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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
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interessiert betrachten. Er war groß und breitschultrig, hatte dichtes, rotbraunes Haar und einen sorgfältig gestutzten rötlichen Bart. Und er starrte Hazel an, die wie vom Donner gerührt dastand.
    Jetzt ging er auf sie zu und streckte die Hand aus. »Hazel!«
    »Donald.« So, wie Hazel seinen Namen aussprach, war es eher eine Feststellung als eine Begrüßung. Als sie keine Anstalten machte, seine Hand zu ergreifen, ließ er sie wieder sinken, und sie standen einander in verlegenem Schweigen gegenüber.
    Während Gemma die Szene beobachtete, wurden ihr plötzlich zwei Dinge klar. Das Erste war, dass Hazel, wie sie jetzt mit leicht geöffnetem Mund und leuchtenden Augen dastand, eine wirklich schöne Frau war und dass ihr das bisher nie aufgefallen war.
    Das Zweite war die Tatsache, dass dieser kräftige Mann in dem rot-schwarz gemusterten Kilt Hazel offensichtlich sehr gut kannte.

2. Kapitel
    Es war wie das Schlimmste, was die schottischen Highlands zu bieten haben, nur schlimmer; kalt, nackt und gemein, kaum Bäume, kaum Heidekraut, überhaupt kaum eine Spur von Leben.
    Robert Louis Stevenson,
    »Reise mit dem Esel durch die Cevennen«
    Carnmore, November 1898
    Livvy stemmte sich mit der Schulter gegen die Küchentür, um gegen den Wind gewappnet zu sein, der mit Urgewalt daran rüttelte, und hob vorsichtig die Klinke an. Doch ihr schmächtiger Körper war der heftigen Bö nicht gewachsen, und ihre Vorbereitungen erwiesen sich als nutzlos. Der heulende Wind erfasste die Tür und schleuderte sie ihr entgegen, riss sie mit wie eine Stoffpuppe.
    Sie stürzte auf die Steinfliesen, und die eisige Luft drang beißend in ihre Lungen. Mit aller Kraft stemmte sie sich hoch und arbeitete sich auf Händen und Knien hinter dem dürftigen Schutzschild der Tür hervor. Der Schnee peitschte ihr ins Gesicht und in die Augen, sodass sie kaum etwas erkennen konnte, doch sie kroch weiter voran, mit gesenktem Kopf, den Blick unverwandt auf das dunkle Bündel gerichtet, das vor den Verandastufen lag. »Charles?«, rief sie, doch ihre Stimme war nur ein Krächzen, das der Wind sogleich davontrug. Keine Antwort.
    Je näher sie kam, desto mehr Einzelheiten konnte sie erkennen: Die dunkle Gestalt hatte die Größe und Form eines Menschen – das Dunkle war ein Mantel, mit Raureif überzogen. Außer sich vor Sorge wühlte sie sich durch die Schneewehe, die sich unter dem Küchenfenster angehäuft hatte.
    Der Mann lag zusammengerollt am Fuß der Treppe, den Kopf unter den Armen verborgen. »Charles!« Livvy rüttelte an seiner Schulter, rollte ihn halb auf den Rücken, um sein Gesicht sehen zu können, und strich ihm die nassen, kalten Haarsträhnen aus der Stirn. Seine Haut war blau angelaufen, die Wimpern mit winzigen Eiskristallen durchsetzt, aber sie sah, dass seine Lippen sich bewegten.
    »Ins Haus! Wir müssen dich ins Haus schaffen!«, rief sie und versuchte ihn hochzuheben. Doch seine Glieder waren schlaff, eine tote Last in ihren Armen, und von den Windböen hin- und hergeworfen, fand sie nicht genügend Halt, um ihn die Stufen hinaufschleppen zu können. Sie schob und zerrte, sie redete flehend auf ihn ein, doch durch die Kälte verlor sie allmählich das Gefühl in Händen und Füßen, und ihre Bewegungen wurden immer unbeholfener.
    Schließlich sank sie erschöpft in den Schnee. »Charles, o Charles!«, schluchzte sie und wischte sich über die Wangen, wo ihre Tränen im Nu zu Eis gefroren. Dann schluckte sie krampfhaft und nahm all ihre Entschlossenheit zusammen. Er hatte es mit letzter Kraft bis nach Hause geschafft – wie, das wusste Gott allein –, und jetzt hing alles von ihr ab.
    Doch sie musste Hilfe holen, sonst würde er hier erfrieren, und sie mit ihm.
    Gemma rückte unauffällig ein wenig von dem jungen Mann neben ihr ab, dessen warmes Knie sie an ihrem Oberschenkel spürte, und lächelte ihn höflich an. Nicht dass er mit ihr geflirtet hätte – zumindest hoffte sie das sehr. Aber für die Dauer des Wochenend-Kochkurses waren die kleinen quadratischen Tische, an denen die Gäste normalerweise nach Zimmern getrennt frühstückten, zusammengerückt worden, und so saßen nun die sechs Personen, die sich zum Abendessen versammelt hatten, ein wenig dichter gedrängt, als es Gemma behagte. Das Zimmer war zudem überheizt, und wenngleich das Kohlenfeuer, das im Kamin loderte, für eine gemütliche Atmosphäre sorgte, waren die Gesichter rings um den Tisch alle von einem feuchten Glanz überzogen.
    Zweifellos war
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