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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate!
Autoren: Anne Gracie
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Verlobten zustehen.”
    Sein Befehlston, in jahrelangem Armeedienst erworben, tat seine Wirkung. Julias Vater tat verlegen ein paar Schritte auf die Tür zu.
    “Aber …”, setzte Julia an.
    “Was mich betrifft, so ist die Verlobung noch nicht gelöst. Es ist mein gutes Recht, persönlich davon in Kenntnis gesetzt zu werden.” Wieder bedeutete Jack Julias Vater zu gehen. Als er das Zögern und die Besorgnis Sir Phillips sah, verzog er spöttisch die Lippen und sagte: “Seien Sie versichert, Davenport, dass ich trotz aller Veränderungen noch immer ein Gentleman bin. Ihre Tochter ist bei mir sicher.”
    Sir Phillip ging und ließ seine verlegene, wütende Tochter zurück. Schweigen trat ein, in dem das Rascheln ihrer Röcke das einzige Geräusch bildete, als Julia den Raum mit raschen und anmutigen Schritten zu durchqueren begann. Dabei brachten ihre geschmeidigen Bewegungen ihren vollkommenen Körper raffiniert zur Geltung, Kleid und Frisur waren modisch und elegant und der Schmuck an ihrem zarten Hals und an den feingliedrigen Handgelenken edel und kostbar. Schließlich setzte sie zum Sprechen an.
    “Es tut mir leid, wenn du etwas hörtest, das dir missfiel, Jack, aber du kennst ja das Sprichwort vom Lauscher an der Wand.” Es folgte ein lässiges Achselzucken, als sie zum Fenster glitt und dort stehen blieb, scheinbar völlig in den Anblick des Parks versunken.
    Jacks Gesicht verriet Ingrimm. Die Narbe, die sich gezackt über seine Wange zog, hob sich frisch und rot von seiner Blässe ab.
    “Verdammt, Julia, du hättest es mir zumindest ins Gesicht – oder was davon übrig ist – sagen können”, entgegnete er verbittert. “Schließlich bin ich nicht zuletzt deinetwegen in diese Situation geraten.”
    Sie drehte sich verwundert um. “Aber, Jack, willst du mir etwa die Schuld geben?”
    Um seine Lippen zuckte es ironisch. “Vielleicht nicht direkt. Aber als mein Vater mir befahl, unsere Verlobung zu beenden, hast du mich angefleht, standhaft zu bleiben.”
    “Aber woher hätte ich wissen sollen, dass dieser schreckliche alte Mann dich tatsächlich enterben würde?”
    Sein Ton war kühl, sein Blick eisig. “Der schreckliche alte Mann war mein Vater, und ich sagte es dir voraus.”
    “Aber er hat dich so geliebt! Ich war sicher, es sei nur ein Bluff, damit du nach seiner Pfeife tanzt.”
    Sein Ton war hart. “Wie du weißt, ging ich aus diesem Grund zur Armee.”
    Sie betrachtete ihn von oben bis unten, wobei sie die narbige Wange und das steife Bein geflissentlich übersah.
    “Ja, und das war dein Unglück!” Sie wich seinem Blick aus.
    Eingedenk dessen, was sie zu ihrem Vater gesagt hatte, schwieg er. “Vermutlich werde ich nie wieder tanzen oder reiten können.”
    “Richtig”, sagte sie. “Und ob die grässliche Narbe verblassen wird, bezweifle ich sehr.”
    Sie merkte, wie gefühllos ihre Antwort war. “Ach, verzeih, Jack, aber du warst der attraktivste Mann von ganz London, ehe das da passierte.” Sie deutete auf die Narbe.
    Mit jedem Wort zeigte sie mehr von ihrem wahren Wesen. Jack fühlte Schmerz und Wut in sich aufsteigen. Diesem schönen, leeren Geschöpf zuliebe hatte er sich seinem Vater entfremdet. Wie Julia hatte er nie geglaubt, sein Vater würde ihn wirklich enterben, doch war dieser unversöhnt gestorben. Und das war es, was Jack tiefer schmerzte als der Verlust seines Vermögens.
    Unter seiner unbarmherzigen Musterung begann Julia sich unbehaglich zu fühlen. Sie ging ein paar Schritte ziellos durch den Raum, nahm geistesabwesend dies und das zur Hand, stellte es hin und nahm ihren rastlosen Rundgang wieder auf.
    Jack beobachtete sie. Er dachte daran, wie die Erinnerung an ihre Anmut und Schönheit ihn in den schlimmsten Augenblicken seines Lebens aufrecht gehalten hatte. In der staubigen Hitze Spaniens, inmitten der Schlachtfelder, war ihm dieses reizvolle Geschöpf wie ein Traum erschienen. Und etwas anderes war es auch nicht, sagte er sich jetzt spöttisch. Die Wirklichkeit war dieses eitle und hohle Frauenzimmer.
    “Sei doch ehrlich, Jack.” Sie drehte sich um und blieb vor ihm stehen. “Du bist nicht mehr der Mann, den ich heiraten wollte. Kannst du mir das Leben bieten, das wir planten? Nein.”
    Sie zog die Schultern hoch. “Es tut mir leid, Jack. So schmerzlich es für uns beide ist, aber du musst einsehen, dass es nicht geht.”
    “Was geht nicht?”, gab er sarkastisch zurück. “Der Verlust meines Vermögens? Mein entstelltes Gesicht? Oder die Vorstellung,
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