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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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und anscheinend hatte es funktioniert. Ich konnte nur hoffen, dass Caleb nicht wirklich so gebannt von ihr war, dass er aufgehört hatte, seine Umgebung zu bemerken.
    Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass wir 23.36 Uhr hatten. In vier Minuten sollte es losgehen.
    »Sie hört uns nicht«, flüsterte Betty neben mir. »Zara weiß nicht, dass wir hier sind.«
    In meinem Schädel pochte es, während ich die beiden betrachtete, aber diesmal war der Schmerz anders als sonst, weniger extrem. Vielleicht war der Grund, dass wir uns diesmal absichtlich in ihrer Nähe befanden. Wir waren die Jäger, und sie war die Beute.
    Zwei Minuten verstrichen. 23.38 Uhr.
    Nun befand sich das Paar nur noch Zentimeter entfernt vom Klippenrand.
    Ich hielt den Atem an, als Zara den Kopf wendete und auf den Pfad hinter sich schaute. Das heraufstrahlende Silberlicht vom Meer reichte nicht bis zu dem Gebüsch, in dem wir uns verbargen … aber trotzdem schienen Zaras Augen mich direkt anzublicken.
    »Alles ist gut, Zara.«
    Ich duckte mich tiefer in den Schatten, als Betty auf das Felsplateau trat.
    Zara warf einen Blick auf Caleb, dann wandte sie sich ihrer Großmutter zu. »Betty? Wie bist du —? Ich dachte, du bist –«
    »Zu schwach zum Gehen?« Das weiße Kleid flatterte um Bettys nackte Knöchel, als sie sich weiter auf den Felsrand zubewegte. »Das war ich auch.«
    Mit jedem Schritt, den Betty näher kam, wich Zara weiter zurück.
    »Du liebst ihn, nicht wahr?«
    Zara hielt ruckartig an. Hinter ihr stand Caleb und beobachtete die Szene.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. 23.39 Uhr.
    »Er liebt dich auch.«
    Mein Kopf ruckte hoch, als Betty ihn auffordernd anstarrte.
    »Das stimmt doch, oder? Du würdest einfach alles für Zara tun, nicht wahr?«
    Sein Blick huschte in Richtung des Wanderpfads. Konnte er mich sehen? Brauchte er meine Hilfe? Oder hoffte er nur, dass ich nicht allzu verletzt sein würde, wenn er nun aussprach, was Betty von ihm hören wollte?
    »Ich …« Seine Stimme versagte, als er näher an Zara herantrat. »Jeder weiß, dass ich …«
    Das Herz schlug mir bis zum Halse. Er schaffte es nicht. Caleb konnte die drei Worte zu niemand anderem als Justine sagen.
    »Schon gut«, unterbrach Betty und improvisierte hastig, als das Licht in Zaras Augen erlosch und ihr Blick vor Schmerz dunkel wurde. »Du kannst ihn trotzdem lieben, Zara. Du musst ihm nicht weh tun.«
    Zara öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber dann schloss sie ihn wieder.
    »Du musst nicht das gleiche Leben führen wie Raina.« Inzwischen stand Betty kaum einen Meter von ihr entfernt. »Du kannst leben und lieben, ohne jemandem etwas zuleide zu tun.«
    »Tut mir leid, Grandma«, sagte Zara mit brüchiger Stimme. »Ich habe dich lieb, und … es tut mir leid.«
    Ich hielt den Atem an, als Betty noch näher zu den beiden trat. Dann rannte ich los, denn ich erkannte, was gleich geschehen würde.
    Doch ich kam zu spät. Betty warf sich auf Zara, als diese gleichzeitig nach Caleb griff … und dann stürzte Zara von der Klippe und riss ihre Großmutter mit sich in die Tiefe.
    »Vanessa«, keuchte Caleb. Er starrte auf den Felsrand undzitterte am ganzen Körper. »Tut mir so leid … ich konnte einfach nicht. Ich hatte vor, ihr zu sagen, was sie hören wollte, aber …«
    »Ist okay.« Ich ließ die Sporttasche auf den Boden fallen und begann, meine Jacke auszuziehen. »Du musst dich nicht entschuldigen.«
    »Aber Betty sollte den Explosionsbehälter an den Meeresgrund bringen, und jetzt ist keine Zeit mehr, und wie sollen wir –«Er brach ab. »Was machst du da?«
    Ich zerrte mir den Pulli über den Kopf und schlüpfte aus den Turnschuhen. Nur mit Jeans und T-Shirt bekleidet, öffnete ich die Sporttasche und nahm den Metallkanister heraus.
    »Vanessa, lass das. Du kannst doch nicht–«
    »Caleb, du hast selbst gehört, was Simon und Dr. Beakman gesagt haben. Die Bombe muss genau an der Stelle zur Explosion gebracht werden, wo die Wettermanipulation ihren Ursprung hat. Dort wird sie nicht von selbst hinkommen. Also muss jemand sie nach unten bringen.«
    »Genau … jemand mit extrem seltsamen, übernatürlichen Fähigkeiten.«
    Ich antwortete nicht, sondern zog mir die breiten Trageriemen des Kanisters über die Schultern und den Gürtel um die Taille.
    »Vanessa«, sagte er noch einmal und trat auf mich zu. »Lass mich gehen. Ich werde den Kanister so weit runterbringen wie möglich und ihn dann von selbst sinken lassen. Mehr können wir nicht
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