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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde?
Autoren: Judith Arnold
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Haus wieder verkaufen. Mach dir keine Sorgen.”
    Nancy wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und nahm Martha fest in die Arme. “Erzähl mir nicht, wann ich mich sorgen soll und wann nicht. Das entscheide ich nämlich selbst. Versprich mir nur, dass du dich nie wieder in jemanden verlieben wirst, für den du arbeitest.”
    “Dann findest du also auch, dass es eine Dummheit war?”
    “Klar war es eine Dummheit.” Nancy tätschelte ihrer Schwester den Rücken. “Die Sache ist nur die, dass einige Leute es nicht verstehen, aus einer Dummheit das Beste zu machen. Unglücklicherweise gehörst du zu diesen Leuten.”

11. KAPITEL
    Dies ist das letzte Mal! schwor Blake sich, als er langsam durch die Straße fuhr, in der Martha wohnte. Im letzten Monat war er ein Dutzend Mal an ihrem Haus vorbeigefahren, und allmählich kam er sich wie ein Lüstling vor, der einer Frau auflauerte.
    Aber er lauerte Martha nicht auf. Er fuhr einfach nur durch ihre Straße. Schon wieder.
    Es war mittlerweile Anfang März – der Frühling lag in der Luft, endlich. Normalerweise machten die Winter Blake nicht sehr viel aus. Dieses Jahr aber war der Winter eine Qual gewesen, nasskalt, grau und einsam, eine endlose Düsternis. Blake hatte melancholische Stimmungen nie gekannt, aber im Januar war er so deprimiert gewesen, dass er sich die meiste Zeit brütend in seinem Büro einigelte. Bis der besorgte Doug ihn sich eines Tages vorknöpfte. “Was ist bloß los mit Ihnen, Blake? Die Firma boomt, und Sie laufen herum, als würden Sie um jemanden trauern!”
    “Mein Liebesleben ist im Eimer”, war es ihm herausgerutscht, worauf Doug ihm beflissen anbot, ihm eine seiner “Bekannten” vorzustellen. Er selbst sei voll ausgelastet und würde ihm gern eine der Ladys abtreten. Es hatte Blake die Sprache verschlagen. Sein Marketingchef ein Casanova und Partnervermittler, welch eine Ironie! Es wäre die pure Vergeudung gewesen, ihn mit Martha zusammenzubringen. Als Doug ihn damit zu trösten versuchte, dass die meisten Frauen es nicht wert seien, dass man ihnen nachtrauerte, hätte er ihm fast eine geklebt.
    Überhaupt war Doug ihm mächtig auf die Nerven gegangen. Hatte sich in einem fort über den unfähigen neuen Buchhalter beklagt und ihm vorgeworfen, dass er Martha einfach so hatte gehen lassen.
    Was hätte er sonst tun sollen? Sie zum Bleiben zwingen? Die Frau, der er das Herz gebrochen hatte? Langsam fuhr er an den kleinen Vorgärten vorbei. Zum ersten Mal seit Langem schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, und obwohl es dafür eigentlich noch zu kalt war, hatte Blake der Verlockung nicht widerstehen können und fuhr mit heruntergeklapptem Verdeck.
    Zwei Monate waren seit Marthas Kündigung vergangen, und er hatte keine Ahnung, wo sie jetzt arbeitete. Dass sie nach Boston zu ihrer alten Firma zurückgegangen war, hielt er für unwahrscheinlich, denn sonst hätte er ein Schild mit der Aufschrift “Zu verkaufen” vor ihrem Haus gesehen.
    Was würde er tun, wenn er sie sah – beim Laubharken vielleicht oder mit Lucy im Aufbruch zu einem Spaziergang? Würde er “Hallo, wie geht’s?” sagen, locker und freundlich wie zu einer alten Bekannten? Er war sich nicht sicher, ob er das hinkriegen würde. Vielleicht würde ihr Anblick ihn so antörnen, dass ihm etwas total Dummes herausrutschen würde, wie zum Beispiel: “Wie wär’s mit einem Date, zur Erinnerung an gute Zeiten?” Oder er würde sentimental werden und ihr sagen, dass er sie vermisste. Eine winzig kleine Gefühlsäußerung, die Martha wahrscheinlich als Liebesgeständnis deuten würde. Natürlich vermisste er sie – er vermisste ihre Intelligenz, die Art, wie sie ihn beruflich inspirierte und anspornte, und die Gespräche mit ihr, ihr Lachen, ihre Küsse, ihren Duft, ihre Leidenschaft und Hingabe. Mit Liebe hatte das alles nichts zu tun. Aber Martha würde das denken. Frauen neigten zu solchen Missverständnissen.
    Zum Glück war sie nicht draußen, womit die Frage, was er sagen oder tun würde, sich erübrigte. Er fuhr langsamer und hielt, starrte zu dem hübschen kleinen Haus hinüber und fragte sich, was zum Teufel er hier suchte. Von drinnen hörte er gedämpftes Hundegebell. Wie hieß noch ihr Hund? Lucy?
    Das Gebell hörte nicht auf. Lucy war ein pflichtbewusster Wachhund, das musste man sagen. Blake stellte den Motor ab. Jetzt, da er es deutlicher hörte, klang das Gekläff nicht mehr energisch und warnend, sondern eher verzweifelt. Als ob Lucy in Panik
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