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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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Beispiel weil Simon Carmichael, das junge Forschergenie, sie auf das Thema bringt?« Ich lächelte ihn an.
    »Nein, ich denke, meine Reagenzgläser lasse ich erst mal im Schrank. Vielleicht wechsele ich sogar mein Hauptfach, studiere lieber Literatur oder Theater oder sonst eine Kulturwissenschaft, wenn ich zurück ans College gehe.«
    Ich hob die Augenbrauen. Das nahm ich ihm keine Sekunde lang ab.
    »Jedenfalls«, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort, »hatten die Männer extrem viel Glück. Die Ärzte sind der Meinung, dass sie höchstens zwei Minuten unter Wasser waren, bevor das Meer zufror. Zwar müssen sie noch eine Weile unter medizinischer Beobachtung bleiben, aber es geht ihnen jeden Tag besser.«
    »Das ist gut zu hören.« Es hatte mich sehr überrascht zu erfahren, dass man alle Männer, die von den Sirenen in die Tiefe gelockt worden waren, dicht unter der Oberfläche gefunden hatte. Drei von ihnen hatte Captain Monty beim Aufbohren des Eises sogar eher entdeckt als mich. Er sagte, wir hätten uns alle in verschiedenen Tiefen befunden, aber unser eingefrorenes Lächeln sei genau das gleiche gewesen.
    Mich hatte man als Erstes aus dem Krankenhaus entlassen. Die Ärzte und das Pflegepersonal nannten mich ihr »medizinisches Wunder«, denn obwohl wir alle die gleichen körperlichen Strapazen hinter uns hatten, erholte ich mich sehr viel schneller als der Rest. Selbst Simon hatte dafür keine Erklärung.
    Ich schon. Aber bisher hatte ich sie ihm nicht verraten.
    »Paige ist auch über den Damm«, fuhr er fort. »Zwar ist sie noch immer am Boden zerstört, weil sie Jonathan und das Baby verloren hat, aber ihr Zustand bessert sich.«
    Beim Gedanken an Paige wurde mir ganz flau im Magen. Wir hatten nicht mehr miteinander gesprochen, also wusste ich nicht, wie sie sich wirklich fühlte. Simon sagte, die Ärzte hätten alles getan, was in ihrer Macht stand, aber natürlichwäre kein ausgebildeter Mediziner auf die Idee gekommen, das Baby am Leben zu erhalten, indem man den winzigen Körper mit Salzwasser-Infusionen behandelte. Und zu diesem Zeitpunkt war Paige schon bewusstlos gewesen. Ihr Körper hatte durch die Dauerbelastung versagt, bevor Caleb sie im Eiltempo zur Notaufnahme bringen konnte.
    »Betty geht es auch gut?«, wollte ich ein paar Minuten später wissen.
    »Sie behauptet, dass sie sich seit Jahren nicht mehr so fit gefühlt hat. Ihrer Enkelin rückt sie nicht von der Seite, und die meiste Zeit ist auch Oliver dabei.«
    »Ich bin froh, dass sie einander haben. Paige wird beide brauchen.«
    Er nickte und schaute mich an. »Mir ist immer noch nicht klar, wie du das schaffen konntest.«
    Ich konzentrierte mich auf den Dampf, der von meiner heißen Schokolade aufstieg.
    »Ich meine, wie du ohne Neoprenanzug oder Sauerstofftank überlebt hast … und dass du überhaupt gesprungen bist, trotz allem, was du über die Chione Cliffs wusstest.«
    Ich hielt den Atem an und wartete auf die logische Schlussfolgerung, so wie jedes Mal, wenn Simon in den vergangenen zwei Wochen auf dieses Thema gekommen war. Aus wissenschaftlicher Sicht hätte ich nicht überleben sollen. Aber entweder vernebelten seine Gefühle ihm den Verstand, oder ich beeinflusste ihn unbewusst mit meinen Kräften, um ihn im Dunkeln zu lassen, denn bisher hatte Simon es nicht geschafft, eins und eins zusammenzuzählen. Und darüber war ich jeden Tag aufs Neue erleichtert.
    »Ich musste einfach springen«, sagte ich wie immer. »Zum Glück ist der Kanister ganz von selbst tiefer gesunken, als wir dachten. Und Betty hat dir ja schon erzählt, dass sie das Wasser zufrieren hörte, bevor die anderen Sirenen etwas bemerkthaben, und rechtzeitig zurück nach oben geschwommen ist. Wir hatten jede Menge Glück.«
    Ich starrte auf den Hafen hinaus und war so beschäftigt mit der Sorge, er könnte die Wahrheit erfahren, dass ich auf seine nächste Frage nicht vorbereitet war.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte er sich sanft.
    »Super«, erwiderte ich mit übertrieben fröhlicher Stimme. »Ich durfte zum ersten Mal raus, das ist ein gutes Zeichen, oder nicht?«
    Er wartete darauf, dass ich weitersprach.
    »Ich werde schnell müde«, gab ich zu, »und schlafe mehr, als ich eigentlich möchte. Mein Brustkorb schmerzt manchmal so sehr, dass ich nach Luft schnappe, und beim Aufwachen habe ich Kopfschmerzen. Aber mir geht es jeden Tag besser.«
    Er warf einen Blick aufs Meer, wo Mom und Dad ein paar Meter entfernt über das Eis schlitterten, und setzte sich zu
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