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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
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bergauf.‹
    »Kann ich es mal versuchen?«, fragte ich abrupt, während die Erinnerung an Dads Stimme meinen Magen Purzelbäume schlagen ließ. »Ich meine, das Auto zum Fahren bringen?«
    »Wozu?«, fragte Simon. »Der Hagel wird immer schlimmer. Es hat absolut keinen Sinn, dass du –«
    »Mir ist was eingefallen. Eine Sache, die Dad mir über sein Auto erzählt hat, bevor ich in Boston gestartet bin. Vielleicht funktioniert es nicht, aber jedenfalls ist es einen Versuch wert.«
    Simon betrachtete mich mit einem Gesichtsausdruck, in dem sich Frustration, Verwirrung und Sorge mischten. Zuerst dachte ich, er würde erneut protestieren, aber dann drückte er den Türgriff herunter und stieg aus. Ich krabbelte über die Mittelkonsole und hatte gerade den Fahrersitz erreicht, als er auf der Beifahrerseite wieder einstieg. Nachdem er sich angeschnallt hatte, drehte ich den Zündschlüssel und legte den Gang ein.
    »Rückwärts«, keuchte Paige. »Wir rollen rückwärts.«
    Ich trat hart auf die Bremse. Der Wagen kam rutschend zum Stehen.
    »Vanessa«, meinte Simon vorsichtig, »bist du sicher …«
    Ich trat kurz aufs Gas, der Wagen hüpfte regelrecht vorwärts, und die Reifen knirschten in der Hagelschicht. Fast augenblicklich begannen wir, wieder nach hinten zu rollen.
    ›Meine alte Dame bringt dich dahin, wo du hinmusst …‹
    Ich umklammerte das Steuerrad fester und widerstand dem Drang, auf die Bremse zu treten. Stattdessen ließ ich den Wagen ein paar Sekunden rollen und drückte dann das Gaspedal nach unten – diesmal wesentlich vorsichtiger. Die Räder schlingerten ein bisschen, dann bewegten wir uns ein kleines Stück vorwärts. Sobald wir den anfänglichen Schwung verloren, tippte ich mit dem Fuß wieder aufs Pedal. Da wir bereits in der richtigen Richtung dahinschlichen, hatten die Reifen es diesmal einfacher. So bewegten wir uns stoßweise voran, indem ich immer nur vorsichtig aufs Gas trat, sobald wir fast zum Stehen kamen.
    Und auf diese Weise – Zentimeter für Zentimeter, mit Dads beruhigender Stimme in meinem Hinterkopf— schaffte ich es bis zu der Stelle, wo der Wanderpfad zu den Chione Cliffs führte.
    »Paige, meine Liebe, du musst hier auf uns warten«, sagte Betty, als ich den Wagen geparkt hatte.
    »Auf euch warten?«, keuchte Paige. »Was meinst du damit? Wohin gehst du?«
    »Sie sammeln sich auf dem Meeresboden«, erklärte Betty sanft. »Der Flüssigkeitsbehälter wird nicht schnell genug so tief nach unten sinken. Jemand muss ihn dort hinbringen. Ich hatte geplant, dass du mit uns kommst und mit Simon am Ufer wartest, aber dein Zustand ist schlimmer, als ich dachte. Um wieder gesund zu werden, musst du jetzt im Auto bleiben, dich schonen und viel trinken. Ich komme zurück, sobald ich kann, das verspreche ich dir.«
    »Großmutter«, sagte Paige streng, auch wenn sie dabei nach Luft ringen musste. »Das kann nicht dein Ernst sein. Muss ich dich daran erinnern, dass du blind bist? Wie willst du die anderen am Meeresboden finden?«
    Während Betty leise, nah an ihrem Ohr, auf sie einredete,betrachtete ich Simon. Er starrte durch die eisverkrustete Windschutzscheibe und hatte die Lippen zusammengepresst.
    »Ich will nicht, dass du gehst«, sagte er nach einem Moment.
    Mir wurde das Herz schwer. Er meinte natürlich das Hier und Jetzt, aber ich dachte daran, was morgen sein würde. »Wir hatten uns doch geeinigt, dass jemand Betty begleiten muss. Caleb ist bei Zara, und du hast den Job, die Wetterbedingungen an der Basis zu überwachen.«
    »Mir ist klar, was wir besprochen haben … aber Vanessa, falls dir etwas passiert …«
    »Hier.« Ich griff in meine Manteltasche und holte ein kleines Aufnahmegerät heraus.
    Er betrachtete erst mich, dann das Gerät.
    »Das gehört meinem Dad. Ich habe es im Ferienhaus gefunden und mich aufgenommen, wie ich bestimmt tausendmal deinen Namen sage. Kann ja nicht schaden … nur für den Fall der Fälle.«
    Er runzelte die Stirn, aber nahm das Gerät.
    Danach sagten wir nichts mehr. Er sammelte die Ausrüstung zusammen, während ich Paige in Decken hüllte, die Tasche mit den Salzwasserflaschen in Reichweite plazierte und mich von ihr verabschiedete. Stumm begannen wir, den Pfad entlangzumarschieren, und die einzigen Geräusche stammten von unseren knirschenden Schritten und vom Hagel, der über uns aufs Blätterdach prasselte.
    Zwanzig Minuten nachdem wir die Autostraße verlassen hatten, erreichten wir die Weggabelung. Am liebsten wäre ich
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