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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate!
Autoren: Anne Gracie
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“Machen wir eine kleine Runde?” Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging er los und raunte ihr zu: “Carstairs hat mir alles erzählt. Wir werden es diesen gemeinen Klatschmäulern gehörig zeigen.”
    Wellington ging langsam auf die Menge zu, die näher drängte, eifrig darauf bedacht, mit dem großen Feldherrn ins Gespräch zu kommen. Er stellte Kate vor und erzählte dem einen, dass er ein Freund ihrer Familie sei, dem anderen, dass England sich glücklich schätzen könne, eine Heldin wie Miss Farleigh zu haben.
    Bald waren sie von einer Gruppe von älteren Damen umringt, von denen eine sich bei Kate einhängte und ihr damit offen Unterstützung bot. Kate zwinkerte überrascht. Die Frau war ihr fremd.
    Sie beugte sich zu Kate. “Lady Charlotte, meine Liebe. Es tut mir ja so leid … wenn ich geahnt hätte … aber wir waren im Kartenzimmer und hörten erst jetzt, was passierte.” Sie deutete auf ihre Begleiterinnen. Kate erkannte Lady Courtney und einige andere, doch diese vor Juwelen glitzernde Dame war ihr fremd.
    Als sie Kates Verwirrung bemerkte, sagte die Unbekannte: “Ich bin Arnold Benthams Mutter – meinen Neffen Francis kennen Sie ja.” Als Kate nickte, fuhr sie fort: “Sie haben meinem Arnold das Leben gerettet. Dafür ist Ihnen meine immerwährende Freundschaft und Unterstützung wie auch die der anderen Damen gewiss.”
    Langsam machte Kate die Runde im ganzen Raum; auf einer Seite begleitet von Wellington, auf der anderen von Damen, die zu den Spitzen der Gesellschaft zählten. Noch immer wie benommen von dieser glücklichen Wendung, nickte und lächelte und knickste sie, ohne richtig wahrzunehmen, wen sie traf und wer ihre Hand drückte.
    Jack war ständig ein paar Schritte hinter ihr. Sie spürte seine Gegenwart und seine Kraft. Über die Schulter hinweg sah sie zu ihm hin. Ihr Blicke trafen sich zärtlich, doch wurde sie weitergeschoben, umringt von der Menge, die mit dem großen Wellington und seinem Schützling bekannt werden wollte.
    Kate konnte es kaum glauben. Aus einem Albtraum gerissen, erlebte sie nun einen Triumph am Arm von Englands größtem lebendem Helden. Doch war es Jack, der sie gerettet hatte. Er hatte gesellschaftliche Ächtung riskiert, indem er sich in aller Öffentlichkeit zu ihr bekannte. Jack, der Einsiedler, der sich vor der Welt versteckt hatte, war gekommen und hatte mit ihr getanzt, als niemand sie auch nur eines Blickes für würdig befand.
    Kate warf einen Blick zurück. Er war verschwunden. Er hatte ihr in der Not beigestanden und würde sie doch im Moment des Triumphes nicht verlassen? Wusste er denn nicht, dass das alles ihr nichts bedeutete, wenn er nicht bei ihr war?
    Sie hielt Francis' Blick über viele Köpfe hinweg in einer stummen Frage fest. Seine Antwort aber war ein ernster Blick, gefolgt von einem Achselzucken und Kopfschütteln. Kate sah es erschrocken. Jack war fort. Aber warum?
    Schweren Herzens wandte Kate sich daraufhin wieder den hohlen Phrasen der Gratulanten und Schmeichler zu.
    “Was heißt, sie ist fort? Hat sie London verlassen?” Jack fragte es mit bleicher Miene.
    Lady Cahill sah ihn voller Mitgefühl an, um sofort ihr Herz zu verhärten. Er hatte sich wie ein Tor benommen.
    “Wohin wollte sie?”
    “Zurück in ihr Dorf.”
    “Wie hast du das zulassen können?” Wieder stand er auf und lief auf und ab. Plötzlich blickte er sie scharf an.
    “Wer begleitet sie? Wie gelangt sie dorthin?”
    Seine Großmutter reagierte mit einem Achselzucken.
    “Du hast sie allein gehen lassen!”, rief er.
    “Jack, ich wurde nicht gefragt. Kate ist bei Tagesanbruch auf und davon.”
    “Wie reist sie?”
    “Keine Ahnung. Mit der Postkutsche, denke ich.”
    “Allmächtiger! Weiß sie nicht, welchen Gefahren sie sich aussetzt? Räuber, Wegelagerer und Unfälle …” Fluchend stürzte er hinaus.
    Lady Cahill lehnte sich mit befriedigtem Schmunzeln zurück.
    “Was bilden Sie sich eigentlich ein?”
    Er brüllte es so laut, dass Kate fast ihren Korb mit den frisch geschnittenen Forsythienzweigen fallen ließ, obwohl ihr der Ton vertraut war. Sie blickte sich um. Jack Carstairs saß auf einem schäumenden Pferd und musterte sie finster.
    Er sah schrecklich aus, über und über mit Schmutz bedeckt und unrasiert. Ihr Blick wurde weich. Sie schloss das Gartentor und sah um sich. Der schmale Feldweg war nicht ganz verlassen, da in Hörweite Farmleute an der Arbeit waren. Ihretwegen blickte sie lächelnd zu ihm auf.
    “Guten Tag, Mr. Carstairs”,
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