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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
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Frau war Mitte dreißig, groß und dünn, das Gesicht von alten Aknenarben gezeichnet, doch das Auffälligste an ihr war ihr langes, welliges schwarzes Haar, das ihr bis zur Hüfte reichte. Während des gesamten Abendessens hatte sie sich angeregt mit ihrem rechten Tischnachbarn unterhalten, einem Franzosen namens Pascal Benoit.
    Benoit schien beruflich irgendetwas mit Whisky zu tun zu haben, doch Gemma hatte noch nicht herausfinden können, was er genau machte. Er war ziemlich klein und rundlich, mit beginnender Glatze, doch seine dunklen Augen waren so kalt wie Flusskiesel.
    Blieb noch Hazel, die neben Heather saß, und – am anderen Ende des Tisches – der Mann in dem roten Kilt, der Gemma als Donald Brodie vorgestellt worden war. Der peinliche Moment bei seinem Eintreten ins Wohnzimmer war durch die Ankunft der anderen Gäste rasch überspielt worden, doch ehe Gemma eine Chance gehabt hatte, Hazel beiseite zu nehmen und sie darüber zu befragen, hatte Louise sie schon zum Essen hereingerufen.
    Jetzt, da sie zusah, wie Brodie sich zu Hazel neigte und ihr leise ins Ohr flüsterte, war ihre Neugier größer denn je. Hazel war wie ausgewechselt, sie strahlte über das ganze Gesicht und hing geradezu an den Lippen ihres Gesprächspartners. Es war offensichtlich, dass sie Donald Brodie kannte. Und ebenso offensichtlich war sie nicht überrascht gewesen, ihn in Innesfree anzutreffen. Welches Spiel spielte Hazel hier eigentlich?
    War Brodie eine alte Flamme von ihr? Bemühte Hazel sich nur, das Beste aus einer peinlichen Situation zu machen, um sich und den anderen das Wochenende nicht zu verderben? Oder – bei dem bloßen Gedanken runzelte Gemma schon die Stirn – steckte vielleicht mehr dahinter?
    Gewiss nicht, dachte sie. Hazel und Tim waren glücklich verheiratet, ein wahres Traumpaar. Aber dann fiel Gemma zu ihrem Unbehagen ein, wie selten sie Tim in den letzten Monaten gesehen hatte – ja, schon bevor Gemma aus der Garagenwohnung ausgezogen war, hatte Tim die meisten Abende nicht zu Hause verbracht. Dass die sonst stets heitere und ausgeglichene Hazel so bestürzt auf ihren Auszug reagiert hatte, war Gemma damals in der Tat merkwürdig vorgekommen, ebenso wie der flehende Ton in ihrer Stimme, als sie Gemma eingeladen hatte, sie nach Schottland zu begleiten.
    Gemma gab sich innerlich einen Ruck. Unsinn. Das war alles Unsinn. Allein die Vorstellung, dass Hazel eine Affäre haben könnte, war absurd. Das kam davon, wenn man zu lange bei der Kriminalpolizei arbeitete – man neigte dazu, alle und jeden zu verdächtigen. Sie vermisste plötzlich Kincaid mit seiner unerschütterlichen Gelassenheit. Er hätte ihr sicherlich gesagt, dass sie drauf und dran war, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.
    Entschlossen, nicht weiter über Hazels Verhalten zu spekulieren und den leichten Anflug von Heimweh zu unterdrücken, den der Gedanke an Duncan in ihr ausgelöst hatte, reichte Gemma Louise ihren Teller. »Das war einfach fantastisch«, sagte sie. »Wenn das so weitergeht, kriege ich in ein paar Tagen meine Knöpfe nicht mehr zu.«
    »Warten Sie ab, bis Sie den Nachtisch gesehen haben«, erwiderte Louise. »Mousse au Chocolat mit Himbeersauce – Johns Spezialität. Möchten Sie dazu einen Kaffee?«
    Gemma antwortete mit einem zustimmenden Murmeln, doch ihre Gedanken waren schon wieder zu Hazel abgeschweift. Wenn sie tatsächlich etwas mit Donald Brodie hatte, wieso hatte sie dann gewollt, dass Gemma sie begleitete?
    Als habe er ihr Interesse registriert, brach Brodie seine Unterhaltung mit Hazel ab und wandte sich ihr zu. »Gemma, wie ich höre, sind Sie keine große Whiskytrinkerin. Das müssen wir unbedingt ändern, wenn Sie schon einmal hier sind.« Er hatte eine angenehm tiefe Stimme, und sein schottischer Akzent klang distinguiert.
    »Ist das ein notwendiger Bestandteil eines echten Highland-Erlebnisses, Mr. Brodie?«
    »Sagen Sie doch bitte Donald zu mir«, korrigierte er sie. »Und aus meiner Sicht ist es ein notwendiger Bestandteil eines jeden Erlebnisses. Ich bin schließlich Brennereibesitzer.«
    Gemma erinnerte sich an den Aperitif und an John Innes’ hintergründigen Kommentar zu dem Whisky, den er serviert hatte. »Benvulin, nicht wahr?«
    Brodie schien erfreut. »Dann hat Hazel es Ihnen wohl schon erzählt. Es ist ein Familienunternehmen, gegründet von einem meiner Vorfahren auf der Brodie-Seite. Man könnte sagen, dass Hazel in der Hinsicht auch erblich vorbelastet ist«, fügte er mit einem
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