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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate!
Autoren: Anne Gracie
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es aus dem Haar fällt.” Das Mädchen wandte seine ganze Überredungskunst auf, aber Kate ließ sich nicht erweichen, sodass Dora nachgab und sagte, auch ohne Blumen sehe sie sehr elegant aus und würde an diesem Abend gewiss großen Erfolg haben.
    Kate rümpfte die Nase. Natürlich. Erfolg war das Wichtigste. Wie hatte sie das vergessen können? Sie hatte versucht, nicht an andere Dinge zu denken und sich nicht zu fragen, was sich auf Sevenoakes abspielte. Einen Vorteil hatte das hektische Gesellschaftsleben – man fand keine Zeit zum Grübeln. Sie wollte auch heute einen Ball besuchen, und es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie auch nur ein einziges Mal Gelegenheit haben würde, an Jack zu denken.
    Jack lehnte mit verschränkten Armen an einer Säule, finster vor sich hinstarrend, aber nicht imstande, sich loszureißen. Es war Francis' Idee, diesen Ball gleich am Abend nach ihrer Ankunft in London zu besuchen, und Jack hatte es sofort bereut, als er gekommen war und Kate erblickte. Sie drehte sich anmutig im Tanz und blickte, den Kopf in den Nacken gelegt, mit spitzbübischem Lachen in die Augen eines jungen, reichen Titelerben, den Jack von der Schule her kannte.
    “Verdammt!”, stieß er an Francis gewendet hervor. “Wieso tanzt sie mit diesem Fenchurch? Noch dazu in diesem Kleid!” Jack konnte wie Kates Partner und viele andere Gentlemen den Blick kaum von den verlockenden Rundungen wenden, die ihr Dekolleté freigab.
    Francis, der Jacks verdrossene Miene belustigt registrierte, sagte beiläufig: “Netter Kerl, dieser Fenchurch. Kate tut gut daran, ihn zu ermutigen. Besser könnte sie es gar nicht treffen.”
    Jack ließ ein Brummen hören und verbarg die geballten Fäuste in den Taschen.
    “Halte dich gerade, mein Junge, und nimm die Hände aus den Taschen! Möchte wissen, wie man an so aufreizend engen Hosen noch Taschen anbringen kann.”
    Jack seufzte. “Guten Abend, Großmama.” Er drehte sich zu ihr um und verbeugte sich. Als sie ihn abschätzend musterte, fand sie ihn viel besser aussehend als beim letzten Mal.
    “Hast du meinen Schützling gesehen?”, fragte sie lächelnd.
    Wieder ließ Jack ein Brummen hören.
    “Kate sieht zauberhaft aus.” Sie hob ihr Lorgnon ans Auge. “Mit wem tanzt sie gerade?”
    “Mit Fenchurch.”
    Lady Cahill hatte wieder Grund zur Genugtuung. Er hatte sich nicht einmal umdrehen müssen.
    “Fenchurch? Ein gut aussehender Bursche, aber alle ihre Verehrer sehen gut aus. Kate ist überaus beliebt. Ihre Tanzkarte war schon nach den ersten zehn Minuten voll. Ich fürchte, sie hätte nicht mal für dich einen Tanz übrig. Aber fragen könntest du sie.”
    Auf sein unwilliges Schnauben hin fuhr Lady Cahill unbeirrt fort: “Ach, sieh doch, jetzt ist der Tanz zu Ende, und alles beeilt sich, ihr einen Stuhl und Erfrischungen zu bringen. Tja, sie ist ein großer Erfolg. Aber ich rede und rede … Jack, was führt dich nach London?”
    Ihr Lieblingsenkel murmelte etwas Unverständliches und wandte sich missmutig zum Gehen. Kate war unbestritten ein Erfolg. Und er war grundlos wütend. Er war besorgt nach London geeilt, um ein armes, schutzloses Mädchen davor zu bewahren, von der Gesellschaft geschnitten und gedemütigt zu werden, und traf sie gut gelaunt inmitten eines Schwarmes von Verehrern an! Ihre Tanzkarte war so voll, dass sie ihm nicht einen einzigen Tanz gewähren konnte. Nun, er hatte nicht die Absicht, sich unter ihre Bewunderer zu mischen! Hinter einer Säule hervor beobachtete er sie finster.
    Als Kate Jack eintreten sah, drohte ihr Herz stillzustehen. Mechanisch brachte sie den Kotillon hinter sich, während sie sich ständig fragte, warum er wohl gekommen war und wie lange es dauern würde, bis er sie bemerkte. Würde ihm ihre Aufmachung gefallen? Würde er sie um einen Tanz bitten? Nun erst merkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
    Sie zwang sich, ihn nicht anzublicken, und ging auf die Scherze ihres Partners lachend ein, ohne richtig zu hören, was er sagte. Der Tanz würde bald ein Ende haben, dann würde Jack zu ihr kommen. Sie wagte einen flüchtigen Blick in seine Richtung.
    Und erschrak. Er starrte sie direkt an. Sein Blick schien sie zu versengen, und sie las in seiner Miene ihr Verdammungsurteil. Als sie strauchelte, musste ihr Partner sie festhalten. Kate fasste sich und tanzte weiter.
    Irgendwie brachte sie den Tanz zu Ende. Sie hatte geglaubt, sich mit Jacks Verdammung abgefunden zu haben, doch sein Anblick war so unerwartet und ihre
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