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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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Prolog
    Erkannt
     
    Maurice ging nervös auf und ab. Hoffentlich kam Laura bald! Er musste ihr sein Wissen mitteilen, bevor es zu spät war. Er hatte es nicht geradlinig hinausposaunen können, dazu brauchte es diesen abgeschiedenen Platz, fern von allen unerwünscht mitlauschenden Ohren.
    Den Platz hatte er bereits gesichert, er wartete jetzt nur noch auf die junge Menschenfrau. Die Erkenntnis lähmte ihn beinahe, und er konnte es kaum mehr erwarten, sie zu teilen. Natürlich konnte er Cedrics Ärger nachvollziehen, dass er die Information dem Sucher-Kollegen vorenthalten musste und zunächst nur Laura mitteilen konnte. Doch wenn Cedric die Wahrheit wüsste, würde er Maurices Vorgehensweise verstehen. Gerade die Sucher durften es noch nicht erfahren ...
    Lange genug hatte Maurice sich unter seiner Tarnung versteckt, hatte das Unheil nahen sehen und sich deswegen mehr und mehr an Norbert Rimmzahn gehalten, aber leider dessen Fall nicht aufhalten können. Der Sucher Nummer zwei – der Mann mit dem besten Gespür: Das war er. Jeder der fünf hatte seine Qualitäten, und seine bestanden darin, den Schattenlord aufzuspüren. Und er besaß einen untrüglichen Instinkt für bedeutende Zusammenhänge.
    Dass er auf einmal so die Wahrheit herausfinden würde, und das ausgerechnet durch Norbert – das hätte er niemals erwartet. Und dummerweise hatte er sich kurz vorher offenbart. Hätte er nur ein wenig gewartet! Er hätte die Wahrheit vermitteln können, ohne dass es jemand mitbekommen hätte.
    Nun bestand allerhöchste Gefahr. In erster Linie für Laura, weil sie von großer Bedeutung für den Schattenlord war. Gerade deshalb musste er gleich mit ihr reden. Sie musste sich vorbereiten, sie musste gewappnet sein für den nächsten Angriff. Und der stand kurz bevor.
     
    Der in der Larve eines Franzosen auftretende Elf erinnerte sich mit glasklarer Schärfe, als wäre es gerade eben erst geschehen, an jene Begegnung vor vier Monaten, die alles ins Rollen gebracht hatte.
    Sie trafen sich am Rand der Ebenen zwischen Blättern und Tautropfen, dort, wo die Faune den Hohlraum für ihre Flöten sammelten, um darin die Töne zur Verzauberung der Frauen einzufangen.
    Auf den ersten Blick unterschieden sie sich nicht voneinander, denn alle trugen lange dunkle Umhänge mit übergeschlagenen Kapuzen und darunter filigrane Masken aus Porzellan, Metall und sogar Kristall. Sie offenbarten einander nicht ihre Namen, denn das konnte sie in große Gefahr bringen.
    Niemand durfte wissen, dass es diese Vereinigung gab.
    Niemand durfte wissen, wonach sie suchten.
    Knisternd floss die Magie über ihre Umhänge, die Atmosphäre um sie herum flackerte in hellbeigen und orangefarbenen Tönen.
    Über ihnen, am Rand der Zone, schillerte wie ein riesiger Glasmond ein Tautropfen, der sich im freien Fall befand.
    Sie waren zum damaligen Zeitpunkt schon lange nicht mehr zusammengetreten, und er, der Zweite Sucher, hatte darum gebeten. Für die anderen war dies plötzlich gekommen, und sie waren noch erstaunter, als er ihnen etwas eröffnete, an das niemand mehr so recht hatte glauben wollen.
    Ich glaube, ich habe ihn gefunden.
    Er hatte Misstrauen hervorgerufen, was verständlich war nach all den Jahrtausenden vergeblicher Suche. Doch war es nicht genau das Ziel gewesen? Ihre Überraschung war seiner Ansicht nach überzogen gewesen, hatten sie ihre Suche etwa nicht mehr ernst genommen?
    »Wer ist er?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Nun gut, darauf mussten sie verärgert reagieren. Dennoch war er seiner Sache sicher gewesen.
    »Ein eiskalter Hauch des Bösen umfing mich, als ich den Hilferuf empfing, und ich erkannte sofort etwas Einzigartiges, das mit nichts zu vergleichen ist. Deswegen wurde ich ausgewählt, weil es meine besondere Begabung ist.«
    Der Hilferuf aus Innistìr war es gewesen; und der Zweite Sucher hatte mit untrüglicher Sicherheit gewusst, dass er sich nicht irrte. Davon hatte er die anderen schließlich überzeugen können. Dass er benutzt worden war, getäuscht und manipuliert, das hatte er erst jetzt begriffen, und es hatte ihn zutiefst erschüttert.
    Seine Schuld war es, wie alles gekommen war. Immerhin konnte er sich damit trösten, dass Innistìr völlig abgeschottet war. Dennoch. Er hatte den anderen den verhängnisvollen Vorschlag unterbreitet.
    Und das Verhängnis nahm seinen Lauf ...
     
    Ja, benutzt war er worden, ausgetrickst, und er hatte es nicht geahnt. Erst jetzt hatte er begriffen, und das hoffentlich nicht zu spät. Es
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