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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate!
Autoren: Anne Gracie
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meine Liebe”, raunte er ihr zu, als er sich aufrichtete. “Wir werden allen zeigen, dass ein alter Krüppel und eine Kriegsheldin sich niederträchtigem Klatsch nicht beugen.”
    Er nickte den Musikern zu. Kate folgte seinem Blick. Sir Toby stand mit entschlossener Miene hinter dem Orchester und winkte ihnen zu. Die Musik setzte ein.
    Kates Augen wurden feucht, als sie in Jacks Gesicht aufblickte. Allem hätte sie widerstehen können – Spott, Verachtung, Ablehnung. Aber seine Güte hatte sie besiegt.
    Entschlossen brachte Jack die komplizierten Schrittfolgen hinter sich, wenn auch sein verwundetes Bein seine Bewegungen unbeholfen wirken ließ. Kate bewegte sich umso anmutiger und glich nach Möglichkeit sein Gebrechen aus.
    Jack sah sie unverwandt an. Sie hielt den Kopf hoch, keiner der Umstehenden konnte ihre Tränen sehen.
    Der Ballsaal hätte menschenleer sein können, so still war es. Nur die Musik war zu hören, Jacks schwerer Schritt und das leise Huschen von Kates Satinslippern. Dann setzte leises Geraune ein.
    Diesem Tanz folgte sofort der nächste, doch als dieser sich dem Ende zuneigte, murmelte Jack: “Zwei Tänze sind für mich das Äußerste.”
    Im nächsten Moment hörte sie Francis hinter sich sagen: “Das ist mein Tanz, Miss Farleigh. Carstairs, überlass die Dame mir.” Ohne ihre Antwort abzuwarten, ergriff er Kates Hand zu einem ländlichen Tanz.
    Noch immer wagte sich kein anderes Paar aufs Parkett.
    “Miss Farleigh, würden Sie mir die Ehre des nächsten Tanzes erweisen?” Ein junger Mann beugte sich über Kates Finger. Sein Abendanzug war makellos, ein leerer Ärmel fein säuberlich mit Nadeln zurückgesteckt. Kate starrte ihn verdutzt an.
    “Miss Farleigh, Sie können sich an mich vielleicht nicht erinnern, doch sind wir uns bei Badajoz begegnet. Ich bin Arnold Bentham, Francis Vetter.”
    Kate warf einen Blick auf seinen leeren Ärmel. Der junge Mann lächelte. “Den Arm verlor ich in Salamanca. Den anderen, den Sie in Badajoz retteten, stelle ich Ihnen nun zur Verfügung. Wollen wir?” Mit seinem gesunden Arm führte Arnold Bentham Kate zum nächsten Tanz.
    Zwei andere Paare wagten sich auf die Tanzfläche – Francis und Andrew Lennox mit ihren Partnerinnen. Jack war nirgends zu sehen.
    “Miss Farleigh, darf ich Ihnen meinen Sohn als Partner präsentieren? Dass er außer Übung ist, stört Sie gewiss nicht.” Die wohltönende Stimme stockte.
    Kate drehte sich um und stutzte. Der ihr präsentierte Partner stand ganz ruhig da und lächelte in ihre Richtung. Seine Hand ruhte auf dem Arm einer Frau in mittleren Jahren.
    Kate war erschüttert. Es war zu viel. Diese unerwartete Güte und Unterstützung. Und jetzt dies.
    Vor ihr stand Oliver Greenwood, dem sie bei Torres Vedras beigestanden hatte, als er blutüberströmt hinter die Linien gebracht wurde. In London hatte sie ihn einige Male besucht, doch war er der Allerletzte, den sie auf einem Ball erwartet hätte. Oliver Greenwood war blind.
    “Miss Farleigh, es wäre mir eine große Ehre, wenn Sie mit mir Aufstellung nehmen würden”, sagte Greenwood mit einer Verbeugung.
    Seine Mutter nickte Kate zu, und diese knickste. “Die Ehre ist ganz meinerseits”, flüsterte sie durch einen Tränenschleier und nahm ihren Platz ein. Sofort scharten sich die anderen um sie. Francis, Sir Toby, Lennox und viele ihr Unbekannte mit ihren Partnerinnen, die ihr aufmunternd zulächelten.
    Irgendwie brachten sie den Tanz hinter sich, indem Oliver und die von Tränen geblendete Kate von seinen Kameraden unauffällig in die richtige Richtung gelenkt wurden.
    Als der Tanz endete, war sie nicht die Einzige mit feuchten Augen.
    “Darf ich Sie zu Ihrer Begleiterin bringen, Miss Farleigh?”, fragte Oliver Greenwood.
    “Noch nicht, junger Mann”, ließ sich eine barsche Stimme hinter ihnen vernehmen. “Erst möchte ich mit dieser jungen Dame ein wenig plaudern.”
    “Sir!” Alle jungen Offiziere nahmen sofort Haltung an.
    Kate drehte sich um. Jack und ein kleiner, schmächtiger Mann in schlichtem Dunkelblau kamen auf sie zu.
    “Mylord!”, stieß sie atemlos hervor, um in einem Knicks zu versinken.
    “Mir scheint, die kleine Kate Farleigh zieht meine Offiziere wie ein Magnet an”, sagte der Marquis of Wellington, der sich lächelnd verbeugte und Kate die Hand küsste. Ein Raunen ging durch den Raum.
    “Ich kannte Ihren Vater, meine Liebe. Ein guter Mann. Auch Ihre Brüder … tapfere Burschen. Sie wären stolz auf Sie.”
    Er nahm ihren Arm.
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