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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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wartete, bis sich alle ganz auf das Zentrum des Kreises konzentrierten, dann huschte ich zu einer anderen Felsgruppe. Mein Blick suchte zwischen den turmhoch aufragenden Steinen nach einem metallischen Glitzern oder einer Lichtreflexion in den dunklen Spalten und Öffnungen.
    Nichts. Die einzige Helligkeit stammte von der Barriere und von dem Sirenenzirkel darunter.
    Dort, Nessa …
    Ich riss die Augen auf, als Justines Stimme erklang.
    Schau nach oben …
    Die anderen konnten sie ebenfalls hören. Ihr Singen verstummte, sobald Justine das erste Wort gesprochen hatte.
    Ich schoss aus meinem Felsversteck hervor. Der Behälter kam durch die Lichtwand nach unten getrudelt, und Raina schwamm bereits darauf zu. Meine Arme und Beine trieben mich mit Höchstgeschwindigkeit durch das Wasser. Da bemerkte mich eine der Sirenen am Meeresboden und stieß einen schrillen Alarmton aus, der meinen Kopf wie ein Axthieb traf. Der Schmerz war tausendmal schlimmer als alles, was ich in Zaras Nähe gespürt hatte. Meine Beine erstarrten mitten in der Bewegung, und meine Hände krallten sich um meinen Schädel. Ich versuchte eine weitere Schwimmbewegung, doch da fiel eine zweite Sirene in das Heulen ein, so dass der Warnton lauter und die Schmerzen noch schlimmer wurden. Mir gelang es, die Augen offen zu halten und nach oben zu schauen, während ich selbst zu Boden sank. Dort sah ich Raina, die sich dem Behälter näherte und die ganze Lichtbarriere zum Wabern brachte.
    Sie kamen. Sie kamen auf mich zu, und ich konnte nicht einmal den kleinsten Muskel rühren.
    Das Geräusch schwoll weiter an. Ich fiel mit dem Kopf voran in den Zirkel hinein und bemerkte kaum, wie sich dasLicht verfinsterte. Als ich federnd im Sand landete, war es vollständig dunkel geworden.
    Es war dunkel, und die Monster kamen.
    Ich versuchte mich aufzurappeln, als etwas scharf an meiner Hand ruckte. Unsanft wurde ich vom Boden gehoben und wirbelnd durch das Wasser gezogen. Wir bewegten uns so schnell, dass ich kaum wusste, wo oben und unten war.
    Aber ich versuchte nicht, mich zu wehren oder loszureißen. Es spielte keine Rolle mehr. Ich hoffte nur, dass Justine mit mir sprechen und mir helfen würde.
    Bleib hier!
    Mir schwirrte der Kopf, als meine Füße aufsetzten. Die Sirenen hatten mit ihrem Alarmgeheul aufgehört und wieder zu singen begonnen. Ein sanftes Leuchten ging von ihrem Kreis aus, strahlte aus ihren Augen und erinnerte an das Nachtlicht in meinem Kinderzimmer. Es war hell genug, damit ich sehen konnte, dass ich auf einem Felsvorsprung hoch über ihrem Kreis stand und dass weitere Wasserfrauen von oben herabgeschwebt kamen. Sie trieben eine Gruppe verwirrter, glücklicher Männer in kurzen Hosen und T-Shirts vor sich her.
    Die Männer befanden sich eine Meile unter der Meeresoberfläche, aber sie waren quicklebendig … jedenfalls noch.
    Plötzlich wirbelte das Wasser um mich herum auf, meine Arme wurden hochgehoben, und ein schweres Gewicht schwebte herunter, um auf meinen Schultern und meinem Rücken zu landen.
    Ich versuchte, das Gesicht der Sirene zu erkennen, aber im Gegensatz zu den anderen blieben ihre Silberaugen lichtlos, so dass ich nichts sah. Dann kam eine zweite Wasserfrau auf uns zugeschossen. Ihr Blick durchschnitt den Ozean wie ein Leuchtfeuer den schwarzen Nachthimmel.
    Als die Helligkeit zunahm, riss ich überrascht die Augen auf. Die Sirene an meiner Seite war Zara. Sie sah anders aus als sonst – traurig statt zornig, verängstigt statt bedrohlich –, dennoch war es ohne Zweifel Zara.
    Kaum hatte ich sie entdeckt, war sie auch schon verschwunden, sauste an den näher kommenden Sirenen vorbei und auf den Kreis zu. Die Scheinwerferaugen änderten die Richtung, als die zweite Wasserfrau ihr nachjagte.
    Ich tastete mit beiden Händen nach meinem Rücken, auf dem es plötzlich vibrierte.
    Der Kanister. Zara hatte mir die chemische Bombe gebracht. Laut Professor Beakman sollte ein Kontrollpaneel an der Seite des Behälters vibrieren, wenn das Wasser durch Simons Hilfe kalt genug für die Detonation geworden war. Ich schaute auf den Zirkel hinunter. Die Sirenen waren ganz gebannt vom Anblick der auf sie zuschwebenden Männer. Mir wurde das Herz schwer, als ich sah, wie die Opfer den Wasserfrauen in die Arme fielen, die sie hier heruntergelockt hatten. Der Behälter vibrierte wieder. Ich schloss die Augen, dachte an Simon, der an der Oberfläche auf unsere Rückkehr wartete … und stieß mich vom Felsen ab.
    Hoch über dem
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