhalb des Sirenenkreises.
    »Vanessa!«, rief Simon und spuckte Seewasser aus.
    Ich schoss auf ihn zu. Zara presste ihm die Hand auf den Mund, aber sein Blick sprach Bände. Die Furcht in seinen Augen galt eher meinem Schicksal als seinem eigenen.
    »Hm, lass mich nachdenken«, sagte Zara und neigte den Kopf zur Seite. »Du und dein kleines Superhirn haben das Meer zugefroren, unsere Beute befreit, drei Monate unseres Lebens gestohlen, mir meinen Lover und meine Schwester weggenommen …«
    »Caleb war nicht dein Lover«, schoss ich zurück. »Und du hast mir meine Schwester weggenommen. Du hast Justine getötet, und für was? Um dich an einen Jungen ranschmeißen zu können, den du sowieso nie bekommen wirst, wie sehr du dich auch bemühst?«
    Ihre Hand presste sich noch fester auf Simons Mund, und ihre Silberaugen wurden schmal.
    »Was Paige angeht«, fuhr ich fort, »habe ich mich einfach nur bemüht, eine gute Freundin zu sein. Ihr dagegen habt sie krank gemacht. Und sobald sie ihr Baby bekommen hätte, hättet ihr sie in ein gewissenloses, unersättliches Monster verwandelt – genau wie ihr welche seid. Alle von euch. »
    Einen Moment lang herrschte Stille. Selbst die Wellen und der Wind in den Bäumen schienen zu schweigen.
    »Solltest du nicht besser sagen«, antwortete Zara mit seidenweicher Stimme, »alle von uns ?«
    Ich schaute Simon an, der seinen Widerstand einstellte und mich reglos anstarrte, als ihm die Bedeutung von Zaras Worten klarwurde. Sie nutzte seinen Schock aus, um ihn wieder unter Wasser zu ziehen.
    »Nein!« Ich wollte ihnen nachtauchen, aber da packte mich eine Hand am linken Bein und eine andere am rechten Knöchel. Vier weitere ergriffen meine Arme und Schultern. Ich zappelte und trat, verbrauchte dabei aber nur den Rest meiner Energie. Als zuerst mein Kinn, dann mein Mund und meine Nase unter Wasser sanken, konnte ich nichts weiter tun, als die Lippen zusammenzupressen und den Atem anzuhalten.
    Die Sirenen zerrten mich gemeinsam bis zum Grund des Sees. Raina schwamm der Gruppe voran, und ihre Silberaugen warfen Lichtstrahlen in die Dunkelheit. Ich schaute mich nach Zara und Simon um, wobei ich einen weiteren Hilferuf an Willa sandte, sah und hörte aber nur meine Angreiferinnen.
    Am Grund angelangt, legten mich die Sirenen auf den Sandboden und fesselten meine Hand- und Fußgelenke. Dem Gefühl nach benutzten sie Seidenbänder. Ich kämpfte gegen die Sirenen an, aber wie Willa vorausgesagt hatte, waren sie zwar einzeln schwach, aber umso stärker in der Gruppe. In mir brannten gleichzeitig Durst und Luftmangel, so dass sich mein Körper wie in einem Flammenmeer anfühlte.
    Deshalb war ich fast dankbar, als mir eine junge Sirene mit langem blondem Haar eine Atemmaske aufsetzte, aus der Salzwasser drang. Gierig sog ich es in mich hinein.
    Du bist stark , erklang Rainas Stimme in meinem Kopf. Genau wie deine Schwester. Sie hat uns auch einen harten Kampf geliefert. Ich starrte sie an, als sie vor mir auf dem Sandboden aufsetzte. Ihr langes weißes Kleid schwebte um sie herum wie eine Wolke. Ich betrachtete sie hasserfüllt und gab keine Antwort. Einen Moment später fuhr sie mit ihrer Ansprache fort.
    Ich muss dich beglückwünschen. Mit deinen Freunden zusammen ist dir etwas gelungen, was niemand sonst in unserer langen Geschichte jemals geschafft hat. Ihr habt uns aufgehalten.
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