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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
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wir könnten noch das eine oder andere besprechen, bevor wir morgen mit dem Kurs anfangen.«
    Gemma stand mit den anderen auf, während sich um den Tisch herum zustimmendes Gemurmel erhob. Sie war froh, der beengenden Atmosphäre des Esszimmers zu entkommen. An der Tür holte sie Hazel ein. Sie hätte ihr gerne ein paar vertrauliche Worte ins Ohr geflüstert, doch sie musste feststellen, dass Donald Brodies massive Gestalt ihr plötzlich den Weg versperrte. Er duftete leicht nach Rasierwasser, Wein und warmer Wolle, und bevor sie in die Diele hinaustraten, sah Gemma gerade noch, wie er Hazel die Hand auf die Schulter legte.
    Duncan Kincaid bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge, die an der Haltestelle Notting Hill aus der U-Bahn quoll, und sprang leichtfüßig die Stufen hinauf. In der Geschäftsebene angelangt, blieb er automatisch vor dem Blumenstand stehen, um das vielfarbige Meer von Tulpen zu betrachten. Oft brachte er Gemma freitags nach der Arbeit von unterwegs einen Strauß mit, und Tulpen waren ihre Lieblingsblumen.
    Aber dann fiel ihm ein, dass Gemma ja das ganze Wochenende weg war, und er ging unverrichteter Dinge weiter. Er und die Jungen würden das Haus für sich haben – eine gute Gelegenheit, sich mal wieder in Männersolidarität zu üben, wie Gemma scherzhaft bemerkt hatte. Und er war entschlossen, das Beste daraus zu machen. Heute Abend ein Video mit Kit, morgen Fußball im Park und am Sonntag ein Besuch in Tobys über alles geliebtem Zoo. Das Wetter würde voraussichtlich mitspielen, und den Papierkram hatte er in seinem Büro in Scotland Yard gelassen – sein Sergeant Doug Cullen würde sich darum kümmern.
    Insgesamt gar keine so schlechten Aussichten, dachte er, als er aus der U-Bahnstation auf die Straße trat. Und doch gab es ihm einen kleinen Stich, als er an der Pizzeria an der Kreuzung von Pembridge Road und Kensington Park Road vorbeikam. Das
Calzone
war Gemmas Lieblingsrestaurant im Viertel, ideal für ein gemütliches Essen zu zweit – wenn sie einmal, was selten genug vorkam, ohne die Kinder ausgehen konnten.
    Er ging die Ladbroke Road entlang und genoss den milden Maiabend und die Atmosphäre gespannter Erwartung, die in London stets in der Luft zu liegen schien, wenn das Wochenende nahte. Die Bäume standen voll im Laub, und das blasse Smaragdgrün des Frühlings begann schon in das sattere Dunkelgrün des Frühsommers überzugehen; in Blumenkästen und Vorgärten waren jedoch immer noch ein paar späte Tulpen zu sehen.
    Als er am Polizeirevier Notting Hill vorbeikam, wohin Gemma jetzt versetzt worden war, dachte er daran, wie schwer es ihm gefallen war, sich an die Arbeit ohne sie zu gewöhnen. Sicher, die Veränderung hatte ihnen die Möglichkeit eröffnet zusammenzuziehen, was ihre Beziehungin vielerlei Hinsicht vertieft hatte, doch er hatte auch festgestellt, dass er das Teamgefühl vermisste, das die nicht immer einfache gemeinsame Ermittlungsarbeit mit sich gebracht hatte. Zusammen zu wohnen war nun einmal nicht dasselbe.
    Nun ja, sagte er sich, das Leben war eben voller Veränderungen, und für alles gab es irgendwo einen Ausgleich. Vor die Wahl gestellt, hätte er den jetzigen Zustand gewiss nicht gegen den früheren eintauschen wollen. Er schüttelte den leisen Anflug von Unzufriedenheit ab, bog in St. John’s Gardens ein und eilte mit schnelleren Schritten dem Haus zu.
    Der Schein der Abendsonne hob den Kontrast zwischen dem weißen Anstrich und den dunkelroten Ziegeln noch stärker hervor, und das Kirschrot der Haustür leuchtete besonders einladend. Kincaid nahm die Post aus dem Briefkasten und schloss die Tür auf. In der Diele blieb er einen Moment stehen, bis er die ungewöhnlichen Düfte identifiziert hatte, die ihm aus der Küche entgegenwehten. Karibische Gewürze – Wesley war also noch da, und offensichtlich kochte er gerade.
    Der Fall, der Kincaid und Gemma im vorigen Winter beschäftigt hatte, war mit einem tragischen Verlust für die beiden zu Ende gegangen, doch er hatte ihnen auch die Bekanntschaft mit Wesley Howard gebracht. Der junge Mann studierte an der Universität, war leidenschaftlicher Fotograf und verdiente sich nebenbei ein paar Pfund in einem Café in Notting Hill. In den vergangenen Monaten hatte er sich zudem zu einem unkonventionellen und inoffiziellen Teilzeit-Betreuer für Duncans und Gemmas Kinder entwickelt.
    Ein rhythmisches Klicken auf den Bodenfliesen kündigte den Auftritt von Geordie an, ihrem – oder vielmehr Gemmas –
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