Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
Vom Netzwerk:
Augenblick schien sich ihr ganzes Gesicht zu verwandeln. Ihre Haut schimmerte, ihre Wangen füllten sich, ihre Augen wurden lebendig und strahlend.
    Während sie an Kraft gewann, fühlte sich mein Körper wie betäubt an, und ich begann zu sinken. Nur weil ich mich am Boot festhielt, blieb ich an der Oberfläche, während sich heiße Tränen mit dem kalten Wasser des Sees mischten. Als ich sie fortblinzelte, sah ich verschwommen, wie Zara mit Simon in den Armen langsam in der Tiefe verschwand.
    Ich zog meine Füße bis zum Bootsrumpf hoch, stieß mich daran ab und schoss auf die Stelle zu, wo sie eben noch gewesen waren. Dort stürzte ich mich kopfüber in die Tiefe und tauchte mit gleichmäßigen Schwimmzügen auf den Grund des Sees zu. Obwohl ich mich nah hinter ihnen befinden musste, waren sie nirgends zu entdecken. Weit konnte ich auch nicht sehen, denn im Gegensatz zu der Nacht an den Chione Cliffs, als der Meeresgrund vom Zauberlicht der Sirenen erleuchtet gewesen war, herrschte hier vollkommene Dunkelheit. Tatsächlich sah ich kaum die Hand vor Augen, während ich mich durch das Wasser bewegte. Als ich nach Zara zu lauschen versuchte, herrschte in meinem Kopf nur Stille. Ich versuchte, meine eigenen Gedanken abzustellen, damit die anderen mich ebenso wenig hören konnten.
    Noch immer hielt ich beim Tauchen instinktiv die Luft an, so wie ich es jahrelang als normaler Mensch getan hatte. Jedes Mal wartete ich, bis meine Brust zu brennen begann, bevor ich den Mund öffnete und meine Lungen füllte. Als sich nun das bekannte Gefühl nach einer Minute unter Wasser einstellte, zögerte ich nicht und atmete tief ein.
    Willst du dich jetzt schon verabschieden? Wie schade …
    Ich hörte Zaras Gedankenstimme kaum, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, zu husten und zu würgen. Noch einmal versuchte ich einzuatmen, diesmal langsamer und bewusster, falls ich mich einfach nur verschluckt hatte, aber der Effekt war der gleiche. Das Wasser hätte meinen Körper mit neuer Energie füllen sollen, stattdessen erstickte ich daran.
    Hatten die Sirenen den See vergiftet? War das der Grund, warum Simon mich ausgerechnet hierhergelockt hatte? Weil sie dafür gesorgt hatten, dass ich in diesem Wasser nicht atmen konnte? Es schmeckte und roch ganz normal, aber …
    Ich brachte den Gedanken nicht zu Ende, denn das aufgewirbelte Wasser hatte sich wieder beruhigt, weil ich reglos die Luft anhielt, und dicht vor mir sah ich Zara. Sie hielt Simon in den Armen und lächelte mich durch eine Taucherbrille aus Kunststoff an. Ein Atemschlauch führte zu einem durchsichtigen Behälter, den sie hinten an die Taille geschnallt trug.
    Um eine Sirene mit Sicherheit zu töten, muss man sie ertränken …
    Willas Stimme tauchte in meiner Erinnerung auf. Der Gedanke schoss mir so schnell durch den Kopf, dass Zara ihn nicht auffangen konnte, selbst wenn sie mich belauschte. Aber das war auch gleichgültig. Denn nun wusste ich, was Willa gemeint hatte.
    Für Sirenen war der See voller Gift.
    Weil er aus Süßwasser bestand, nicht aus Salzwasser.
    Meine Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich bersten, und in diesem Moment begegnete mein Blick Simons. Entweder wirkte Zaras Macht nur für eine begrenzte Zeit, oder das Wasser hatte ihn aus seiner Trance gerissen, jedenfalls versuchte er sich freizukämpfen. Mit einem kräftigen Beinschlag war ich bei ihnen, aber da tauchte Zara auch schon ab und wich mir ohne Schwierigkeiten aus. Ich versuchte es erneut, und sie schwamm noch weiter in die Tiefe. Der Wasserdruck presste meinen Schädel und meine Brust zusammen, als würde man mich mit einem Vorschlaghammer bearbeiten, und mir blieb nichts weiter übrig, als die Richtung zu ändern.
    Ich musste an die Luft. Sonst würden Simon und ich sterben.
    Mein Kopf durchstieß die Wasseroberfläche. Nach Atem ringend, schaute ich zur Häuserreihe am Ufer und hoffte dort Caleb, die Carmichaels oder ein paar der letzten Touristen der Sommersaison zu sehen – aber ich entdeckte keinen Menschen weit und breit, und alle Fenster waren dunkel.
    Ich versuchte einen gedanklichen Hilferuf an Willa zu schicken und sie zu warnen. Vielleicht konnte sie ihre Kontakte in Winter Harbor aktivieren, von denen sie gesprochen hatte. Aber bevor ich meine Gedanken ordnen konnte, sah ich weiße Blitze aufflammen. Zuerst war das Licht kaum zu sehen, dann wurde es schnell immer heller. Ich überlegte, ob es sich um ein Wetterphänomen handelte, schließlich hatten die Sirenen im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher